Bereits bei einer ersten Beteiligung der Öffentlichkeit hatte es massiven Protest gegeben, rund zwei Jahre lang hat die Stadt nun an neuen Gutachten und einem Bebauungsplan gearbeitet.
Weinhäuserstraße in HitdorfStadt Leverkusen legt Bebauungsplan für umstrittene Kita vor
Zunächst war es sehr laut um die Pläne, an der Weinhäuserstraße in Hitdorf eine neue Kindertagesstätte zu bauen. Doch zuletzt war es darum sehr leise geworden.
Dass ein Bebauungsplan für das Projekt aufgestellt werden soll, hat der städtische Bauausschuss bereits im Juni 2021 beschlossen, ein Jahr später folgte der Beschluss, die Öffentlichkeit frühzeitig in die Pläne einzuweihen. Und die war wenig begeistert: Schnell regte sich Protest bei den Hitdorfer Anwohnern, die das Projekt für überdimensioniert halten und einen Verkehrskollaps fürchteten. Bei einer Bürgerversammlung in der Stadthalle im August 2022 kam es zu tumultartigen Szenen. Im Dezember folgte eine Mahnwache am geplanten Bauplatz .
Knapp zwei Jahre später legt die Stadtverwaltung nun einen 82-seitigen Bebauungsplan mit dem Namen „Hitdorf – Kindertagesstätte Weinhäuserstraße“ vor. Dazu kommt eine 56-seitige Begründung zu der für das Vorhaben nötigen Änderung des Flächennutzungsplans für das Gebiet. Die Grünfläche, auf der die Kita gebaut werden soll, muss in eine „Fläche für Gemeinbedarf“ umgewandelt werden. Sie liegt zwischen Wohnbebauung, landwirtschaftlich genutzter Fläche und einer Kleingartenanlage und laut Landschaftsplan nicht in einem Landschaftsschutzgebiet.
Sechsgruppige Kita
An dem Plan geändert hat sich kaum etwas: Gebaut werden soll eine sechsgruppige Kita, inklusive der dafür erforderlichen Erschließungs- und Außenbereichsfläche sowie ein „Naturerfahrungsraum“. Eigentümer des Grundstücks ist Bauunternehmer Gernot Paeschke, der die Kita auch im Auftrag der Stadt errichten soll. Wird der Bebauungsplan rechtskräftig, werde das Grundstück von Paeschke im Rahmen eines Flurstücktausches der Stadt übertragen.
Weitere 179 Seiten umfasst ein Dokument, in dem sämtliche Eingaben der Bevölkerung aus dem ersten Beteiligungsverfahren aufgelistet sind. Zu jeder Anfrage haben die entsprechenden Fachbereiche eigene Stellungnahmen verfasst.
Mehr Parkplätze für weniger Verkehrschaos
Zur Frage der Verkehrsproblematik etwa wurde im vergangenen September eine Verkehrszählung durchgeführt. Diese hat ergeben, dass die Rushhour in Hitdorf aktuell zwischen 7.15 und 8.15 Uhr liegt, während man an anderen Kitastandorten sehen könne, dass die Kinder dort mehrheitlich zwischen 8 und 9 Uhr gebracht werden. Um den Hol- und Bringverkehr möglichst gering zu halten, sollen „möglichst zukunftsgerechte Mobilitätsangebote und Infrastrukturen“ geschaffen werden. Zu Fuß und mit dem Fahrrad soll die neue Kita gut zu erreichen sein, ebenso von der nahen Bushaltestelle. Um „Probleme mit der Unterbringung des ruhenden Verkehrs und der Abwicklung des Holens und Bringens vorzubeugen“ wird die Zahl der Parkplätze von ursprünglich 15 geplanten auf 32 erhöht. Dabei sollen auch E-Ladesäulen mitgeplant werden. Insgesamt kommt das Verkehrsgutachten zu dem Schluss, dass es auf der Weinhäuser Straße zu keinen verkehrstechnischen Problemen kommen wird und auch die Knotenpunkte an der Ringstraße von „sehr guter Verkehrsqualität“ sein werden.
Weitere seitenweise Untersuchungen beziehen sich auf die Themen, Umwelt und Klima, Flächenversieglung, Untersuchung auf Altlasten, Arten- und Hochwasserschutz. Fazit der Stadtverwaltung: „Der Planung grundsätzlich entgegenstehende Aussagen wurden hierbei nicht geäußert.“
Der Bebauungsplan wird nun in den politischen Gremien beraten und dann öffentlich ausgelegt. Danach soll dem Stadtrat ein Beschlussentwurf über die Abwägung der Stellungnahmen (Abwägungsbeschluss) sowie zum Bebauungsplan (Satzungsbeschluss) vorgelegt werden.
Neuheit: Ein Naturerfahrungsraum
Nicht nur Kinder, auch der Danziger Kantapfel, die Grevenbroicher Knorpelkirsche und die Mirabelle von Nancy sollen auf das Gelände an der Weinhäuser Straße einziehen. Denn neben dem für Kita-Bau und Außengelände vorgesehen Grundstück von rund 5500 Quadratmetern soll ein ebenso großes Areal zum „Naturerfahrungsraum“ werden. Die genannten Obstsorten sind nur drei von insgesamt 18 Obstbaumarten, die der Bebauungsplan neben einheimischen Sträuchern und Hecken für das Gebiet vorsieht.
Das Areal soll über mehrere Wege öffentlich zugänglich sein und über Spazierwege Kita, Kleingartenanlage und Wohnbebauung miteinander verbinden. „Auf diese Weise soll insbesondere den Kindern sowohl innerhalb als auch außerhalb des Betriebs der Kita ein wohnortnaher Ort zum freien Spiel sowie zur Naturerfahrung geboten werden“, heißt es im Bebauungsplan.