Im Verein „Mawka“ sollen in Leverkusen Menschen aus der Ukraine zusammenkommen.
Neuer Verein „Mawka“Mitglieder nähen in Leverkusen Tarnnetze für die Ukraine
Plätzchen, Pralinen, Tassen mit dampfendem Tee: Es ist alles da, was Gemütlichkeit vermittelt. Und doch herrscht hier – in diesem Raum im ersten Obergeschoss des Gebäudes an der Manforter Straße 184 – keine lockere Vorweihnachtsstimmung bei Gebäck und heißen Getränken. Es herrscht konzentrierte Betriebsamkeit – und zwar beim Nähen von Tarnnetzen. Wie jedes Mal, wenn sich die Mitglieder des Vereins „Mawka“ hier treffen.
„Mawka“ ist ein Verein, den die aus der Ukraine stammende und in Leverkusen lebende Künstlerin Elena Büchel im vergangenen Monat mit anderen gegründet hat, um Menschen aus der Ukraine zusammenzubringen. Er soll den Austausch von denen untereinander ermöglichen und fördern, die nach dem von Putin begonnenen Krieg hierher geflohen sind. Ein Zusammenschluss also, der Halt gibt und nach außen hin dabei hilft, Kontakte zu Menschen aus Deutschland zu knüpfen und den kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern zu forcieren.
Unter dem Dach des Vereins gibt es ein Programm mit Veranstaltungen in den Sparten Kunst, Kultur, Bildung und Förderung. Und: Natürlich leisten die Vereinsmitglieder auch humanitäre Hilfe für die Daheim- und in der Ukraine Zurückgebliebenen.
Und zu dieser Hilfe gehört neben dem Sammeln und Verschicken von Sachspenden – Kleidung, Medikamente, Dinge des täglichen Bedarfs – eben auch das regelmäßige Nähen von Tarnnetzen. Die werden nicht allein dem Militär, sondern – „viel wichtiger!“, wie Olha Bocharova sagt – der Zivilbevölkerung in der Ukraine zur Verfügung gestellt.
Sie decken als mehrere Meter große Geflechte Gebäude und Areale ab, die so vor angreifenden russischen Truppen versteckt werden sollen. Den Stoff zur Herstellung – besorgt nach genauen Anweisungen aus der Ukraine – zahlen die Vereinsmitglieder aus der eigenen Tasche. Wenn die Netze fertig sind, gehen sie per privatem oder offiziellem Transport mit anderen Sachspenden über Polen in die Heimat.
Mehr als ein Dutzend Tarnnetze haben die „Mawka“-Mitglieder seit Gründung ihres Vereins schon in Gemeinschaftsarbeit hergestellt. Wenn gewerkelt wird, dann zerschneiden die einen – heute sind das Anastasia Kondratjuk und Valerii Schepel – die Stoffrollen in kleine Bahnen und Fetzen. Die anderen um Olha Bocharova knüpfen diese dann zusammen.
An den Vereinstreffen, die jeden Dienstag (ab 16 Uhr) und Samstag (ab 13 Uhr) in jenem Raum anstehen, in dem normalerweise der Leverkusener Integrationsrat tagt, nehmen nach Aussage von Elena Büchel bis zu 25 Personen teil. Tendenz: zunehmend. „Wir haben sogar Leute aus Wuppertal, Bonn und Bergisch Gladbach da“, sagt sie. Das ist auf der einen Seite schön und wünschenswert für den neuen Verein.
Auf der anderen Seite aber gibt es durch den vermehrten Zulauf ein nicht unerhebliches Problem: „Wir benötigen dringend einen neuen, einen größeren Raum“, sagt Elena Büchel. Und wendet sich – verbunden mit dem Hinweis auf ebenfalls dringend erforderliche Spenden – an die Menschen in Leverkusen: Vielleicht habe ja jemand ungenutzte Räume, die er oder sie zur Verfügung stellen könne. Stadt, Vereine, Privatpersonen – sie und ihre Vereinsfreunde und -freundinnen seien für alles dankbar.
Der Verein „Mawka“ ist benannt nach dem gleichnamigen Fabelwesen – einer Hüterin und Verteidigerin des Friedens – aus einer ukrainischen Legende. Wer Kontakt aufnehmen und spenden möchte, kann das über Elena Büchel tun – entweder telefonisch unter 0173/3 65 25 35 oder über ihre Internetseite.