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HalbjahresbilanzKlage in den USA wird Biofrontera in Leverkusen Millionen kosten

Lesezeit 4 Minuten
Innovationspark Leverkusen

Biofronteras Firmensitz in der ehemaligen Wuppermann-Zentrale im Manforter Innovationspark

Umsatz und Ergebnis sind eingebrochen, weil die ausgegliederte US-Gesellschaft kein Ameluz bestellt hat. Das soll sich ändern.

Die Klage eines amerikanischen Wettbewerbers gegen Biofrontera wird in jedem Fall teuer. Der Vorwurf: Das Manforter Unternehmen soll mit seiner Rotlichtlampe Patente verletzen. Zwei Verfahren seien anhängig, berichtete die Pharma-AG am Montag; die Kosten dafür dürften um die fünf Millionen Dollar betragen. Sie sollen zu gleichen Teilen zwischen Leverkusen und Woburn in Massachusetts aufgeteilt worden. Dort hat die inzwischen selbstständige Biofrontera Inc. ihren Sitz. In Leverkusen rechnet man damit, dass sich der Patentstreit eineinhalb Jahren hinzieht.

Für den Hersteller der Hautkrebs-Salbe Ameluz sind die beiden Klagen ein Schlag ins Kontor, der sich am Montag auch im finanziellen Ausblick niederschlug. Die liquiden Mittel dürften bis Jahresende auf eine bis drei Millionen Euro schmelzen. Das sollte reichen, um bis Mitte 2025 zu kommen, heißt es von Biofronteras Vorständin Pilar de la Huerta.

Biofrontera macht Fortschritte, vor allem in Deutschland

Mit dem eigentlichen Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr ist sie zufrieden: „Die erfreulichen Fortschritte in Europa zeigen deutlich, dass unser strategischer Fokus auf diesen Markt erfolgreich ist.“ Biofrontera verzeichnete in Deutschland ein Umsatzplus von 18 Prozent von drei auf dreieinhalb Millionen Euro, „und das solide Wachstum unserer europäischen Lizenznehmer um 61 Prozent belegen die kontinuierliche Expansion in diesem wichtigen Markt“, so de la Huerta. Der Lizenzdeal mit Leo Pharma und neue Vertriebspartnerschaften für die Hautkrebstherapie mit Ameluz und künstlichem Tageslicht stärke die Marktposition weiter.

Der Vergleich mit dem ersten Halbjahr 2023 hinkt indes gewaltig: Die Einnahmen aus dem US-Lizenzgeschäft sind zusammengeschmolzen, nachdem die Biofrontera Inc. ihre Lagerhaltungspolitik Ende vorigen Jahres geändert hatte. Im ersten Halbjahr 2024 sei „keine weitere Ameluz-Verkaufsware bestellt“ worden. Der Effekt: ein Rückgang der US-Umsätze um satte 92 Prozent. So weist die deutsche Biofrontera nur noch 7,2 Millionen Euro Umsatz auf, voriges Jahr waren es knapp 17,8 Millionen. Das soll aber nicht so bleiben: „Im vierten Quartal wird weitere Ameluz-Verkaufsware an die Biofrontera Inc. geliefert“, kündigt Vorständin de la Huerta an.

Ziel: weniger Abhängigkeit von den USA

Einen positiven Effekt der weiteren Entkopplung des deutschen und des US-Geschäfts hob de la Huerta freilich ebenfalls hervor. Im Juni vollzogen, ist die klinische Forschung an die Biofrontera Inc übergegangen. Das werde künftig „zu einer deutlichen Kostenreduktion und besseren Kalkulierbarkeit der anfallenden Ausgaben führen“. Das sei ein entscheidender Schritt, „um unsere Abhängigkeit vom US-Geschäft zu reduzieren und die Weichen für eine nachhaltige Expansion in Europa zu stellen“, so die Vorständin.

Weniger gut als in Deutschland lief es für Biofrontera in Spanien. Dort ging der Umsatz sogar um drei Prozent auf gut 900.000 Euro zurück, obwohl dort ein 2022 verhängtes Preisdekret inzwischen ausgelaufen ist. In Großbritannien arbeiten die Manforter mit ihrer Salbe gegen oberflächlichen Hautkrens weiter auf sehr niedrigem Niveau. 465.000 Euro Umsatz bedeuten zwar ein Plus von 30 Prozent. Aber auf der Insel müssen Biofronteras Vertriebler noch einiges ausrichten. Immerhin: Die seit dem vorigen Jahr deutlich erweiterten Abdeckung der NHS-Krankenhäuser zeige erste Früchte, so de la Huerta. Mehr Umsatz habe auch das Geschäft mit europäischen Lizenznehmern gebracht: gut 1,1 Millionen Euro, verglichen mit 715.000 im ersten Halbjahr von 2023.

Beratungskosten gingen stark zurück

Auf der Kostenseite machte sich bemerkbar, dass Biofrontera im ersten Halbjahr 2024 mit seiner Restrukturierung vorangekommen ist. 1,9 Millionen Euro für Rechts- und Beratungskosten bedeuten einen Rückgang von gut eineinhalb Millionen in diesem Bereich. Der Vertrieb ist um gut 300.000 Euro billiger geworden: Der Aufwand lag im ersten Halbjahr noch bei 3,3 Millionen Euro.

Beim Ergebnis weist Biofrontera ausschließlich deutlich negative Zahlen aus. Vor Steuern und Abschreibungen verminderte es sich um 7,3 Millionen auf minus 3,6 Millionen Euro. Auch das Ebit fiel mit fast vier Millionen Euro ins Minus. Voriges Jahr stand noch ein Plus von 3,3 Millionen Euro in der Halbjahresbilanz. Erklärt werden diese Ergebnisse mit dem deutlich niedrigeren Umsatzniveau, das aus der geänderten Lagerhaltungspolitik der Biofrontera Inc. in den USA resultiert.