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City LeverkusenJetzt sind sich alle einig – mehr Grün, weniger Investoren für Wiesdorf

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Herz Jesu, links der ehemalige Kaufhof, rechts die Pavillons, die abgebrochen werden könnten.

Herz Jesu, links der ehemalige Kaufhof, rechts die Pavillons, die abgebrochen werden könnten.

Die Vorstellungen einer Stadtverwaltung, wie eine gute Innenstadt aussehen sollte, können sich innerhalb weniger Jahre ändern.

„City-Labor Wiesdorf“ hieß eine Auftaktveranstaltung, die sich mit den Möglichkeiten beschäftigte, wie es mit der Innenstadt weitergehen könnte. Dafür hatten sich 120 Interessierte in der katholischen Herz-Jesu-Kirche im westlichen Teil der Fußgängerzone versammelt und hörten Vorträge von Praktikern und der planerischen Avantgarde aus Universitäten.

Ob Wirtschaftsvertreter, Baudezernentin oder Architekturprofessorin, einig waren sich alle darüber, dass mit der Innenstadt etwas passieren muss und kann. Über das Wie herrscht mittlerweile anscheinend große Einigkeit: Nicht etwa mehr Büros, Hotelbauten, große Ladenflächen, oberirdische Parkplätze werden propagiert. Schatten, kühle Sitzmöglichkeiten, Freiräume, mehr Wohnungen im Zentrum, vor allem bezahlbare – das sind grob gesagt die Rezepte, die die Innenstadt retten und wieder lebenswerter machen sollen.

Mehr Grün für Wiesdorf: Bäume, Beete, Büsche

Und vor allem mehr Grün: besonders Bäume, Beete und Grünflächen. „Wir haben das Grüne in der Innenstadt verdrängt, das gebe ich zu“, sagte die Baudezernentin Andrea Deppe. Der Handel werde dann von alleine funktionieren, denn die Menschen wollen in ihrer Innenstadt einkaufen. Die Innenstadt- und Handelsexpertin, Professorin Sabine Krieg, sagte gar, in Städten über 50.000 Einwohnern spielten die Verluste des Handels durch den Online-Handel gar nicht so eine große Rolle.

Herz Jesu „City-Labor“ etwa 120 Interessierte waren gekommen.

120 Interessierte waren zum „City-Labor“ nach Herz Jesu gekommen.

Der Ort war nicht zufällig gewählt, denn die Kirche und ihre Pavillons spielen eine große Rolle in den Zukunftsszenarien der Innenstadt. Seit mindestens 20 Jahren wird darüber geredet, ob man die Pavillons westlich des Kirchenschiffs abreißen soll. Mal sollten dort Büros, mal ein Café geplant werden. Nach den neuen Vorstellungen der Planer müsste gegenüber der Kaufhaus-Ecke nichts anderes als ein Freiraum geschaffen werden, ein Platz, an dem man sich gerne aufhalten will und treffen kann.

Ein Platz zum Aufhalten statt Pavillons

Darauf wird es wohl auch hinauslaufen, sagte Pfarrer Peter Beyer im Gespräch. Beyer ist als Pfarrer quasi Experte in Transformation. Er sagt, bis spätestens 2032 werde es darauf hinauslaufen, dass es für ganz Leverkusen nur noch einen einzigen leitenden Pfarrer gibt; Herz Jesu soll in der Innenstadt als Kirche erhalten bleiben – irgendwie und wahrscheinlich teils umgenutzt und umgebaut.

Wiesdorfs Vorzüge sind bekannt. Professorin Sabine Krieg sprach begeistert über ihre Eindrücke, die sie einen Nachmittag lang in dem ehemaligen Fischerdorf gesammelt hatte. Die guten Möglichkeiten des Stadtzentrums seien enorm. Allerdings sei ihr etwas aufgefallen: Sie habe nicht einen Fahrradständer in der Fußgängerzone gefunden, sagte sie.

Sabine Krieg orientiert sich an den besten Innenstädten zurzeit, das seien Oslo und Helsinki, aber auch Kopenhagen. Die Zukunft sei ganz klar autofrei im herkömmlichen Sinn, elektro-mobil und grün: „Aber mehr als Landschaft, weniger Bodendecker.“

Professorin Sabine Krieg beim City-Labor in Herz Jesu.

Begeistert von Wiesdorfs Möglichkeiten: Professorin Sabine Krieg hielt einen Vortrag beim „City-Labor“ in Herz Jesu.

Spätestens da aber dürften manchen, für die Leverkusener Stadtentwicklung Verantwortlichen, die Ohren geklingelt haben, weil es bisher meist genau anders gemacht wurde und wird: „Bauen im Bestand ist gut für die Bürger und schlecht für Investoren.“ Man solle kleiner denken – ein Plädoyer gegen Großprojekte.

Entsprechend fiel eine Abstimmung unter den Anwesenden aus, was sie sich für die Zukunft der Stadt wünschen: mehr am Menschen orientierte Entwicklung. Das wird erleichtert, weil es kein Fördergeld ohne Klimaanpassung gebe, sagte die Baudezernentin Andrea Deppe. Das „City-Labor“ war ein Anfang, es wird Anschlussveranstaltungen geben, für die man sich in eine Mailingliste eintragen lassen kann.