AboAbonnieren

SchreibwettbewerbLeverkusener Marienschule kürt die besten Texte

Lesezeit 3 Minuten
Ein Junge steht vor einer gelben Wand und zeigt eine Siegerurkunde.

Noah Jomaa besucht die fünfte Klasse der Opladener Marienschule und gewann den ersten Platz des Schreibwettbewerbs für die Unterstufe.

Im letzten Jahr lautete das Thema „Traum“. Dieses Mal sollten die Schüler beim Schreiben ihrer Geschichten selbst träumen.

„Was wäre wenn?“ Vermutlich haben sich Menschen seit Anbeginn der Zeit keine Frage häufiger gestellt. Sie ist intuitiv nachvollziehbar und bringt in der Regel doch keine Erkenntnisse. Trotzdem kommen Philosophen, Theologen oder Literaten nicht von ihr los und suchen immer wieder nach Antworten. Dieses Jahr auch 51 Schülerinnen und Schüler an der Marienschule in Opladen: Bei der 36. Auflage des traditionellen Schreibwettbewerbs stellten sie sich diesem Thema aus verschiedenen Perspektiven.

„Letztes Jahr waren hier noch einige Hocker frei“, zeigte sich Simone Dorfmüller, Lehrerin und aktuelle Organisatorin des Schreibwettbewerbs, überwältigt von dem Besucherandrang. Viele Eltern, Jungen und Mädchen waren am späten Nachmittag gekommen, um zu erfahren, wessen Texte es auf das Treppchen geschafft hatten.

Leverkusen: Mehr Marienschüler nehmen an Schreibwettbewerb teil

Doch nicht nur das Publikumsinteresse war gestiegen: Im Vergleich zum Vorjahr nahmen aus den verschiedenen Jahrgängen elf Nachwuchsautoren mehr an dem schriftstellerischen Kräftemessen teil. Dabei seien die meisten Texte aus der Unterstufe eingereicht worden, bilanzierte Dorfmüller. Jeweils eine Jury habe im Anschluss für Unter-, Mittel und Oberstufe die ersten drei Plätze bestimmt.

„Ich war ganz froh, dass ich den Wettbewerb nur organisieren und nicht entscheiden musste“, gestand Dorfmüller vor der Siegerehrung. Sie sei von den Beiträgen und der inhaltlichen Vielfalt „ganz begeistert“ gewesen. Auch die Zuhörerinnen und Zuhörer konnten sich davon überzeugen: Nachdem sie ihre Urkunden in Empfang genommen hatten, erhielten die ausgezeichneten Verfasser die Gelegenheit, ihre Geschichten bei Kerzenschein vorzulesen.

Schüler fragt: Wie wäre es, Verstorbene wiederzusehen?

So beschäftigte sich ein gereimter Text der Sechstklässlerin Alicia Kohne mit der Frage: „Was wäre, wenn es keine Bücher gäbe?“ „Ein Szenario, das für mich persönlich ganz furchtbar wäre“, bemerkte Dorfmüller. Egal, ob für wissenschaftliche Erkenntnisse oder zur Unterhaltung, die Schülerin sieht das ähnlich: „Bücher gehören einfach zum Leben, niemand sollte uns die Schriften nehmen.“

Der Unterstufensieger, Noah Jomaa, widmete sich in seiner Geschichte hingegen einem Thema, „an dem man im Leben nicht vorbeikommt“: Einmal den Himmel zu besuchen. Der noch nicht lange zurückliegende Tod seines Hundes habe ihn zum Nachdenken gebracht, berichtet der die Schüler aus der Klasse 5e. In seinem Text träumt er davon, seinen gestorbenen Großvater noch einmal wiederzusehen, mit ihm Eisenbahn zu spielen und zu kuscheln.

Appell gegen Ungleichbehandlung

Dass man sich der übergeordneten hypothetischen Frage nicht nur fiktional, sondern auch politisch nähern kann, zeigte die Achtklässlerin Azra Bal. Ihr Text belegte den zweiten Platz der Mittelstufe und rechnet mit Diskriminierung ab: Sie sei wütend über die weltweite systematische Unterdrückung von Frauen und wünsche sich eine Gesellschaft, welche die individuelle Entfaltung für alle ermögliche.

„Ich finds einfach so traurig, dass so viel darüber geredet wird, aber niemand etwas dagegen tut“, echauffierte sich die Schülerin. Das betreffe den unterschiedlich guten Zugang zu Bildung, Gewalt und Femizide sowie die Tatsache, dass Frauen, beispielsweise in manchen Teilen der USA, beim Thema Abtreibung nicht mehr über den eigenen Körper entscheiden könnten. Sie sehe in ihrem Text aber nicht nur eine feministische Botschaft, erklärte Bal. Ihr gehe es allgemein um Gleichberechtigung. „Niemand sollte unterdrückt werden!“