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Evangelische Kirche OpladenNeuer Treff für „queere“ Jugendliche

Lesezeit 3 Minuten
Gemeinde Opladen: der erste queere Jugendtreff Leverkusens  Foto: Timon Brombach

Evangelische Gemeinde Opladen: Der erste queere Jugendtreff Leverkusens wurde mit einem kleinen Fest eröffnet.

In Leverkusen wurde der erste queere Jugendtreff eröffnet – bei der evangelischen Kirchengemeinde Opladen

Es soll Statistiken geben, nach denen fühlen sich drei Jugendliche pro Schulklasse als „queer“. Bis jetzt gab es für die sexuell oder geschlechtlich nicht in herkömmlicher Weise festgelegten Jugendlichen keinen Ort in der Stadt, an dem sie in einem geschützten Raum Anschluss und Orientierung finden konnten. Das hat sich geändert: Am Freitagabend öffnete der erste „queere“ Jugendtreff Leverkusens in einem in Regenbogenfarben dekorierten Raum. Passend wählte man das Lied „Born This Way“ von Lady Gaga zur musikalischen Untermalung des Akts.

Leverkusen: Unaufgeklärtheit über Queeres Leben

„Ein Ort, der lange überfällig war“, sagt Jugendmitarbeiterin Jessica Zimmermann, „ein Ort der Akzeptanz und Gemeinschaft.“

„Queer sein ist erstmal total verwirrend“, erzählt Emilia, eine der Jugendlichen. Sie berichtet von ihrem Coming-out mit 14 Jahren. In dem Alter erkannte sie ihre lesbischen Empfindungen und teilte das auch an ihrer Realschule mit. „Die meisten Reaktionen waren positiv“, erinnert sie sich – aber sie habe auch Freundinnen verloren, als sie mit ihrer ersten Partnerin zusammenkam. „Queeres“ Leben sei auch in Leverkusen gewiss nicht nur Regenbogen, Glamour und Glitzer. Man müsse mit Verletzungen rechnen. „Unaufgeklärtheit“, sagt Emilia, „das ist das große Problem.“ Sie leistet ihren Bundesfreiwilligendienst in der evangelischen Gemeinde Opladen und engagiert sich für den „queeren“ Jugendtreff.

Die evangelische Jugend Opladen ist bunt

Auch Mitarbeiterin Jessica Zimmermann selbst identifiziert sich offen als bisexuell, sie war eine der treibenden Kräfte hinter diesem Projekt. In der Gemeinde wurden bereits drei erfolgreiche „queere“ Jugendgottesdienste gehalten. Der Jugendtreff habe nicht den Anspruch, eine Beratungsstelle zu sein – das könne nicht geleistet werden. Aber er solle ein Türöffner sein. Und im Zweifel will man Jugendliche an Beratungsstellen vermitteln. Joline, Lilly und Katja, 13 Jahre alt, planen, mit ihren Freundinnen künftig häufiger vorbeizuschauen. Für sie ist es wichtig, dass alle akzeptiert werden. Die vierzehnjährige Hanna ist sich sicher, dass sie nicht queer ist, aber sie möchte ihre vielen queeren Freunde unterstützen: „Ich hoffe, dass viele queere Jugendliche den Mut haben zu kommen – jeder soll wissen, dass er oder sie hier akzeptiert ist. Hier wird niemand ausgegrenzt.“

Gemeinde Opladen: der erste queere Jugendtreff Leverkusens  Foto: Timon Brombach

Gruppenbild zur Eröffnung des ersten „queeren“ Jugendtreffs – veranstaltet von der evangelischen Gemeinde Opladen.

„Let your true colors shine through", schallt der nächste Song durch die Boxen. „Hier ist jede Farbe des Regenbogens willkommen“, sagt Zimmermann. In den kommenden Monaten plant sie ganz verschiedene Angebote, von „Heartstopper“-Filmabenden, über Gespräche mit Fachleuten, bis hin zu Nagellack-Kursen.

Die Eröffnung wurde mit einem vom 15-jährigen Norek gebackenen Regenbogenkuchen gefeiert. In Zukunft sollen auch alkoholfreie Cocktails in den Farben verschiedener Pride-Flaggen gemixt werden. Alles ganz schön Klischee? Aber eben ein Klischee, das hier zu einem Symbol der Hoffnung wird. „Endlich unter Gleichgesinnten, endlich so sein können, wie man möchte – oder das zumindest ausprobieren“, sagt ein Mädchen. Am Eröffnungstag werden Regenbogenflaggen und abwaschbare Tätowierungen verteilt.

Queerer Jugendtreff: Jeden dritten Freitag im Monat ab 19 Uhr

Die Eröffnung markiert für Zimmermann einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer toleranteren Gesellschaft, in der junge Menschen ihre wahre Identität ohne Angst und Vorurteile leben können: „In Leverkusen hat der Regenbogen nun endlich seinen festen Platz gefunden.“ Der neue spezielle Treff hat an jeden dritten Freitag im Monat ab 19 Uhr neben der Bielertkirche geöffnet.


Der Oberbegriff „queer“ ist nicht ganz klar zu definieren. Je nach Selbstverständnis kann „queer“ Unterschiedliches bedeuten: in sexueller Hinsicht nennen sich so Schwule, Lesben, Bisexuelle, Pansexuelle, Asexuelle oder in geschlechtlicher Hinsicht genderqueere, nichtbinäre, binäre oder nichtbinäre transgeschlechtliche oder auf intergeschlechtliche Personen.(rar)