Trotz heftiger KritikLeverkusener Kitas wollen am „Offenen Konzept“ festhalten
- Noch vor zwei Jahren war das „Offene Konzept“ heftig kritisiert worden. Eltern meldeten sich unter anderem bei dieser Zeitung: Kinder würden weinend auf dem Gang sitzen und keiner sich kümmern.
- Doch keine Kita will zu dem alten Konzept zurück: Wie kommt es zu dem Umschwung?
- Jetzt die Hintergründe lesen.
Leverkusen – Die Kritik war laut, die Umfrageergebnisse durchwachsen. Vor zwei Jahren zog die Stadt ihre Konsequenz: Das von vielen Eltern und Erziehern kritisierte „Offene Konzept“ müsse nicht mehr Grundlage für alle städtischen Kindertageseinrichtungen sein. Die Kitas wurden aufgefordert, ihre eigenen pädagogischen Konzepte aufzustellen. „Mittlerweile haben alle Einrichtungen ihre schriftliche Konzeption vorgelegt“, erklärt Jugendamtsleiterin Angela Hillen. Und wie viele sind von dem „Offenen Konzept“, in dem die Betreuungsräume nach Themengebieten aufgeteilt sind, zum klassischen Gruppenkonzept zurückgekehrt, in dem Kinder in einer festen Gruppe betreut werden?
Ergebnis überrascht
„Keine“, sagt Hillen. Alle Einrichtungen arbeiten weiter mit Bildungsbereichen. „Manche haben kleinere Anpassungen gemacht, etwa, dass die Kinder morgens zunächst in einer festen Gruppe in den Tag starten und sich danach frei durch die Kita bewegen“, ergänzt Dezernent Marc Adomat.
Keine einzige Kita ist zum Gruppenkonzept zurückgekehrt: Das verwundert, wenn man einen Blick zurück ins Jahr 2017 wirft. Eltern meldeten sich unter anderem bei dieser Zeitung und kritisierten das „Offene Konzept“ heftig: Kinder sitzen weinend auf dem Gang und keiner kümmert sich. Niemand merkt, wenn das Kind nichts gegessen hat. Kinder werden nicht angeleitet, sondern sich selbst überlassen. Soweit die Vorwürfe. Auf der anderen Seite lobten Eltern und Experten die individuellen und kreativen Entfaltungsmöglichkeiten.
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Dann wollte die Stadt es genau wissen und gab eine Zufriedenheitsstudie in Auftrag. An alle knapp 3000 Eltern und 555 pädagogischen Fachkräfte gingen Fragebögen. Das Ergebnis: 55 Prozent der Eltern stuften das „Offene Konzept“ als gut oder sehr gut ein, 63 Prozent sahen es in ihrer Einrichtung gut umgesetzt. Auf die Frage „Was würden Sie gerne ändern?“ gaben – auch ohne Antwortvorgaben – neun Prozent die Abschaffung des „Offenen Konzepts“ an.
Fehlende Akzeptanz
In manchen Kitas standen 100 Prozent der Mitarbeiter hinter dem Konzept, in anderen Null. Die logische Konsequenz: Ohne Akzeptanz kann kein Konzept umgesetzt werden. Also kam der Beschluss, jede Kita ihr eigenes Konzept erstellen zu lassen, natürlich im Rahmen des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz).
Wenn der Unmut über das Konzept damals so groß war, warum bleiben dennoch alle Kitas dabei? „Wir haben gelernt, dass der Inhalt der damaligen Rahmenkonzeption gut war, nur die Umsetzung nicht“, sagt Hillen. Heißt: Einige Kitas haben sich offenbar überrumpelt und übergangen gefühlt. „Dabei war immer vorgesehen, dass jede Kita ihre eigene Vorstellung innerhalb der Rahmenkonzeption umsetzen soll.“ Nachdem nun alle ins Boot geholt wurden, höre sie keine Beschwerden mehr. „Seit dem Beschluss ist Ruhe an der Front, es gab keine Nachfragen oder negativen Rückmeldungen mehr“, berichtet Hillen.
Und die Eltern? Deren Interessen werden vom Stadtelternrat vertreten. Dessen Vorsitzende Irina Prüm ist grundsätzlich auch zufrieden mit der Entwicklung: „Wir hören, dass es an vielen Kitas deutlich besser läuft, obwohl gar nicht so viel am Konzept geändert wurde. Einfach, weil es jetzt kein Zwang mehr ist, sind die Mitarbeiter wieder motivierter, selbst aktiv zu gestalten.“ Das mache Kinder und natürlich auch die Eltern zufriedener. Rufe nach einer kompletten Abschaffung des „Offenen Konzeptes“ hört auch Prüm gar nicht mehr: „Das wäre auch rückständig.“ Sehr wohl höre sie aber die Sorgen von den Eltern der jüngsten Kita-Besucher. „Gerade für die Ein-bis Zweijährigen wünschen sich viele eine getrennte »Nest-Gruppe«“, sagt Prüm. Ein Wunsch, dem einigen Kitas auch schon nachgekommen sind.
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