Jedes fünfte Kind lebt in Deutschland in Armut. Der Leverkusener Kinderschutzbund will mit dem Fest, die Rechte von Kindern unterstreichen.
70 Jahre WeltkindertagLeverkusener Kinderschutzbund feiert Kinderfest im Neulandpark
„Wasser Marsch, söns es dat Huus kapott. Mer röcke an met alle Mann. Jeder lösch su jot hä kann“, schallte es als Einlaufmusik des Kindertanzcorps der KG Feuerwehr Opladen auf der Bühne im Neulandpark. Zum 70. Weltkindertag hatte der Kinderschutzbund Leverkusen hier am Sonntag ein Fest ausgerichtet, um einerseits den Heranwachsenden ein buntes Unterhaltungsprogramm zu bieten und andererseits auf die Kinderrechte aufmerksam zu machen.
„Wir reden immer viel über die Kinder, aber so richtig macht keiner was“, stellte Petra Hardt vom Leverkusener Kinderschutzbund am Rande der Veranstaltung fest. Das Thema der Kinderrechte sei nicht nur symbolisch, sondern rücke die Realität ins Bewusstsein: Die Kinderarmut steige stark an und die Jugendämter seien diesbezüglich völlig überlastet. Dass diese Problematik zu wenig Aufmerksamkeit erhalte, ließe sich beispielsweise an dem Umstand erkennen, dass Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern die Kinderrechte nicht in der eigenen Verfassung verankert habe, erklärte Hardt. Im Jahre 2021 war eine entsprechende Initiative gescheitert.
Leverkusener Kinder haben konkrete Wünsche für ihr Leben
Damit die Kinderrechte, die sich aus der UN-Kinderrechtskonvention ergeben, bekannter werden, hatten Annika Küppers, Katharina Siller und Sabrina Sabella von der Abteilung Jugendschutz des Leverkusener Jugendamtes einen Stand aufgebaut, um diese verständlich formuliert vorzustellen. „Kein Kind darf benachteiligt werden“ oder „Kinder haben das Recht, gesund zu leben“ war in einem kleinen Heft zu lesen, das jedes Kind erhielt, wenn es schriftlich oder gemalt auf Papier festhielt, was es brauche, um glücklich zu sein.
Alles zum Thema Opladen
- Prozess wegen Autokollision Leverkusener wird verurteilt und scheint doch Opfer zu sein
- Polizei sucht Tresordiebe Nächtlicher Einbruch in Opladen
- Neue Bahnstadt Geförderte Projekte in Opladen fertig – Beginn im Bahnhofsquartier offen
- „Mamagehttanzen“ Wo Mütter in Leverkusen eine Weihnachtsparty feiern können
- Strafprozess Leverkusener lief Schülern mit heruntergelassener Hose entgegen
- Silvester mit Problemnachbarn Betrunkener Leverkusener hält mit dem Auto auf einen Mann zu
- Task Force, Feuerwache, verkaufsoffene Sonntage Das hat der Leverkusener Stadtrat entschieden
„Ich möchte nicht so strenge Noten“, betonte ein kleiner Junge, der gerade an dem Tisch des Standes saß und malte. „Manche sind ganz konkret, da geht es dann um mehr Freizeit oder Spielplätze“, berichtete Küppers lachend. Häufig würden sich die Jungen und Mädchen aber auch wünschen, dass kein Kind geschlagen wird und jeder genug zu essen habe.
Trotz steigender Kinderarmut und Personalmangel an Kitas und Schulen betreibe die Politik nicht mehr als „Krisenmanagement des bestehenden Systems“ und verfolge keine nachhaltige Strategie, stellte der Landesgeschäftsführer des Kinderschutzbundes Nordrhein-Westfalen Michael Kutz fest. „Dafür wäre es nämlich wichtig, Kindern und Jugendlichen zuzuhören und ihnen als kompetente Expertinnen und Experten ihrer selbst auch Entscheidungen zuzutrauen und zuzumuten“, so Kutz weiter.
Leverkusener Netzwerk „Frühe Hilfen“ unterstützt Familien
Diese Probleme aufzufangen, hat sich das Leverkusener Netzwerk „Frühe Hilfen“ zur Aufgabe gemacht, das ebenfalls mit einem Stand auf dem gut besuchten Kinderfest vertreten war. „Es geht hauptsächlich darum, dass man Familien auffängt, die nicht die entsprechenden finanziellen und sozialen Mittel haben“, erläuterte Djalila Amadou-Peki. Für (werdende) Eltern biete die Organisation nützliche Informationen und Angebote für Kinder und Familien zu den Themen Schwangerschaft, Geburt, Betreuung, Gesundheit, Freizeitgestaltung und mehr. Früher sei es „super schambehaftet“ gewesen, das Angebot wahrzunehmen, aber mittlerweile würden sehr viele Familien mit den verschiedensten Hintergründen diese Möglichkeit nutzen, so Amadou-Peki.
Eine Mutter aus Rheindorf erzählte, dass sie seit gut vier Monaten mit ihrer einjährigen Tochter zu den Treffen des Netzwerkes „Frühe Hilfen“ gehe. Neben der kostenlosen Beratung schätze sie vor allem den Austausch mit anderen Müttern. Das Kinderfest im Neulandpark, in dem sich passenderweise auch der Platz der Kinderrechte befindet, war ebenfalls von Austausch zwischen den Eltern und Kindern geprägt. „Ich finde es gut, dass es so viele Sachen gibt, die man ausprobieren kann“, sagte eine junge Leverkusenerin. Besonders interessant habe sie einen Krankenwagen gefunden, den sich die Kinder von innen anschauen und sich die darin enthaltene Technik erklären lassen konnten. „Wir wünschen uns, dass die Kinder nach Hause gehen und mit ihren Eltern über die Kinderrechte ins Gespräch kommen“, bekräftigte Küppers.