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„Die Brücke nach Haifa“Junges Theater Leverkusen will Anonymität des Nahost-Konflikts auflösen

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„Die Brücke nach Haifa“ kommt Ende des Monats nach Leverkusen.

„Die Brücke nach Haifa“ kommt Ende des Monats nach Leverkusen.

Ende Oktober wird „Die Brücke nach Haifa“ im Jungen Theater Leverkusen zu sehen sein.

Israelis und Palästinenser bringt Janne Wagler in ihrem Stück „Die Brücke nach Haifa – Notizen einer Reise nach Israel“ zusammen. Oder nein, eigentlich muss sie das nicht, denn diese Situation ist schon längst Alltag: Im Hospiz „French Hospital“ in Jerusalem leben Israelis und Palästinenser zusammen. Sie leben zusammen und sie sterben zusammen.

Das Junge Theater Leverkusen (JTL) präsentiert Waglers Schauspiel Ende Oktober als Gastspiel des Gobelin-Theaters Tübingen. Das JTL habe sich schon in vergangenen Stücken wie „Auch Deutsche unter den Opfern“ mit dem Thema beschäftigt, erklärt Leiter Michael Schmidt. „Wir als Junges Theater stehen für den Kampf gegen Antisemitismus“, so Schmidt. Und weiter: „Kulturschaffende haben sich sehr indifferent zur Situation am 7. Oktober verhalten, das hat uns sehr betroffen gemacht.“

Es ist erschreckend, wie gleichgültig die Menschen auch hier in Leverkusen reagiert haben.
Hans-Jörg Schaefer, „Leverkusener Bündnis gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel“

Hans-Jörg Schaefer vom „Leverkusener Bündnis gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel“, das die Veranstaltung mitorganisiert, spricht vor allem die zunehmende Gleichgültigkeit in Leverkusen an, die ihn besorgt. Zum Gedenken „Ein Jahr 7. Oktober“ seien nur 35 Leverkusenerinnen und Leverkusener erschienen. „Es ist erschreckend, wie gleichgültig die Menschen auch hier in Leverkusen reagiert haben“, so Schaefer.

Das Spiel könne dazubeitragen, dass sich die Gesellschaft weg von der Gleichgültigkeit hin zu Betroffenheit entwickele, hofft Schaefer. Das funktioniere, indem man Identitäten schaffe: „In den Identitäten von Menschen löst sich die Anonymität des fürchterlichen Geschehens auf.“ Das Stück richtet den Blick auf die Menschen, wichtig ist den Organisatoren aber auch zu betonen: „Die Besucher gehen nicht mit einer Lösung für den Nahost-Konflikt hier raus.“

Leverkusen: JTL bringt Schicksäle aus Nah-Ost auf die Bühne

Waglers Spiel soll die Menschen darstellen – ihre Hoffnungen, ihre Ängste. Die Schauspielerin stellt ihre persönlichen Reisenotizen vor. Von 2015 bis 2018 arbeitete sie in einem Altersheim für Holocaust-Überlebende in Haifa und in einem Hospiz in Jerusalem. Sie hat erlebt, was die Menschen hier verbindet und auch, was sie voneinander trennt. „Wagler greift Schicksäle auf und liefert so einen ganz anderen Blick als das Polarisierende, was wir gerade mitbekommen – deswegen ist es gerade aktuell so wichtig“, sagt Michael Rosenfelder vom Bündnis.

Er hofft auch, dass das Theater viele Jugendliche mit dem Stück ansprechen wird. Der Eintritt ist frei, denn die VR-Bank Bergisch Gladbach-Leverkusen und die Bürgerstiftung Leverkusen unterstützen das Projekt finanziell. Eine Reservierung vorab per E-Mail, jungestheaterlev@web.de, ist allerdings notwendig. Die Aufführungen sind am 26. Oktober um 19 Uhr sowie am 27. Oktober jeweils um elf und 17 Uhr.