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Umstrittenes BauprojektKritiker: Leverkusen braucht Kita-Plätze, aber nicht in Hitdorf

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Umweltschützer protestieren gegen die geplante Paeschke-Kita an der Weinhäuser Straße. Foto: Ralf Krieger

Umweltschützer protestieren gegen die geplante Paeschke-Kita an der Weinhäuser Straße.

In der Sackgasse an der Weinhäuserstraße soll eine Kita errichtet werden, die Kritiker sehen den Bedarf woanders – dennoch treibt die Stadt das Projekt voran.

Dieses Bauvorhaben hat in Hitdorf nur wenige Befürworter, die sich öffentlich äußern, dennoch wird es von der Stadtverwaltung vorangetrieben: Am grünen Ende der Sackgasse Weinhäuserstraße in Hitdorf will Gernot Paeschke eine Kita für 120 Kinder bauen und sie später an die Stadt vermieten.

Derzeit soll der Bebauungsplanentwurf auf der städtischen Webseite und im Bauamt öffentlich ausliegen. Wenigstens im Internet war er am Montag und am Dienstag aber nicht zu finden.

Formfehler der Verwaltung?

Dieser vermutliche Formfehler der Verwaltung ist allerdings nur ein Nebenschauplatz, auch wenn er den vielen Gegnern der Planung noch in die Karten spielen könnte, denn die Widerspruchsmöglichkeit ist damit online nicht gegeben, aber gesetzlich vorgeschrieben. Noch bis zum 22. November sind Widersprüche möglich.

Am Montag, 11. November, versammelten sich Gegner der Pläne an der Stelle, um ihre Argumente vorzubringen.

Woher kämen denn die Kinder? Nicht aus dem sowieso schon privilegierten Hitdorf
Andrea Jorns, Hitdorferin

Das wichtigste Argument aus Sicht der Gegner trägt Andrea Jorns vor: „Woher kämen denn die Kinder?“ Die Hitdorferin und Aktive bei den „Parents for Future“ hat recherchiert, dass es keinen Bedarf für Kita-Plätze im sowieso schon privilegierten Stadtteil Hitdorf gebe. Die städtischen Statistiken hätten dagegen einen sehr hohen Bedarf ermittelt, zum Beispiel für Rheindorf. Falls die Hitdorfer Kita so käme, kämen die Kinder im Auto, aber nur, wenn die Mütter oder Eltern genug Geld hätten. Für arme Leute aus benachbarten Stadtteilen sei die Weinhäuserstraße nicht oder kaum erreichbar.

Der zu erwartende Hol- und Bringverkehr mit Autos sorgt natürlich die, die an der Weinhäuserstraße leben. In der nahen Umgebung der Grundschulen und der beiden bestehenden Kitas an der Ringstraße hat es Demos gegeben, weil es den Anwohnern und den Schulen einfach zu viel wurde mit den Autos der Mütter und Väter. Die Kita, so die Kritiker, würde das Problem noch sehr verschärfen. Zudem müsste die Weinhäuserstraße umgebaut werden, alleine, damit die Elterntaxis halbwegs flüssig durchkämen.

Wertvolles Land

Roland Hölzer, der sich kritisch und viel mit Bebauungsplänen auseinandersetzt, sagt: „Man muss andere Plätze suchen, möglichst in bestehenden Gebäuden! So etwas kann man heute beim besten Willen nicht mehr auf die grüne Wiese setzen, nicht in unserer Zeit.“ Das Land sei ohne Frage wertvoll, wenn es auch zum Teil von Hundebesitzern genutzt werde. Frank Pathe (Klimaliste) beklagt, dass die Stadt keine Bilanz vorlege, die die Freisetzung von CO₂ zeige, das aber sei in anderen Städten sogar schon von Gerichten angeordnet worden.

Wenn die Kita für den Stadtteil nicht sinnvoll sei, was glauben die Kritiker, weshalb die Stadt sie dennoch bauen will? „Es geht nur um Paeschke“, vermutet der Hitdorfer Alfons Daniels. Ein anderer sagt: Eine spätere Miete sei im Haushalt besser zu finanzieren, als ein Neubau auf eigene Kosten. „Wie hoch die Miete hinterher ist, die Paeschke bekommt, wissen wir alle jetzt natürlich noch nicht“, sagt Martina Schultze. Stefan Artlich hat eine andere Vermutung: Die Stadt könne sagen, dass sie 120 neue Plätze bereit habe – Hauptsache, die Statistik stimme, egal sei der Verwaltung aber, dass sie woanders gebraucht würden.

Am Mittwoch (13. November 2024) korrigiert die Stadtverwaltung ihren Fehler: Diee Pläne der umstrittenen Paeschke-Kita an der Weinhäuserstraße müssen neu ausgelegt werden, weil die Unterlagen im Internet nicht zur Verfügung gestanden haben. Eingaben und Widersprüche gegen den Plan sind noch bis zum 20. Dezember 2024 möglich. Die bisher eingegangenen Stellungnahmen würden vollständig berücksichtigt, schreibt die Verwaltung in ihrem Amtsblatt.