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„Nie wieder“Mahnwache gegen Antisemitismus unterstreicht Leverkusens Solidarität mit Israel

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In Gedenken für die Opfer des Hamas-Pogroms vor einem Jahr legten Teilnehmer der Mahnwache auf dem Rathausvorplatz einen Davidstern aus Krezen.

In Gedenken für die Opfer des Hamas-Pogroms vor einem Jahr legten Teilnehmer der Mahnwache auf dem Rathausvorplatz einen Davidstern aus Krezen.

Politiker und Einwohner zeigten Solidarität mit Israel und riefen gegen Antisemitismus auf, da sie den in ihrer Stadt wachsen sehen.

„Warum machen wir diese Mahnwache, was bedeutet uns »Nie wieder«?“, fragt der Veranstalter Joshua Kraski in seiner kurzen Ansprache am Dienstagabend auf dem Rathausvorplatz. Auch in Leverkusen wachse der Antisemitismus, nie wieder dürfe es egal sein, wenn Leben und Menschenwürde angegriffen werden. Kraski dankte der Polizei für ihre Anwesenheit.

Um die 50 Leverkusener waren gekommen, um an den Pogrom der Hamas vor einem Jahr am 7. Oktober 2023 zu erinnern. Die Mahnwache wurde um einen Tag verschoben, weil am Tag zuvor Ratssitzung war. Bürger, Freunde Israels und Mitglieder aller demokratischen Parteien im Leverkusener Rat waren vertreten. Für die Stadt redete der Schlebuscher Bezirksbürgermeister Frank Schönberger. Es sei schnell zu einer Täter-Opfer-Umkehr gekommen. Schönberger stellt erhebliche Unterschiede bei den beiden Kriegsparteien fest: Während in Israel Proteste gegen den Krieg und die eigene Regierung liefen, sei das auf der Gegenseite nicht so: „Das sehe ich in Gaza nicht.“

In diese Kerbe schlug die Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Wiese: „Wo sollen wir den stehen, wenn nicht auf der Seite Israels? Ich sehe ganz klar, wer den Konflikt angefangen hat: die Hamas!“ Im Gegensatz zu den Ländern mit islamistischen Regimen gebe es in Israel Demokratie; und die Menschen könnten frei leben. Auch, wenn sie zum Beispiel homosexuell seien.

Die Polizei hatte nicht viel zu tun, sie sorgte für ein gutes Sicherheitsgefühl bei den Teilnehmern der Mahnwache.

Die Polizei hatte nicht viel zu tun, sie sorgte für ein gutes Sicherheitsgefühl bei den Teilnehmern der Mahnwache.

Die Leverkusener FDP-Fraktionsvize Valeska Hansen ging auf die Gegendemonstration ein, die der Leverkusener Rechtsextremist, Putin-Unterstützer und Israel-Gegner Markus Beisicht organisiert hatte. Obwohl früher ein ausgemachter Islam-Gegner, hatte er wieder den Islamisten und vierfach wegen versuchten Mordes verurteilten Bernhard Falk bei seiner Gegen-Demo dabei. „Wir sind anders als die Schreihälse da drüben.“

Hin und wieder blieben Passanten stehen, hörten zu, aber es kamen vereinzelt Männer von der Gegendemonstration, nur einer wagte einen Zwischenruf. Stefan Hebbel, CDU-Fraktionsvorsitzender und OB-Kandidat, sagte: „Was wir machen können, das ist, zu sagen, dass wir keinen Antisemitismus in Leverkusen dulden.“

Das Kaltblütige, das wir bei dem Überfall am 7.10. gesehen haben, war einfach das Böse. Es gibt keine Erklärungen dafür.
Pfarrer Jürgen Dreyer

Oft hört man, dass der Pogrom vor einem Jahr seine Ursachen in der Politik habe, die Israel seit Jahrzehnten gegenüber der Hamas und in Gaza betrieben habe. Der Schlebuscher Pfarrer Jürgen Dreyer ordnete diese Aussage ein: „Das Kaltblütige, das wir bei dem Überfall am 7.10. gesehen haben, war einfach das Böse. Es gibt keine Erklärungen dafür.“ Mit Anwesenden der Mahnwache betete er das Vaterunser, in dem es heißt: Und erlöse uns von dem Bösen. Es war ein würdiger Abschluss der Mahnwache, die nicht einmal eine Stunde gedauert hat. Viele beteten mit.

Es blieb weitgehend ruhig, wenn man davon absieht, dass eine gewisse Lärmkulisse der vom Ton her aggressiven Reden auf der Gegendemonstration in der Friedrich-Ebert-Straße zur ruhigen Mahnwache vor dem Rathaus hinüberschallte. Die Polizei war mit mehreren Mannschaftswagen in die City gekommen, sie achteten auf die Sicherheit der Mahnwache und auf die Einhaltung der Auflagen der Gegendemonstration.