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Obstweg LützenkirchenJagdschüsse in der Nähe von beliebtem Wanderweg

Lesezeit 3 Minuten
Hundebesitzerin mit zwei Hunden an der Leine

Viele Hundebesitzer nutzen den Obstwanderweg in Biesenbach zum Gassigehen

An einem frühen Samstagmorgen fallen Schüsse am Obstwanderweg in Biesenbach. Spaziergänger sind verschreckt, die Stadt gibt Entwarnung.

Idyllisch ist es auf dem Obstwanderweg in Biesenbach. Auf der einen Seite grasen Pferde, auf der anderen reicht der Fernblick über Lützenkirchen teilweise bis nach Köln. Wenn die Idylle nicht gerade am frühen Morgen von Gewährschüssen durchbrochen wird. So ist es am Samstag, 10. August, zum letzten Mal geschehen, berichtet ein Anwohner, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Ich gehe mit meinem Hund regelmäßig hier spazieren, wie es sehr viele hier in der Gegend tun“, berichtet der Mann. An jenem Samstagmorgen habe er die Schüsse schon gehört, wenig später seien ihm Nachbarn mit ihren Hunden entgegengekommen. „Die sagten: Gehen Sie bloß nicht da hoch, das ist brandgefährlich.“

Stadt gibt Entwarnung

Dieser Einschätzung widerspricht die Stadtverwaltung. „Das Vorhaben ist der Polizei gemeldet worden und es ging keine Gefahr von der Jagd aus“, heißt es in einer Antwort auf Anfrage dieser Zeitung zu dem speziellen Fall am 10. August. Das bestätigt auch die Polizei auf Anfrage. Demnach fand an jenem Morgen eine revierübergreifende Krähenjagd in den Bezirken Bergisch Neukirchen I, Bergisch Neukirchen II und Opladen statt. Etwa 12 bis 14 Jäger seien auf verschiedenen Stoppelfeldern unterwegs gewesen, um die Bestände der Krähen zu regulieren.

Pferde auf einer Weide

Der Obstwanderweg klärt über alte Sorten auf - Pferde grasen in direkter Nachbarschaft.

Ist es rechtens, dass Jagdaktivitäten in direkter Nähe zu einem viel genutzten Wanderweg stattfinden, fragen sich die Anwohner. Nicht nur die Spaziergänger, Jogger und Hunde seien davon schwer verunsichert, auch die Pferde. „Und ich merke schon seit einiger Zeit, dass es hier kaum noch Singvögel gibt“, berichtet eine weitere Spaziergängerin. Ja, antwortet die Stadt. „Es gibt keine rechtlichen oder gesetzlichen Vorschriften, dass eine Jagd angemeldet werden muss.“ Der Landesjagdverband empfehle, dass die Jagd vorher bei der Polizei gemeldet wird, wenn sie im urbanen Bereich stattfinde, das sei geschehen.

Ein Jagdpächter darf jederzeit auf Wildtiere Jagd ausüben, die gerade Jagdzeit haben
rnst Stephan Kelter, Vorsitzender der Leverkusener Jägerschaft

Ernst Stephan Kelter, Vorsitzender der Leverkusener Jägerschaft, kennt sich genau mit den Regularien aus. „Deutschland ist in Jagdreviere eingeteilt, entweder zur Eigenjagd oder für eine Gemeinschaft. Bei großen Flächen kann der Eigentümer alleine das Jagdrecht verpachten, bei kleineren macht das die Jagdgenossenschaft“, erklärt er. Jeder Inhaber eines offiziellen Jagdscheins kann sich bei einem Jagdgrundbesitzer oder einer Genossenschaft melden, um einen Jagdbezirk zu pachten. „Darin darf er dann jederzeit auf Wildtiere Jagd ausüben, die gerade Jagdzeit haben“, erklärt Kelter. Eine vorherige Anmeldung oder Genehmigung sei nicht erforderlich. Der Jäger sei in Eigenregie verantwortlich dafür, dass die Vorschriften des Waffengesetzes, des Landesjagdgesetzes und die Unfallverhütungsvorschriften der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft eingehalten werden.

Waldtypische Gefahren

Für die Sicherheit sei also der Jäger verantwortlich, jeder Bürger aber müsse sich im Klaren darüber sein, dass er sich „waldtypischen Gefahren“ aussetze, wenn er sich in freie Landschaft oder in den Wald begebe. „Dazu zählen Jagdaktivitäten, mit denen im Wald zu rechnen ist, aber etwa auch, wenn einem ein Ast auf den Kopf fällt.“ Im öffentlichen Wald habe jeder ein Betretungsrecht, aber auf eigene Gefahr.

Warum nicht wenigstens Absperrungen oder Hinweisschilder angebracht wurden, fragt sich der Anwohner. „Bei der Jagdausübung darf nichts gesperrt werden“, klärt Kelter auf. Lediglich bei großflächigen Drück- und Treibjagden würden in der Regel Warnschilder aufgestellt. Auch wenn er über diesen speziellen Fall keine Kenntnis hat, kann er die Anwohner beruhigen. „Mir ist in zehn Jahren bei der Leverkusener Jägerschaft kein Fall bekannt geworden, wo es zu Sicherheitsproblemen gekommen wäre.“ Und auch in diesem Fall ist es beim Schrecken der Spaziergänger und Tiere geblieben.