Im Freudenthaler Sensenhammer kann man sich im Sommer kreativ ausleben.
SensenhammerKreativprogramm in Leverkusener Museum startet mit exklusiver Schreibwerkstatt
Dass sie Christian Linker ganz für sich alleine haben würden, das hatten Anja und Gerald Schellenberg nicht erwartet. Insgesamt fünf Anmeldungen gab es für den Schreibworkshop mit dem Schriftsteller im Freudenthaler Sensenhammer. Doch aufgetaucht sind nur jene zwei: Mutter und Sohn. „Das ist eine ungewöhnliche Situation für eine Workshop“, sagt Christian Linker. Auch für ihn ist es eine Chance, von dem Standardprogramm abzuweichen und sich ganz individuell um das Projekt der beiden zu kümmern. Denn sie kommen nicht unvorbereitet.
„Ich habe schon immer viele Geschichten im Kopf gehabt“, erzählt Gerald Schellenberg. „Die kommen einfach so und dann könnte ich stundenlang schreiben. Mache ich aber nicht, weil ich zu faul bin“, gesteht der 16-Jährige. Eine Geschichte hat sich nun aber besonders in seinem Kopf festgesetzt. Die Hauptfigur ist ein Marinesoldat im Zweiten Weltkrieg. Warum gerade in dieser düsteren Zeit? „Ich habe mich viel damit beschäftigt“, sagt der Schüler achselzuckend. Und dann hat er seine Mutter mit ins Boot geholt. „Er hat mich gefragt, ob ich die Geschichte des weiblichen Parts schreiben möchte“, erzählt Anja Schellenberg.
Das kommt nicht von ungefähr, Mutter und Sohn teilen die Leidenschaft für gute Geschichten. „Ich lese ungemein gerne vor, so viele Geschichten, wie wir schon zusammen gelesen und erarbeitet haben – das gibt es wohl nicht so oft“, sagt die gelernte Erzieherin. Selbst einmal Literaturworkshops zu geben und damit ihre Leidenschaft für Bücher und Schriftstellerei zu teilen, das könnte sie sich auch gut vorstellen. Also schaut sie sich gerne etwas von Christian Linker ab – sowohl was die Schreibkunst angeht als auch deren Vermittlung.
Der Schreibworkshop ist Teil des Sommerprogramms im Freudenthaler Sensenhammer. Es folgen weitere kreative Veranstaltungen, die Ergebnisse werden bis zum Familienfest am 27. August in der neu kreierten „Offenen Galerie“ im Eingangsbereichs des Museums gesammelt, dann soll es eine große Abschlussausstellung geben. Eigentlich sollten die Vorbereitungen dafür schon früher beginnen. „Aber bis letzte Woche war das hier noch die Umkleidekabine von Thomas D.“, sagt Museumsdirektor Jürgen Bandsom lachend.
Der Musiker der Fantastischen Vier hat hier zuletzt mit dem Westdeutschen Rundfunk mehrere Folgen der Infosendung „Wissen vor acht – Natur“ gedreht. Jetzt ist das Filmteam abgezogen und die weißen Wände bereit für Kreatives aller Art. Einige Pappsensen hängen schon bunt gestaltet im „Sensenwald.“ „Wir probieren im Moment vieles aus, bieten Aktionen an und hoffen, möglichst viele Menschen zu erreichen“, sagt Bandsom. Denn der Sensenhammer soll nicht nur eine Erinnerung an alte Schmiedezeiten sein, sondern ein lebendiger Ort.
Anja und Gerald Schellenberg befinden sich gerade an einem ganz anderen Ort. Irgendwo in den Südstaaten der USA. Christian Linker bewundert das Projekt der beiden: „Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht, ein Buch mit jemandem zusammenzuschreiben, aber ich glaube, dafür bin ich nicht kompromissbereit genug.“ Aber es habe auch seine Vorteile: „So muss man sich nicht ein Autor in jede Person hineinversetzen.“ Versunken in die Texte auf den kleinen Tischen unter schattigen Bäumen im Sensenhammer-Garten sind beide in ihrer eigenen Welt. Die hoffentlich irgendwann zu einem Buch zusammenfinden. Und auf ihren Platz in der „Offenen Galerie“.
Sommerprogramm im Sensenhammer
Vom 15. bis 22. Juli gibt es in der „Offene Galerie“ offene kreative Angebote für Kinder und Erwachsene während der Museumsöffnungszeiten. Am 19. Juli findet ein Fotoworkshop mit Fotograf Cornel Krämer statt.Von 24. Juli bis 2. August beteiligt sich der Sensenhammer an „Sommer im Museum3“, dem Ferienprogramm der Leverkusener Museen.Am 27. und 28. Juli gibt es einen Kunstworkshop mit der Künstlerin Britta Reinhardt.Am 27. August findet die Abschlussausstellung der „Offenen Galerie“ im Rahmen des Familienfestes statt.