An Frauen gezerrtOpfer entkräften sexuelles Motiv des Leverkusener Angeklagten
Leverkusen – In dem Prozess um einen 53-jährigen Mann aus Leverkusen, der im vergangenen Jahr mehrfach Frauen angesprochen, gepackt und mit sich gezerrt haben soll, gibt es nach Aussagen mehrerer Opfer und Zeugen neue Erkenntnisse. Bei Prozessbeginn am vergangenen Freitag lautete die Anklage gegen den Mann aus Wiesdorf versuchte Vergewaltigung in vier Fällen.
Am Dienstag haben nun drei Frauen, die Opfer der Attacken wurden, und weitere Zeugen, die den Betroffnenen zu Hilfe eilten, vor Gericht ausgesagt. Alle Vernommenen berichteten von einem psychisch verwirrten Eindruck des Mannes. Sexuelle Motive wurden durch die Aussagen entkräftet. Der Angeklagte ist seit November in einer psychiatrischen Einrichtung in Langenfeld untergebracht. Der Prozess soll klären, ob der Mann schuldunfähig ist und auf Dauer in einer forensischen Abteilung bleiben muss.
Keine unsittlichen Berührungen des Angeklagten
Zunächst wurde eine junge Frau in den Zeugenstand gerufen, die am 15. Mai 2021 am Hintereingang des Rewe-Marktes an der Nobelstraße auf den Angeklagten traf. Nachdem er sie fragte, ob sie Deutsche sei und sie dies bejahte, packte der Mann die 25-Jährige an den Kniekehlen. Sie ließ sich daraufhin fallen und schrie um Hilfe. Anschließend konnte sie weglaufen, ihren Freund telefonisch verständigen und mit ihm die Polizei rufen. Im ersten Moment dachte sie an eine Entführung. Unsittlich berührt habe er sie nicht. In den Monaten darauf litt sie unter Angstzuständen.
Im Gerichtssaal trafen die beiden nun erneut aufeinander. Der Angeklagte zeigte Reue: „Ich möchte mich entschuldigen. Ich war krank und nicht in der Lage zu begreifen, was ich tue. Ich hatte keine Absichten und bin sehr traurig darüber. Es tut mir sehr leid.“ Die 25-jährige Frau nahm die Entschuldigung daraufhin an. „Ich finde es gut, dass er sich entschuldigt. Das ist ein Abschluss für mich“, sagte sie.
„Der war psychisch nicht auf der Höhe“
Am selben Tag wurde auch die zweite Zeugin Opfer einer solchen Attacke. Am nahegelegenen Zebrastreifen sprach der Mann die 35-Jährige von hinten an und stellte erneut die Frage, ob sie Deutsche sei. Wieder packte er zu, hob die Frau dieses Mal hoch. Erst als ein Passant dazu kommt und den Mann auffordert die Frau loszulassen, lässt er von ihr ab. Auch sie dachte im ersten Moment an eine Entführung.
Im Nachhinein bezeichnet sie den Mann als psychisch auffällig, unsittlich sei die Attacke nicht gewesen. Der 20-jährige Helfer erklärte vor Gericht ebenfalls: „Der war psychisch nicht auf der Höhe.“ Das 35-jährige Opfer nahm die Entschuldigung des Mannes an, stellte aber klar: „Ich nehme das an und kann damit abschließen, so etwas darf aber nicht wieder passieren.“
Zum dritten Vorfall wurde ein Zeuge vernommen, der eine ähnliche Situation aus seinem Juweliergeschäft heraus beobachtete. Wieder zerrte der Angeklagte ein Mädchen an den Armen. Als er einschritt, um das Mädchen zu befreien, sagte der Angeklagte mehrmals, er sei vom deutschen Staat dazu berechtigt. „Da war klar, dass er offensichtlich psychische Probleme hat“, berichtet der Helfer.
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Schließlich wurde auch das jüngste Opfer vernommen. Die 13-Jährige nahm all ihren Mut zusammen und beantwortete die Fragen des Richters. Sie wurde im vergangenen November von dem Angeklagten gepackt. Nachdem sie um Hilfe schrie, sich an eine Laterne klammerte und mit den Beinen strampelte, schritten zwei Passanten ein. Auch sie bezeichnete das Verhalten des Mannes als „psychisch auffällig“, sexuelle Handlungen seien auch hier nicht zu erkennen gewesen.
In den kommenden Verhandlungstagen wird unter anderem noch eine psychiatrische Gutachterin vernommen. Sollte auch sie die geistige Erkrankung des Mannes bestätigen, könnte er für schuldunfähig erklärt werden. Durch das Entkräften der Vorwürfe sexueller Absichten, könnte sich auch die Anklage in den kommenden Tagen ändern. Aus versuchter Vergewaltigung könnte versuchte und vollendete Nötigung werden.