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LärmaktionsplanDer Autoverkehr ist in Leverkusen das größte Problem

Lesezeit 4 Minuten
Laut ist es da, wo Autos fahren – zum Beispiel am Europaring.

Laut ist es da, wo Autos fahren – zum Beispiel am Europaring.

Der Lärm-Aktionsplan, der sich mit den schädlichen Lärmfolgen in Leverkusen beschäftigt, geht in die vierte Runde.

Lärm macht krank und Ruhe nicht. Das ist eine einfache Wahrheit. Alle paar Jahre seit 2008 kommt der sogenannte Lärmaktionsplan auf; der Plan gibt der Stadt Leverkusen Anleitungen, wie den Einwohnern mehr Ruhe in der Stadt zu verschaffen sei. Die Stadt beschäftigt sich nicht aus freien Stücken mit dem Lärm. Den Aktionsplan zu erstellen, war eine Vorgabe der Europäischen Union von 2002. Inzwischen geht der Plan für Leverkusen in die vierte Runde.

2023: Lärmkartierung der Stadt Leverkusen, tagsüber. Stadt Leverkusen

2023: Lärmkartierung der Stadt Leverkusen, tagsüber.

Lärmkarte für die Nacht in Leverkusen Quelle: Stadt Leverkusen

Und die Lärmkarte für die Nacht in Leverkusen

Nach wie vor ist demnach der Straßenlärm der Hauptlärmverursacher in Leverkusen. 27.100 Personen leben tagsüber mit Lärm über dem Grenzwert 65 dB (A), nachts sind es sogar 40.100, dann gilt über 55 dB(A) als Grenze. Jeder 16. Leverkusener (sechs Prozent) schläft sogar bei einer Lautstärke von unakzeptablen 60 dB (A), das ist mehr, als ein Radio mit Zimmerlautstärke abgibt.

Eindeutig zu laut schlafen viele Menschen am Leverkusener Autobahnkreuz, wie sich aus der detailreichen Lärmkarte herauslesen lässt. Sowohl am Zündhütchenweg als auch im Eisholz, aber auch neben der Stelze zum Beispiel immer noch an der Düsseldorfer Straße lebt und schläft man laut. Insgesamt stehen elf der 40 Leverkusener Lärmbrennpunkte im Zusammenhang mit den Autobahnen, hier kann die Stadtverwaltung selbst wenig tun.

Eine schwere Lärmquelle stellt zurzeit die Autobahn 1 in Wiesdorf in Höhe der Kolonie II dar, denn sie verläuft auf einem Damm und es gibt noch keine Lärmschutzwände. Die sollen aber nach einer Information der Autobahn GmbH noch 2024 kommen, bis dahin bleibt es laut in der Umgebung. Immerhin wurde inzwischen die Höchstgeschwindigkeit in dem Bereich auf Tempo 60 beschränkt; kurz nach der Brückenfreigabe hatte die Autobahn GmbH auf dem Autobahnabschnitt parallel zur Dhünn erstmal lärmintensive 80 erlaubt. Die großen Verbindungsstraßen machen nach wie vor Probleme. Die Burscheider-, die Lützenkirchener- und die Quettinger Straße sind Beispiele, wo noch etwas getan werden muss.

Tempolimits könnten helfen, aber die Verwaltung will sie anscheinend nicht

Eines der wirksamen Mittel gegen Straßenlärm kann ein Tempolimit sein. Deshalb muss man sich eigentlich wundern, dass man wegen Lärms seit 2008 die zulässige Höchstgeschwindigkeit für den Autoverkehr nur auf zwei Straßen herabgesetzt hat: Auf der Kölner Straße gilt seit Jahren Tempo 30 und der Europaring wurde 2015 auf Tempo 60 limitiert. Heute machen die Autos auf dem Europaring auf zwei ebenerdigen Abschnitten immer noch zu viel Lärm, ist dem neuen Plan zu entnehmen. An der alten Landstraße und in Höhe der Brücke Bonner Straße finden sich Lärmbrennpunkte. Die ungeliebte Tieflage nimmt übrigens etwas von der Lautstärke weg, was bei den aktuellen Umbauplänen sicher zu beachten sein wird.

Nach Lektüre des inzwischen vierten Lärmaktionsplans ist unklar, weshalb sich die Stadtverwaltung zum Beispiel an der Wupperstraße in Rheindorf gegen Tempo 30 ohne Zeitlimit ausgesprochen hat. Die lärmmäßige Betroffenheit der Rheindorfer Anwohner ist seit langem bekannt und auch wieder im aktuellen Lärmaktionsplan dokumentiert.

Zum Beispiel Rheindorf: Es ist definitiv zu laut an der Wupperstraße

Anwohner wünschen sich oft Tempolimits, die Straßenbehörde offenbar immer noch nicht. Deshalb wird manchmal Flüsterasphalt eingebaut, obwohl der als weniger haltbar gilt als herkömmlicher Belag. Die dämpfende Wirkung lässt zudem mit den Jahren nach und bringt mehr, wenn der Verkehrsfluss gleichmäßig ist, es also nicht alle paar Meter etwa eine Ampel gibt. Flüsterasphalt wurde auf der Burscheider- und der nördlichen Düsseldorfer Straße und 2013 auf dem Willy-Brandt-Ring eingebaut.

Laut dem Lärmaktionsplan tragen die Eisenbahnstrecken weniger zur Lärmbelastung bei: 1360 Leverkusener sollen tagsüber zu viel Geratter von der Schiene ertragen müssen, nachts sind 2650 Menschen betroffen. Fluglärm ist demnach kein Problem, auch wenn bekannt ist, dass das von einzelnen anders empfunden wird.

Der neue Lärmaktionsplan widmet sich sogenannten ruhigen Gebieten, die zur Erholung ausgewiesen werden sollen. Die Stadt kann Parks oder auch Wälder dazu erklären, für die dann besondere Regeln gelten.

Eine der lautesten Gebiete Leverkusens ist übrigens ausgerechnet der Bürgerbusch in Autobahn-Nähe, denn im Waldgebiet hat man sich Lärmschutzwände gespart.