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Leverkusener StadtplanungManfort wird Sanierungsgebiet

Lesezeit 3 Minuten
Viel zu viele Autos, eine Autobahn, eine Eisenbahn, schlechte Luft, kein wirkliches Zentrum: In Manfort muss etwas geschehen, findet die Stadtverwaltung.

Viel zu viele Autos, eine Autobahn, eine Eisenbahn, schlechte Luft, kein wirkliches Zentrum: In Manfort muss etwas geschehen, findet die Stadtverwaltung.

Das Manforter Gewerbegebiet in Leverkusen soll zum Sanierungsgebiet erklärt werden, was höhere Mitbestimmung der Stadt ermöglicht.

Das Manforter Gewerbegebiet zwischen Auto- und Eisenbahn mit Metro, Bauhaus und ehemals Kierdorf und Eumuco soll Leverkusener Sanierungsgebiet werden. Im Süden wird es durch die Pfeilshofstraße begrenzt. Sanierungsgebiet, das hört sich auf Anhieb nach einer Giftmülldeponie oder einem einsturzgefährdeten Haus an, in der Stadtplanung ist die Bedeutung aber ein bisschen anders: Wenn ein Bereich Sanierungsgebiet wird, fließt nicht nur eine Menge Geld von Land und Bund, in einer solchen Sanierungsphase hat eine Stadt zudem viel bessere Möglichkeiten, die Immobilienbesitzer „in die Planungen einzubeziehen“, wie sich Stefan Karl vom Stadtplanungsamt ausdrückte.

Gemeint ist: Es gibt mehr Durchgriffsmöglichkeiten. Niemand in dem Sanierungsgebiet kann sich entziehen, Mitmachen ist Pflicht für alle, die dort Immobilien besitzen. Gleichzeitig soll für ganz Manfort der begonnene Prozess der strategischen Städtebauentwicklung (ISEK) weiterverfolgt werden, damit werden in erster Linie soziale Verbesserungen versucht; wichtig sind zum Beispiel die Organisation von Treffpunkten für Nachbarn und andere Hilfsangebote für die Menschen im Stadtteil: Manfort soll praktisch von zwei Seiten in die Zange genommen werden.

Das Gewerbegebiet an der Syltstraße.

Das Gewerbegebiet an der Syltstraße.

Dass der Stadtteil Manfort Hilfe nötig hat, mehr als andere Viertel, kann jeder intuitiv wahrnehmen, der sich das Viertel genauer ansieht. Der Anteil der Migranten und potenziell hilfebedürftigen Menschen ist spürbar höher als andernorts, es gibt mehrere Hochhäuser, die immer Probleme mit sich bringen. Zerschnitten wird Manfort durch zwei Eisenbahnlinien, die Autobahn und die vierspurige Gustav-Heinemann-Straße. So entstehen eigene, in sich weitgehend angeschlossene Bereiche, aus denen man oft nur durch Umwege herausfindet.

Mit stillgelegten Industriebetrieben (Wuppermann, Eumuco) und leerstehenden, toten Gebäuden an vorderster Front (Kierdorf) ist der Bedarf an Erneuerung groß, zumal der Charme verloren gegangen ist, der Manfort früher ausgemacht hat, also vor dem Bau der vierspurigen Gustav-Heinemann-Straße. Viele Autos bedeuten schlechte Luft. Manfort hat das schwarz auf weiß, nicht umsonst stehen da die offiziellen Leverkusener Luftmessstationen vom Umweltministerium des Landes.

Gleisanschluss ehem. Eumuco. Stillgelegt. Foto: Ralf Krieger

Alte Industrie: ein Gleisanschluss, der inzwischen verschwunden ist und die Eumuco-Fassade. (Archivbild)

Aber es gibt auch Dinge, mit denen sich die Manforter identifizieren können, sagen die Verantwortlichen im Stadtplanungsamt. Zum Beispiel die Kirche Sankt Joseph und mit Eumuco eine der ältesten Industrie-Fassaden. Es gibt angenehme Wohngegenden, Kleingärten und einen kleinen Bahnhof hat der Stadtteil auch. Die evangelische Johanneskirche an der Scharnhorststraße ist allerdings vor Jahren geschlossen worden, ins Gebäude hat man einen Kindergarten eingebaut. Und es gibt Vereine. Außerdem gibt es nirgends sonst in der Stadt so gute Einkaufsmöglichkeiten.

Kommt es zur Verbreiterung der Autobahn 3, bekommen Bauhaus, Metro, Aldi und der DM-Markt ein schwer lösbares Verkehrsproblem. Deshalb soll die Option auf eine neue Zu- und Abfahrt ins Gebiet zwischen Bahn und Autobahn wenigstens als Option ins Sanierungsgebiet aufgenommen werden. Dieser Plan einer Unterführung unter der Bahn ist alt, er soll in die Pläne aufgenommen werden. Zum „Leverkusener Anzeiger“ sagte Stefan Karl, dass man wenigstens planerisch die Möglichkeit schaffen wolle. Wer diesen planerisch schwierigen und teuren Tunnel zwischen Metro-Parkplatz und Marie-Curie-Straße später bauen und bezahlen müsse, sei eine andere Frage. Das wird dann wohl die Autobahn GmbH sein, die dem Gewerbegebiet die heutige Ausfahrt durch die Erweiterung abschneiden will.

Noch ist die Stadtverwaltung mit der Vorbereitung des Sanierungsgebiets befasst, es soll in diesem Jahr aber erklärt werden. Ab dem Tag haben die Planer und Bauherren 15 Jahre Zeit, ihre Ideen umzusetzen. Das bislang einzige Sanierungsgebiet, das es jemals in Leverkusen gab, wurde für den schwierigen Wiesdorfer Süden an der Werkskante ausgerufen, die Gegend, in der heute zum Beispiel Wallraff und das Pronova Bürohaus stehen.