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Leverkusener KarnevalslegendeKurt Stichnoth tritt mit 90 ab – nun aber endgültig

Lesezeit 4 Minuten
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Der Höhepunkt der Fastelovends-Karriere: In der Session 1988/89 war Kurt Stichnoth Prinz in Leverkusen.

Leverkusen – Es ist soweit. Mal wieder, könnte man sagen. Denn eigentlich hatte sich Kurt Stichnoth ja schon aus dem öffentlichen Leverkusener Leben zurückgezogen, das er jahrzehntelang prägte wie kein Zweiter in dieser Stadt. 1989 war das gewesen, war er abgetreten von den Karnevalsbühnen. Standesgemäß als Prinz. Natürlich.

Doch aktiv war er auch danach noch und ist es bis heute – als Chorsänger und Mitorganisator von Chor-Touren, unter anderem beim Chor Germania Opladen. „Aber jetzt“, sagt er, „ist wirklich Schluss mit der Bühne.“ Am Samstag tritt Kurt Stichnoth, 90, ab. Seinen letzten Auftritt hat er bei der „Kleinsten Sitzung Leverkusens“ (LKS). Was hervorragend passt und womit sich ein Kreis schließt.

Karneval als zweischneidige Sache

Denn der Karneval und Kurt Stichnoth, das war immer eine ganz besondere Beziehung – weil es eine zweischneidige Angelegenheit war. Einerseits gehörte er zwischen den 1960er Jahren und eben bis zu seiner Prinzensession 1988/89 zu den Stamm-Akteuren des Leverkusener Fastelovends. Ohne Kurt Stichnoth wäre der Leverkusener Karneval irgendwie undenkbar gewesen.

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Die Karnevalssäle in Leverkusen kennt Kurt Stichnoth in- und auswendig.

Er schenkte den Menschen in seiner Heimatstadt zig Lieder, von „Leverkusen, das klingt schon wie Musik“ bis hin zu „Du und ich“, dem „Paulinchenlied“. Er bescherte den hiesigen Jecken Stunden der Kurzweil, wenn er in die Bütt stieg und als „Leverkusener Fremdenführer“, „Schüchterner Rheinländer“ oder „Halbstarker“ zu ihnen sprach. Aber er sagt auch: „Ich bin eigentlich kein Karnevalist. Ich bin Kabarettist.“ Der Karneval habe ihm eben nur eine Bühne geboten, die ihm anderswo verwehrt geblieben sei.

Bewerbung in Köln und Düsseldorf

Kurt Stichnoth erinnert sich: „Ich habe mich als Kabarettist in Köln im »Senftöpfchen« und in Düsseldorf im »Kommödchen« beworben.“ Als er sich vorstellte, habe es auch gleich geheißen: „Klasse! Naturtalent!“ Doch dann folgte der Nachsatz: „Aber Du brauchst eine Ausbildung. „Also geh erstmal auf die Schauspielschule und komm dann nochmal her.“ Ernüchterung. „Ich hätte dafür meine Arbeit aufgeben müssen, die ich aber genauso geliebt habe wie das Kabarett und die Musik.“

Kurt Stichnoth ist ausgebildeter Musterzeichner für Stoffdruckmuster, Repro-Fotograf und wurde später Industriegrafiker bei Bayer. Kurzum: Er war auch in diesen Disziplinen Profi – und wollte es bleiben. Also wurde der Karneval sein Rettungsanker. Er ermöglichte es ihm, aufzutreten. Bis zum Ausstieg 1989.

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Anruf von der LKS

Dass er nun noch einmal zurückkehrt, um endgültig „Tschö“ zu sagen, ist der Initiative des LKS-Teams um Wolfgang Müller-Schlesinger geschuldet. „Die riefen mich im vergangenen Jahr an und sagten: „Mensch Kurt, wir singen seit 15 Jahren bei unserer Sitzung Dein Leverkusen-Lied.“ Da sei es doch mal an der Zeit, mit ihnen gemeinsam aufzutreten.

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Kurt Stichnoths letzter Auftritt im Karneval ist schon im Kasten – und wird am Samstagabend bei der „Leverkusens Kleinster Sitzung“ gezeigt.

Kurt Stichnoth sah das genauso. Und auch wenn der Auftritt wegen des damaligen Lockdowns letztlich nur virtuell stattfinden konnte, es auch in diesem Jahr nicht anders als via Internet geht und der Beitrag sogar schon vorab aufgezeichnet wurde: Es ist Kurt Stichnoths „Adieu!“ Und das sollte sich niemand entgehen lassen.

Verfechter des Lokalkolorits

Allein schon deshalb nicht, weil „Leverkusens Kleinste Sitzung“ seiner Meinung nach nicht nur aufgrund ihres Konzeptes des alternativen Karnevals fernab der KG-Vereinsmeierei etwas Besonderes sei. Nein: „Ich habe festgestellt, das sie bei der LKS fast die einzigen sind, die noch Lokalkolorit, noch Leverkusener Karneval im Programm haben.“ Das gebe es heutzutage ja kaum noch. „Früher habe ich dafür gesorgt“, sagt Kurt Stichnoth.

Aber dann änderten sich die Zeiten. „Der Kölner Karneval wurde immer beherrschender.“ Und mit ihm die Bands, die alle Redner verdrängten . „Redner haben doch überhaupt keine Chancen mehr! Bei den Sitzungen kommen Musikgruppen an, die früher drei Gitarren dabeihatten – und heute ein ganzes Orchester. Probieren Sie da mal, im Anschluss als Redner aufzutreten – da haben sie ja keine Chance mehr!“ Außer bei der LKS. Deshalb erklingt nun exklusiv dort, im Opladener Kulturausbesserungswerk (KAW), noch einmal „Adios, Leverkusen, goodbye“.

Wo wird man wach?

Blieben noch die Fragen, warum er überhaupt Schluss macht und was in Zukunft sein wird. Antwort eins: „Ich werde im April 91. Und da weiß man nie: Wenn ich morgens wach werde, werde ich dann hier wach – oder bei den Engelchen?“ Antwort zwei: Niemand muss sich Sorgen machen, dass Kurt Stichnoth jetzt ganz von der Bildfläche verschwindet. Er sitzt nämlich derzeit täglich in seinem Arbeitszimmer und arbeitet fleißig am nächsten Projekt: einem Buch über seine Opladener Kindheit zu Kriegszeiten. Müde wird er also nicht wirklich. Will das auch nicht. „Ich kann meinen Motor nicht abstellen! Wenn ich nichts mehr zu tun hätte, dann schliefe ich wirklich ein.“ Und trotz des nun anstehenden, endgültigen Bühnenabschied: Das mit dem Schlafen kann noch warten.

„Leverkusens Kleinste Sitzung“ aus dem KAW ist am Samstag, 19. Februar, ab 20.15 Uhr kostenfrei im Internet zu sehen.

www.kleinstesitzung.de