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Leverkusen mal andersNeuer Film zeigt das historische Gesicht der Stadt

Lesezeit 3 Minuten

Als „ne Schulljung“ trat Stichnoth einst im Leverkusener Karneval auf.

Leverkusen – Zugegeben: Es ist schon ein wenig skurril, diesen Werbefilm über Leverkusen aus den 70er Jahren zu sehen. Denn unter dem Motto „Auf dem Weg in die Zukunft“ ist zunächst einmal Rauch zu sehen und Krachen zu hören. Ein Video vom Abriss des alten Rathauses in Wiesdorf kündet von Zerstörung, nicht Aufbau.

Aber so ist das eben gewesen in Leverkusen: Gegründet 1930 änderte die Stadt schon zigmal ihr Gesicht – und nicht immer zum Schöneren. Aber eine solche Wandelbarkeit macht ja letztlich auch die Seele eines Ortes aus. Erzeugt Emotionen vor allem bei denen, die diesen Wandel und die vielen Gesichter mitbekommen haben. Und den Mitgliedern des Vereins „Wir für Leverkusen – ein starkes Stück Rheinland“ ist nun ein besonders emotionales Stückchen Stadterinnerungskultur gelungen: der Film „LEV mal anders“.

Viel Nostalgie

Zu dem gehört die eingangs erwähnte Sequenz. Zu dem gehört aber vor allem eine ganze Menge an Nostalgie, denn: Große Teile des Streifens stammen aus dem privaten Fundus des Leverkusener Urgesteines Kurt Stichnoth.

Sparkassen-Vorstand Markus Grawe, Kurt Stichnoth und Uwe Beenen, Vorsitzender des Vereins „Wir für Leverkusen“, präsentieren den neuen Film, der im Netz verfügbar ist.

Der bald 91-Jährige war ab den 50er Jahren mit einer eigene Kamera losgezogen und hatte „sein Leverkusen“, wie er es stets nennt, aufgenommen. Zudem bannte er eigene Auftritte auf Karnevals- und sonstigen Bühnen auf Filmrollen, schließlich war er über Dekaden auch Sänger und Kabarettist.

In „LEV mal anders“ nun erklärt er den Zuschauenden, wie das damals so war in Leverkusen. Singt seine von Lokalkolorit geprägten Lieder – allen voran das eher melancholisch-humorige „Wiesdorf vor zwanzig, dreißig Johr“ – und lässt so die – mal gute, mal eher maue – alte Zeit wieder auferstehen.

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Idee während des Lockdowns

Die Idee zu diesem Film sei während des Lockdowns gekommen, erklärt Uwe Beenen als Vorsitzender des Vereins. Der bietet nämlich normalerweise Stadtrundfahrten an, bei denen die Leute allerhand zur Historie Leverkusens erfahren. „Und da diese Fahrten nicht möglich waren, wurden wir kreativ – und wollten mit eine Film Abhilfe schaffen.“

Kurt Stichnoth war ein begeisterter Hobbyfilmer.

Weil in Leverkusen niemand um Kurt Stichnoth herumkommt und die Vereinsmitglieder einen engen Draht zu ihm haben, war auch schnell klar, wer etwas zum von Stefan Oster produzierten Streifen beitragen könne. Und nun gibt es eben für alle, die des interessiert – „Und das sind eine Menge“, wie Uwe Beenen aus Erfahrung sagt – eine visuelle Stadtführung mit dem hiesigen Original, abrufbar über die Internetseite des Vereins, dessen Mitglieder in der Vergangenheit schon mehrfach Filme drehten.

Film für Seniorenheime und Schulen

Er soll in Zukunft auch in Schulen gezeigt werden. Und in Seniorenheimen. „Die Leute dort reagieren meist sehr emotional, weil sie die gezeigte alte Zeit noch miterlebt haben“, sagt Uwe Beenen. Das führe stets zu beeindruckenden und rührenden Szenen.

Das Wiesdorfer Ledigen-Wohnheim von Bayer kommt ebenfalls im Video vor.

Und: Ein Ende der Produktion von Filmen ist quasi noch nicht in Sicht. Denn Kurt Stichnoth sagt: „Ich habe ja insgesamt 10 000 Meter Filmrollen gefilmt und in meinem Archiv. Darunter viele Auftritte und Sängerreise, etwa in die USA oder nach Rio.“ Und die stelle er gerne auch noch zur Verfügung. „LEV mal anders“ – diese Sache scheint noch weiter ausbaufähig zu sein.

www.wirfuerlev.de