Wegen steigender Preise darf keine Klassenfahrt abgesagt werden, findet unserer Autorin. Deswegen sind jetzt Staat, Eltern und Schüler gefragt.
KommentarKlassenfahrten sind viel mehr als ein Urlaub – Also bitte nicht streichen!
Studienfahrt, Sport-Leistungskurs in Österreich. Canyoning steht auf dem Programm. Wer weiter kommen will, muss die Klippe herunter in den kleinen See springen, sagt der Guide. Ein Mädchen will nicht springen, auf keinen Fall. Wäre sie mit Mama und Papa hier, sie wäre umgekehrt, ganz sicher. Aber hier gibt es kein Umkehren. Und sie springt.
Klassenfahrten: Für viele Kinder das erste Mal, dass sie ohne die Eltern an einen Ort reisen, der nicht gerade das Haus der Großeltern ist. Und für einige die einzige Chance, überhaupt zu verreisen.
In einer Gemeinschaft einen unbekannten Ort entdecken, sei es nun nebenan oder im Ausland. Dinge tun, die man noch nie getan hat und bei denen man den Eltern vielleicht sagen würde: Nee, keine Lust. Neugier wecken, Freundschaften festigen, Selbstvertrauen gewinnen. Klassenfahrten sind so viel mehr, als ein Ausflug oder Urlaub. Und ja: Auch das Bett selbst beziehen oder einen U-Bahn-Fahrplan lesen zu müssen, sind Erfahrungen von großem Wert, die ein Leben lang bleiben.
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Schulen können Eltern nicht pauschal immer weiter steigende Kosten zumuten, das ist richtig. Und es ist verständlich, dass deswegen darüber nachgedacht wird, das Angebot abzuspecken. Traurig ist, dass ausgerechnet die Hauptschule im Stadtteil vielen weniger gut verdienenden Familien diejenige ist, die bereits darüber nachdenkt, Fahrten ganz zu streichen.
Nicht jeder will Förderverein bitten
Dazu sollte keine Schule gezwungen sein, egal wie zahlungsfähig die Elternschaft ist. Hier braucht es dringend Unterstützung von staatlicher Seite: Nicht nur für Eltern, die Sozialhilfe empfangen, sondern generell, um die Kosten im Rahmen zu halten. Sonst werden auch jene Eltern, die nicht bei einem Förderverein um Hilfe bitten wollen, sich gegen die Fahrten aussprechen. Klassenfahrten sind Bildungsbausteine und Kulturgut, das Schulministerium sollte sie auch finanziell so behandeln.
Aber es gibt auch andere Möglichkeiten: Geld über eigene Aktionen zu generieren, kann Klassengemeinschaften zusammenschweißen. Und auch für Eltern gilt der Gemeinschaftsgedanke: Die evangelische Jugend Schlebusch etwa bietet für ihre Ferienfreizeiten Vergünstigungen für finanzschwache Familien an. Auch für alle anderen liegen die Preise eher unter dem Niveau, das man bei einem privaten Urlaub für die gleiche Reise einplanen müsste. Damit verbunden ist aber die freundliche Bitte an alle, die es sich leisten können, eine beliebige Summe extra zu bezahlen. Damit kein Kind aus Kostengründen zu Hause bleiben muss.
Das gilt für verpflichtende Klassenfahrten ohnehin. Aber es sollte auch für die Fahrt an sich gelten: Damit keine abgesagt oder der Bewegungsradius auf nur wenige Kilometer beschränkt werden muss. Und jedes Kind lernen kann, zu springen. Es muss ja nicht unbedingt die Felsklippe sein.