Das Feuer am 24. Oktober bei Dynamit Nobel hatte jetzt einen mehrtägigen Produktionsstopp zur Folge.
Dynamit NobelKessel inzwischen geleert – Mitarbeiter arbeiten wieder in Leverkusen
Nachdem bei Dynamit Nobel im Werk Leverkusen (heute: Axplora) tagelang die Produktion stillgestanden hatte, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder ins Unternehmen zurückgekehrt. Das teilt Dynamit Nobel auf Anfrage der Redaktion am Dienstagnachmittag mit.
In den Tagen zuvor waren die Anzeichen deutlich: Auf dem Mitarbeiterparkplatz am Ende der Kalkstraße in Manfort herrschte weitgehend Leere. Das Werkstor war geschlossen, in der Pförtnerloge saßen keine Wachleute. Der Eingang für Fußgänger war mit Flatterband abgesperrt. Wer eingelassen werden wollte, sollte sich telefonisch melden, eine Nummer war angegeben. Auch für Notfälle war eine Leverkusener Telefonnummer angegeben.
„Ja, wir haben am Donnerstag das Werk heruntergefahren“, hatte der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Pade gesagtt. Im Werk seien während des Produktionsstillstands nur die Mitarbeiter gewesen, die die Infrastruktur aufrechterhielten und eine Notmannschaft, die die neue Notlage bearbeitete.
Die Notlage, die am 7. November zum Produktionsstopp geführt hatte, war eine Folge des Brandes vom 24. Oktober, als am Nachmittag in einer Produktionshalle, die etwa 120 Meter vom Eingang entfernt liegt, ein Feuer ausgebrochen war. Der Brand konnte recht schnell gelöscht werden, aber die Halle war noch nicht zu betreten.
In einem Kessel hatte sich eine Flüssigkeit befunden, die normalerweise nicht mit Sauerstoff in Verbindung kommt, hieß es von Dynamit Nobel. Durch den Brand im Oktober sei der Kessel beschädigt worden, in der Folge sei Sauerstoff mit der Chemikalie in Verbindung gekommen, was zu einer unerwünschten Reaktion geführt habe. Offenbar entstand eine brand- und explosionsgefährliche Mischung.
Spezialisten von der TU Darmstadt in Leverkusen
Von anderer Seite war zu hören, dass die Flüssigkeit bei Erschütterungen gefährlich sein könnte. Eine Feuerwehr-Einheit aus Dortmund sei hinzugezogen worden, die haben einen ferngesteuerten Roboter, den man an den Kessel fahren ließ. Am Donnerstag zogen Behörden deshalb für kurze Zeit eine Sicherheitszone mit 250 Meter Radius um den Kessel. Die Eisenbahnstrecke, die durch den Bahnhof Morsbroich führt, lag zu nah dran und wurde gesperrt. Bald darauf habe man den Kreis verkleinern können, sagt Geschäftsführer Pade am Montag. Am Dienstag dann die gute Nachricht: Der Kessel ist inzwischen geleert.
Am Wochenende habe die Notmannschaft intensiv an der Lage gearbeitet, hatte Pade mitgeteilt. Beteiligt seien Feuerwehrleute aus Leverkusen und Dortmund, eigene Mitarbeiter und Spezialisten der Technischen Universität Darmstadt gewesen. In den Kessel habe man eine Edelgas-Atmosphäre einströmen lassen, mit der der Sauerstoff verdrängt wurde. Ein Lösemittel sei dazugegeben worden, der den Stoff weniger gefährlich machen soll. Man sei sich nicht ganz sicher gewesen, was in dem Kessel entstanden sei.
Immer „Sicherheit zuerst“
Man habe stets nach der Maxime „Safety first“ gehandelt, weshalb man die Produktion heruntergefahren habe. Der Inhalt im Kessel habe sich nicht selbst erwärmt, sagt Pade. Ein sich selbst erwärmender Abfallstoff hatte 2021 zu der Explosionskatastrophe in Currentas Bürriger Sondermüllverbrennungsanlage geführt.
Etwa 100 bis 130 Mitarbeitende seien vom Stopp der Produktion betroffen gewesen, sie konnten seit Donnerstag nicht zur Arbeit ins Leverkusener Dynamit-Werk gehen. Mitarbeitende in administrativen Berufen seien im Home-Office geblieben, sagt Pade.
Bei dem Brand im Oktober wurde die Bevölkerung ausgiebig durch die Feuerwehr vor den Rauchgasen gewarnt. Weder „Warn- noch Gefahrenschwellen“ seien bei den Messungen erreicht und überschritten worden, hieß es von der Stadtverwaltung.