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„Viel Lärm um nichts“Lieben auf Messers Schneide am Jungen Theater Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Claudio (Justin Herlth) küsst Hero (Hannah Braun).

Claudio (Justin Herlth) küsst Hero (Hannah Braun).

Das Junge Theater Leverkusen feiert am Freitag mit „Viel Lärm um nichts“ Premiere einer Interpretation von Shakespeares gleichnamiger Komödie.

Das Junge Theater Leverkusen feiert am Freitag mit „Viel Lärm um nichts“ unter der Regie von Ivo Dreger die Premiere einer spritzigen und gleichzeitig tiefgründigen Interpretation von Shakespeares gleichnamiger Komödie – die ist auch nach 400 Jahren unterhaltsam. Es beginnt eine Reise von Liebe und Misstrauen zu Eifersucht und Vergebung. Ein Kaleidoskop menschlicher Emotionen.

Dreger verstärkt das Motiv der Täuschung und Verwechslung durch geschlechtsübergreifende Besetzungen. Weiblich gelesene Darstellende spielen Männerrollen und andersherum – ohne dabei übertriebene Stimmlagen oder ähnliches zu nutzen. Leonato, verkörpert von Kira Jockers, veranstaltet einen Techno-Rave, zu dem auch die Frauenhelden Claudio (Justin Herlth) und Benedikt (Eric Haarhaus) eingeladen sind.

Claudio verliebt sich dabei in Leonatos Tochter Hero, gespielt von Hannah Braun. Benedikt beteuert währenddessen, dass ihm nie eine Frau gut genug sei: „Und ich wollte, mein Herz sagte mir, ich hätte kein so hartes Herz – denn wahrhaftig, ich liebe keine.“ Nicht nur er, sondern auch Beatrice, gespielt von Maxi Remy, verbirgt ihre wahren Gefühle hinter einer Fassade aus Spott und Ironie. Das Bühnenbild, mit hohen Hecken, Gebüschen und Ranken, spiegelt ihre komplexe Beziehung wider.

Meisterhafter verbaler Schlagabtausch in Opladen

Inmitten des Grünzeugs liefern sie sich einen Schlagabtausch. Die Zuschauer werden eineinhalb Stunden lang Zeugen eines emotionalen Minenfeldes, das Beatrice und Benedikt geschickt umschiffen – wobei ihre verletzte Vergangenheit immer wieder durchscheint. Aber auch bei den Anderen wird es sehr kompliziert: Don Pedro (Lenny Blumberg) wirbt in Claudios Namen um Hero, was zu Intrigen führt.

Auf der Decke sitzt beim Wellness Benedikt (Eric Haarhaus).

Auf der Decke sitzt beim Wellness Benedikt (Eric Haarhaus).

Währenddessen sät Sofia Friedmann in der Rolle von seinem Halbbruder Don Juan Zweifel in Claudios Herz, während Hero ihre Cousine Beatrice überzeugt, dass Benedikt heimlich in sie verliebt sei. Ihr Charakter wird mit einer tiefen Bitterkeit und unheilvollen Präsenz gespielt. Sie enthüllt ihre Absichten, die Beziehungen zu sabotieren – die Unruhe und das Unheil, die von ihr ausgehen, sind förmlich greifbar. Verkleidungen und Rollentausche auf der Handlungsebene führen zu weiteren Verwirrungen und Konflikten.

Junges Theater Leverkusen: Komik und Chaos begeistern Publikum

Dann wird viel geknutscht. Don Pedro und Leonato bringen Würde und Autorität. Don Pedro, der von „Ehre“ geprägt ist, und Leonato, der liebenswürdige Party-Gastgeber, bilden das moralische Rückgrat Dregers moderner Inszenierung. Besonders bewegend ist die Szene, in der Don Pedro Claudios Werbung um Hero unterstützt und Leonato freudig die Verbindung seiner Tochter mit Claudio segnet.

Von da an kann man sich an die beiden halten, während die anderen zeigen, wie leicht Missverständnisse und Intrigen unentdeckt bleiben können – aus scheinbar belanglosen Situationen große Emotionen und dramatische Ereignisse entstehen können. Können Liebe und Vergebung am Ende siegen? Und Benedikt umgestimmt: „Die Liebe erdulden! Eine hübsche Phrase. Freilich erdulde ich die Liebe, denn wider meinen Willen muss ich dich lieben.“

Weitere Vorstellungen: Samstag, 3. August, um 20 Uhr, Sonntag, 4. August, 18 Uhr, am 9. und 10. August, 20 Uhr, und 11. August, 18 Uhr, im Jungen Theater Leverkusen, Karlstraße 9. Karten können per E-Mail, jungestheaterlev@web.de, für zwölf beziehungsweise sechs Euro mit Ermäßigung vorbestellt werden: