Auf absehbare Zeit wird sich das Rheinufer wandeln, denn Pappeln gehören am Rhein nicht zum natürlichen Bewuchs.
LeverkusenAus Sorge vor Hochwasser werden Pappeln in Hitdorf gemessen
Der Fall, über den sich der Hitdorfer Rheinanlieger Heinz Brinkschulte Sorgen macht, dürfte nicht oft eintreten. Er macht sich Gedanken über den Hochwasserschutz in seinem Heimatdorf, nachdem Sturmböen zwei Pappeln am Rheinufer genau vor seinem Haus umgerissen haben. Ab einem Hochwasserstand von 9,50 Meter Kölner Pegel wird die massive Hochwassermauer überspült, die vor seinem Haus entlang der Rheinstraße verläuft, die weiter südlich Wiesenstraße heißt. Steigt der Rhein dann weiter, übernimmt die mobile Hochwasserschutzwand aus Aluminium den Schutz, die immer dann von der Firma Niesen auf der festen Hochwassermauer installiert wird, wenn die Möglichkeit eines höheren Pegels besteht.
Die mobile Hochwasserwand kann ein 200-jährliches Hochwasser bis 11,80 Meter (Kölner Pegel) abhalten, allerdings werden wegen der Bruchgefahr der Aluminium-Elemente die Hitdorfer, die in Rheinnähe wohnen, schon bei 11 Meter Pegel ihre Häuser verlassen müssen. Das hat es seit über 200 Jahren nicht gegeben, der höchste Pegel in dieser Zeit war 10,69 Meter in den Jahren 1995 und 1926.
Sorge um die Aluminium-Hochwasserwand
„Wenn das Hochwasser höher als die Mauer steht, wird es gefährlich“, sagt Brinkschulte. Denn dann hält nur noch die vergleichsweise dünne und schwache Aluminiumwand das Wasser zurück. Dem Hitdorfer geht es darum, dass die Pappeln bei Hochwasser auf die Aluwand stürzen können und „dadurch einen Tsunami auslösen würden, der Hitdorf unter Wasser“ setzen könnte, schreibt der Unternehmer.
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2011 wurde die Hochwasserschutzwand fertig. Die Gefahr umstürzender Bäume wurde schon vor Jahren erkannt. Man ließ 2013 die Pappeln fällen, die eindeutig so nah an der Wand standen, dass sie diese durch Umfallen beschädigt hätten. Zudem mussten mehrere frisch gepflanzte Bäume noch einmal umgepflanzt werden, die zu nah an der Mauer standen, weil man sie sonst nicht hätte groß werden lassen können.
Weil auch das zuständige Grünflächenamt diese Gefahr im Prinzip seit Jahren im Blick hat, sind Ulrich Hammer und sein Mitarbeiter und Baumspezialist Florian Bremicker an den Rhein gekommen, um sich die Situation anzusehen. Ihr Fazit angesichts der Befürchtungen von Brinkschulte: „Wir messen die Höhen der am nächsten stehenden Bäume nochmal nach.“ Brinkschulte sagt, es gehe ihm nicht etwa darum, dass er freie Sicht auf den Rhein haben wolle, das werde ihm manchmal unterstellt. Den Rhein kann man von der Rheinstraße aus übrigens gut sehen.
Die Pappeln am Hitdorfer Rhein sind streng genommen nicht der natürliche und ursprüngliche Bewuchs der Rheinaue. Hammer sagt, dass dort natürlicherweise eine Hartholz-Aue, mit Eichen, Ulmen und anderen Hartgehölzen normal sei. Deshalb wird sich das Aussehen der Landschaft auf lange Sicht verändern.
Die schnell wachsenden Pappeln wurden von dem ortsansässigen Streichholzunternehmen „Salm“, dessen Chef der in Hitdorf unvergessene Fritz Middelanis war, als Rohstoff angepflanzt. Dazu fällt Brinkschulte die Geschichte ein, dass nach dem Krieg tief im Holz der Pappelstämme Granatsplitter steckten. „Als Middelanis die Stämme in seiner Fabrik in die Säge legte, flogen denen die Sägebänder um die Ohren.“
Die mit Metallsplittern durchsetzten Bäume rührte der Streichholz-Unternehmer fortan nicht mehr an. Möglich, dass auch jetzt noch in einzelnen Stämmen der am Ufer stehenden Pappeln Splitter aus dem Zweiten Weltkrieg stecken. Bremicker schätzt ihr Alter auf 80 bis 90 Jahre. Sie sind demnach nicht mehr jung, sondern in der Alterungsphase.
Der fast 90-jährige Brinkschulte sagt, dass die große Wiese zwischen Hafen und Fähre, die Hitdorfer Laach, angeschüttet ist. Früher sei über die „Laach“ das Hitdorfer Abwasser in den Hafen geflossen: „Und da stand es dann.“