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„Sterben – Wie ein Profi“Kölner Sterbeamme liest in Leverkusen zum Thema Tod

Lesezeit 3 Minuten
Anke Gerstein (M.) liest aus „Sterben wie ein Profi“, mit dabei: Monika Kampmann und Ingrid Ittel-Fernau.

Anke Gerstein (M.) liest aus „Sterben wie ein Profi“, mit dabei: Monika Kampmann und Ingrid Ittel-Fernau.

Anke Gerstein arbeitet unter anderem als Hospiz- und Palliativkrankenschwester.

Angefangen hat alles mit dem Tod ihres Vaters. Gemeinsam mit ihrer Mutter begleitete Anke Gerstein ihren damals todkranken Vater (63) zwei Wochen lang bis zu seinem letzten Augenblick. „Das war so ein friedlicher Abschied für beide Seiten“, erinnert sie sich. Diese Erfahrung habe sie dazu gebracht, sich noch mehr mit dem Tod und Sterben auseinanderzusetzen. „Ich wollte es auch anderen Menschen ermöglichen, so friedlich zu gehen.“

Heute ist Anke Gerstein Trauerbegleiterin, Hospiz- und Palliativkrankenschwester sowie Sterbeamme. Über ihre Erfahrungen hat sie ein Buch geschrieben – eine Mischung aus Ratgeber und persönlichem Buch mit persönlichen Geschichten. Der Titel: „Sterben – wie ein Profi. Wie gutes Sterben gelingen kann. Ermutigende Erfahrungen.“ Am 28. Oktober liest sie daraus im Opladener Café „Zettel's Traum“. Die Volkshochschule Leverkusen organsiert die Veranstaltung.

Viele haben Angst

Eine Sterbeamme sei so etwas wie das Pendant zur Hebamme. Sie begleitet Menschen in Krisen, meist setzt sie schon ein, wenn Menschen lebensbedrohliche Diagnosen bekommen. „Es gibt dann oft noch so viele offene Baustellen und Ängste“, sagt sie. Durch Gespräche versucht sie den Sterbenden, aber auch den Angehörigen, Ängste zu nehmen. Wenn nötig begleitet sie Angehörige auch noch nach dem Tod des nahestehenden Menschen.

Manchmal sei sie aber auch „Lebensamme“. Dann versuche sie, Menschen förmlich ins Leben zurückzuholen, ihnen Energie zu geben und sie wieder hin zur Selbstermächtigung zu führen. „Ich lasse Menschen dann zum Beispiel eine Liste erstellen mit 50 guten Gründen, für die es sich ihrer Meinung nach zu leben lohnt.“

„Viele Menschen sind nicht gut vorbereitet auf das Thema“, sagt Gerstein. Sowohl Sterbende als auch Angehörige. Dabei müsse sich jeder irgendwann einmal damit beschäftigen. Wenn es soweit sei, steckten viele voller Ängste. Haderten. Ihre Erfahrung: „Viele Menschen haben mehr Angst vor dem Sterben als vor dem Danach.“ Sie versuche dann zu erklären, wie die nächste Zeit ablaufe. Aber auch möglicherweise bestehende zwischenmenschliche Konflikte könnten noch gelöst werden. Auf jeden Fall brauche man viel Feingefühl.

„Es gibt auch Menschen, die in so einer Situation sagen, dass sie im Nachhinein vieles anders gemacht hätten“, sagt sie. Dann versucht Anke Gerstein, den Blickwinkel zu ändern: „Ich rege die Menschen dann an, fünf bis sieben Dinge in ihrem Leben zu finden, die sie für absolut sinnvoll gehalten haben. Und die finden sie immer.“

Anke Gerstein lebt nach eigener Aussage für dieses Thema. Auch im Urlaub habe sie immer entsprechende Literatur dabei. Bei ihrer Arbeit komme es auch vor, dass sie mitweine. Das hält sie aber für wichtig. Überhaupt plädiert sie für Offenheit beim Thema Tod – so wie sie es auch bei ihrem Vater gehandhabt hat.


„Sterben wie ein Profi“, Lesung mit Anke Gerstein, Donnerstag, 28. September, 19 Uhr, Café „Zettel's Traum“, Altstadtstraße 20, Opladen, Einlass 18 Uhr, Eintritt zehn Euro im Vorverkauf (Formuskasse) und an der Abendkasse, musikalische Begleitung: Monika Kampmann und Ingrid Ittel-Fernau.