„Lage ist kritisch“Naturgut Ophoven fehlen monatlich 20 000 Euro - Hilferuf
- Seit der Gründung ist das Naturgut Ophoven chronisch unterfinanziert. Corona trifft das Umweltbildungszentrum jetzt besonders hart.
- Die Einnahmen aus Kursen, Geburtstagen und Ausstellungen fehlen. Zurück bleibt ein Loch in der Kasse. Beantragte Fördermittel von Bund und Land sind bisher nicht geflossen.
- Der Förderverein hat sich mit einem Hilferuf an die Politik gewandt. Und wurde gehört.
Leverkusen – „Die Lage ist kritisch“, sagt Marianne Ackermann, 1. Vorsitzende des Förderverein Naturgut Ophoven. Die Gehälter von 30 festangestellten Mitarbeitern müssen bezahlt werden, gleichzeitig sind die Einnahmequellen zum größten Teil plötzlich versiegt: Schul- und Kindergartenkurse, Kindergeburtstage, Kurse für Familien, all das kann im Moment nicht auf dem Gelände stattfinden. Die Ausstellung „EnergieStadt“ war lange geschlossen, seit dem 8. Mai ist sie unter strengen Auflagen wieder geöffnet. Auch Einnahmen aus dem Shop und Bistro fehlen.
„Wir haben ganz viel angekurbelt, sämtliche Fördertöpfe von Bund und Land darauf geprüft, ob die Vorgaben auf uns zutreffen“, berichtet Ackermann. Ein Programm im Staatsministerium für Kultur und Medien hat sie gefunden und einen Antrag auf Förderung für den Neustart für Museen nach der Corona-Schließung gestellt. „Das war Anfang Mai, leider haben wir immer noch nichts davon gehört“, sagt die Vorsitzende. Ärgerlich bei einem Programm, dass sich auf den Neustart bezieht, der mittlerweile längst erfolgt ist.
Förderverein bittet Politik um Hilfe
Neben vielen kleinen Aktionen wie dem Naturgut-Kindergeburtstag für Zuhause (siehe Infobox) wurden auch die Mitglieder und Förderer angeschrieben und über die aktuelle Situation informiert. Viele Mitarbeiter haben ihre Stunden unter Kurzarbeit reduziert, doch das Gelände muss weiter gepflegt werden, die pädagogische Arbeit wird soweit möglich im Internet fortgesetzt. „Wir haben sehr viel Unterstützung und Sympathie erhalten“, sagt Ackermann. „Es ist schön zu sehen, dass wir in Leverkusen eine große Akzeptanz haben und geschätzt werden.“
Aktuelle Angebote und Hilfsmöglichkeiten
■Das Kinder- und Jugendmuseum Energiestadt ist geöffnet:
Dienstag bis Freitag von 14 Uhr bis 18 Uhr; Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10 Uhr bis 18 Uhr. Besucher müssen Mundschutz tragen und können nur einzeln oder in Familien kommen. Eintrittskarten kosten ab fünf Jahren fünf Euro, für Erwachsene sieben Euro.
■Weil die neuen Hygienemaßnahmen im Museum Zeit und Personal brauchen, sucht das Naturgut dringend Menschen, die Lust haben die „EnergieStadt“ ehrenamtlich zu unterstützen.
■Das Gelände an der Talstraße mit seinem Naturlehrpfad ist offen und kann kostenfrei besucht werden.
■Im Onlineshop gibt es Bücher, Nisthilfen und Samenmischungen zu kaufen.
■Anstatt des Kindergeburtstags auf dem Naturgut kann ein Materialpaket für einen Indianer- oder Piratengeburtstag bestellt werden.
Weitere Informationen auch zu Spendenmöglichkeit gibt es Internet.
Und dennoch ist das Finanzloch groß, und so blieb dem Förderverein nur die Bitte um Hilfe an die Politik. „Trotz aller bereits getroffenen umfangreichen Einspar- und Umstrukturierungsmaßnahmen, verbleibt ein monatliches Defizit in Höhe von circa 20 000 ab März 2020“, schrieb Ackermann Mitte Mai an alle politschen Parteien im Stadtrat. Der Förderverein Naturgut Ophoven benötige das Geld, um seine Personalkosten zu decken und bat um eben jenen Betrag, zunächst für die Monate April und Mai.
Naturgut seit Gründung chronisch unterfinanziert
Der Hilferuf wurde gehört. Opladen Plus reicht einen Antrag ein, dass die Verwaltung mit dem Naturgut in Austausch treten möge. Die CDU-Stadtratsfraktion beantragt einen Zuschuss von monatlich 20 000 Euro bis einschließlich Juni. „Das Naturgut mit seinem Umweltbildungszentrum ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt im ganzen Land. Mit diesem Standort befinden wir uns in einer Vorreiterposition bei einem Thema, das aktuell immer wichtiger wird. Deshalb muss hier schnell und entschlossen gehandelt werden“, begründet die CDU ihren Antrag, der auch von der SPD-Fraktion unterstützt werde, wie Ackermann berichtet.
Die Fraktion der Grünen unterstützt den Antrag nicht nur, sie hat eine Erweiterung der Finanzspritze bis einschließlich September beantragt. „Die coronabedingte Finanzlücke bleibt auch bis über die Sommerferien hinaus bestehen“, schreiben die Grünen in ihrer Begründung. Außerdem sei das Naturgut seit seiner Gründung chronisch unterfinanziert, die unsichere Finanzierung durch Sponsoren und Förderer sei nicht länger zumutbar.
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Bei so viel politischer Einigkeit kann das Naturgut der Entscheidung im Stadtrat am 25. Juni gelassen entgegensehen. Dennoch hoffen die Verantwortlichen, bald wieder mehr Einnahmen selbst zu erzielen. „Wir hoffen sehr, dass wir in den Sommerferien langsam wieder Angebote starten können“, sagt Ackermann. Die üblichen Ferienwochen in Gruppen von bis zu 30 Kindern werden nicht stattfinden können. „Aber vielleicht können wir Kurse von 16 Kindern aufnehmen, die wir dann noch einmal in zwei Achtergruppen teilen“, hofft Ackermann. Frei nach dem Motto: Ferien in der Natur. „Draußen ist es schließlich auch am sichersten.“ Und das Naturgut mit Kindern am schönsten.