Erneut hat ein globaler Klimastreik stattgefunden. Doch dem Ruf von Fridays For Future sind nur wenige Leverkusener gefolgt.
Fridays For FutureKleine Klimademo zog durch Leverkusen
Es sind nicht viele, die sich am Freitagnachmittag vor der Zentrale der Energieversorgung Leverkusenm (EVL) zum Klimaprotest aufstellen. Nur knapp 100 Menschen haben sich dem Aufruf der „Parents 4 Future“, einem Zusammenschluss klimabewegter Eltern, der im Zuge der Fridays-For -Future-Bewegung entstanden ist, angeschlossen.
Die, die gekommen sind, tragen Banner, Schilder und Fahnen verschiedener Umweltorganisationen mit sich. Die meisten sind mit dem Fahrrad gekommen. Zwar sind einige Kinder und Jugendliche dabei, doch das Bild dominiert die Generation ihrer Eltern und Großeltern.
Generationsübergreifend ist man sich bei der Wichtigkeit des eigenen Protestes jedoch einig. Gerade die Naturkatstrophen, die in den letzten Wochen die Schlagzeilen geprägt haben, beschäftigen viele hier. Einer von ihnen ist der pensionierte Arzt Achim Roßkamp: „Wir sehen doch, dass uns die Zeit davon läuft. Was muss denn noch geschehen?“
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Was geschehen muss, erklärt Alice Werner. Sie ist Teil der „Parents 4 Future“ und hat die Demonstration angemeldet, die von der EVL-Zentrale bis zum Rathaus ziehen wird. Für Werner und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter stehen drei Dinge im Fokus des Protestes: Die EVL solle endlich auf die Produktion von wirklich klimaneutralem Strom umstellen, anstatt Umwelt-Zertifikate zu erwerben, die den weiterlaufenden Ausstoß von Emissionen erlauben.
Weiterhin fordern die „Parents 4 Future“ das Vorantreiben der Verkehrswende in Leverkusen und bundesweit. Und sie sprechen sich gegen die jahrzehntelang laufenden neuen Verträge der Stadt Leverkusen mit dem Chemieunternehmen Currenta aus, die diesem weiter einen starken Zugang zum Leverkusener Grundwasser sichern.
Um diesen Forderungen Geltung zu verschaffen, ziehen die Demonstrierenden nach einer kurzen Sammelphase los. Begleitet werden sie dabei von Polizistinnen und Polizisten auf Motorrädern, die den Verkehr absichern. Eine Gruppe Schulkinder macht mit einem Megafon ordentlich Stimmung. „Ich sag`Kohle, ihr sagt Stopp! Kohle – Stopp! Kohle – Stopp!“, hallt es bald durch die Straßen.
Leverkusen: Leute lassen Autos aufheulen
Die Stimmung auf der Demo ist gut, doch abseits von ihr können sich nicht alle mit den Botschaften der Demonstrierenden anfreunden. Als der Protestzug ein Autohaus passiert, begegnen Besucher den Parolen der Klimabewegten mit wüsten Gesten, Beschimpfungen und dem Aufheulenlassen einiger Motoren. Was genau ihr Anliegen ist, möchten sie auf Nachfrage nicht sagen.
Auch auf der restlichen Strecke schlägt den Klimademonstrantinnen und -demonstranten vereinzelt Wut und Häme entgegen. Lou Clanner, eine junge Mutter und aktiv bei den „Parents 4 Future“, meint, dass sich die Ablehnung vieler Menschen gegenüber der Klimabewegung in den vergangenen Jahren vergrößert habe. Verantwortlich dafür sei vor allem die Debatte um die sogenannten Klimakleber von der „Letzten Generation“. Aber: „Auch wenn das dem Konsens entspricht, den die Bild-Zeitung schaffen möchte, werde ich weiter fürs Klima auf die Straße gehen.“
Meinungsunterschiede existieren aber auch innerhalb der Bewegung. Das wird deutlich bei der Abschlusskundgebung auf dem Friedrich-Ebert-Platz. Hier spricht zunächst ein Vertreter der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG). Die Initiative setzt sich seit Jahrzehnten gegen mutmaßliche Gefahren für Mensch und Umwelt ein, die durch die Firmenpolitik des Bayer-Konzerns und seiner Tochterunternehmen verursacht werden sollen. Für die CBG ist klar, dass nur eine Überwindung des kapitalistischen Wirtschaftssystems die Klimakrise wirklich aufhalten kann.
Im Kleinen anfangen
Demgegenüber betont Lou Clanner, dass in diesem Moment, wo ein Ende des Kapitalismus nicht auf der Tagesordnung stehe, jeder in kleinen Schritten bei sich anfangen solle. Wichtig sei hier vor allem vegane Ernährung, da Fleischproduktion mit massiver Umweltbelastung und Tierquälerei einhergehe.
Auch in der Bewertung der aktuellen Regierungspolitik sind die Demonstrierenden unterschiedlicher Meinung. Zwar stimmt man überein, dass die aktuelle Klimapolitik unzureichend ist. Doch während die einen die Grünen in Schutz nehmen und ihre Kritik vor allem an die FDP richten, kritisieren andere alle Regierungsparteien für das langsame Vorankommen beim Klimaschutz.
Ob es der Leverkusener Klimabewegung gelingen wird, ihre Differenzen zu überwinden, ist fraglich. Dass sie trotz aller Meinungsverschiedenheiten weiter für die Forderungen demonstrieren werden, auf die sie sich einigen können, ist es nicht.