Die Mehrwertsteuer auf Essen und Trinken in der Gastronomie soll gesenkt werden.
Neue RegierungLeverkusener Gastronomen freuen sich über Mehrwertsteuersenkung

Die Mehrwertsteuer soll auf gastronomische Speisen gesenkt werden: Wird der Eisbrecher jetzt günstiger?
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Darauf sollen sich SPD und CDU/CSU recht schnell geeinigt haben, hört man aus der Presse: Die Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke, die in Restaurants, Cafés und Eisdielen konsumiert werden, soll von 19 Prozent auf sieben Prozent gesenkt werden – wie zu Coronazeiten. Das haben die beiden Parteien in ihren Koalitionsverhandlungen beschlossen. „Na ja, erstmal schön, dass die Senkung kommt“, findet Hagen Norhausen, der die gleichnamige Gaststätte in Rheindorf in fünfter Generation betreibt und lokaler Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ist. Dass die Steuer gesenkt werde, darum habe man viel gekämpft und es mache einige ganz zufrieden, dass sie jetzt kommen soll, sagt er.
Und können sich die Verbraucher freuen, weil Schnitzel und Pommes bald günstiger werden? Diesen Zahn zieht Norhausen sofort: „Es werden keine Preise gesenkt werden.“ Viele Gastronomen hätten viele Steigerungen der letzten Jahre nicht weitergegeben, auch er habe seine Getränkepreise dieses Jahr noch nicht an die gestiegenen Kosten angepasst. Sicherlich werde noch etwas mit den Preisen passieren, ausschließen kann man eine Senkung nicht. „Aber es geht doch darum, dass es wieder mehr Sicherheit für die die Gastronomen gibt.“ Er findet: „Gastronomie muss sich auch lohnen. Es ist schließlich ein Knochenjob – auch, wenn wir ihn gern machen.“
Leverkusen: Personal bleibt Knackpunkt
Tatiana Goncalves Herborn führt seit zehn Jahren ihr portugiesisches Restaurant „Casa Portuguesa“ in Opladen. Auch sie freut sich über die geplante Mehrwertsteuersenkung. „Aber wir freuen wir uns erst über diese Erleichterung, wenn es soweit ist“, schiebt sie hinterher. Vielen gastronomischen Betrieben komme diese geplante Hilfe in 2026 vielleicht schon zu spät, sagt sie. „Nicht nur private Haushalte merken die Erhöhungen der Lebensmittel, sondern auch viele Unternehmen, die mit Lebensmitteln arbeiten.“
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Hinzu komme, dass nicht nur die Lebensmittel teurer geworden seien, sondern auch die Energiekosten, Gehälter und Sozialabgaben. „Wir Gastronomen haben großes Verständnis, wenn unsere Gäste uns sagen, dass der Familienabend in einem Restaurant teuer geworden ist, aber wir sind auch ein wirtschaftliches Unternehmen und müssen unsere Rechnungen und Mitarbeiter bezahlen. Durch die schwierigen Zeiten haben viele Gastronomen keine Reserven mehr und können auch nicht in den Betrieb investieren, damit dieser auch in Zukunft für den Gast attraktiv bleibt“, erklärt Goncalves Herborn.
Ein großes Problem sei und bleibe auch das Personal, betont sie. Die Betreiberin hat das Problem gelöst, in dem sie drei Auszubildende aus Madagaskar und Indonesien eingestellt hat. Sie habe eine Mitarbeiterwohnung gekauft, die drei Azubis wohnten dort als WG, erzählt sie. Zwei machen eine Ausbildung zum Fachmann für Restaurant und Veranstaltungsgastronomie, eine junge Frau sei im ersten Ausbildungsjahr als Köchin. „Ganz tolle junge Menschen, die trotz der Schwierigkeiten mit Sprache und komplett verschiedener Kultur sich super in unser Team integriert haben“, schwärmt Goncalves Herborn.
Auch sie ist sich sicher, dass die Verbraucher von der Mehrwertsteuersenkung nichts oder nicht viel haben werden: „Wenn ein Gastronom jetzt behaupten würde, dass er die Senkung komplett an die Gäste weitergeben wird, kann ich das nicht glauben – oder die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens ist nicht komplett überdacht und kalkuliert worden.“ Natürlich habe man durch die Senkung der Mehrwertsteuer „Luft, mit den Preisen etwas runterzufahren“, aber die Senkung komplett an den Gast weiterzugeben, ist ihrer Meinung nach „leider nicht möglich“. Die Opladener Gastronomin ist dennoch hoffnungsvoll: „Im Großen und Ganzen sind die Pläne der Regierung gut und wir hoffen, dass sie tatsächlich durchgeführt werden.“
Auch Hagen Norhausen aus Rheindorf gibt sich optimistisch: Vor der Bundestagswahl hätten die Bürger offenbar etwas auf der Bremse gestanden, was Ausgaben betrifft, hat er die Erfahrung gemacht. Aber jetzt kämen sie wieder. „Viele Bürger buchen doch auch wieder Urlaub, das ist ein gutes Zeichen“, findet er. Auch sieht er, dass sich im Dehoga-Verband einiges tut: Auch, wenn einige ausgetreten seien, würden nun neue Leute dazukommen, die „jetzt vielleicht etwas Mut bekommen haben“.