AboAbonnieren

PCB-BelastungOpladener können Blattgemüse aus eigenem Garten ohne Bedenken essen

Lesezeit 2 Minuten
Jemand erntet Grünkohl in einem Garten.

Grünkohl und anderes Blattgemüse aus eigenem Garten sollten Opladener eine Zeitlang vorsichtshalber nicht essen. Diese Beschränkung gilt nicht mehr.

Die PCB-Belastung in einem bestimmten Teil der Opladener Neustadt hatte zu Verzehrempfehlungen für Blattgemüse geführt.

Die Stadt hat ihre Verzehrempfehlung für selbst gezogenes Blattgemüse in einem bestimmten Teil der Opladener Neustadt aufgehoben. Die Entscheidung fiel nach der Auswertung einer erneuten Grünkohlexposition. Grünkohl reichert aufgrund seiner Blattstruktur Schadstoffe aus Boden und Luft besonders gut an, daher der Name. Etwa ein Jahr lang hatte die Stadt Anwohnern der Karl- und Wilhelmstraße, der Friedrich-List-Straße und der Straße Im Hederichsfeld empfohlen, Grünkohl, Mangold oder Pflücksalate nur in geringen Mengen aus dem eigenen Garten zu verzehren.

Die Empfehlungen galten etwa ein Jahr lang, weil das Landesumweltamt (Lanuv) dort im September 2023 in Pflanzen wie Löwenzahn erhöhte Belastungen mit polychlorierten Biphenylen (PCB) festgestellt hatte. Zwar konnten Fachleute bereits Anfang 2024 durch Bodenuntersuchungen und die Grünkohlexposition ausschließen, dass PCB über den Boden in die Pflanzen gelangt waren.

Daraufhin war das ursprünglich größere Gebiet für die Empfehlung, Blattgemüse wie Mangold oder Grünkohl aus dem eigenen Garten nur in kleinen Mengen zu essen, bereits verkleinert worden. Nun heißt es von seiten der Verwaltung, zwar sei immer noch „ein leicht erhöhter PCB-Eintrag festgestellt“ worden. Das Gesundheitsamt sieht davon aber keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit der Opladenerinnen und Opladener ausgehen.

Vielmehr sei eine solche Gefährdung erst ab einem regelmäßigen Verzehr von wöchentlich vier Portionen à 250 Gramm der genannten selbst gezogenen Blattgemüse möglich. In dem betreffenden Wohngebiet befänden sich aber „so gut wie keine größeren Nutzgärten“, weshalb die Empfehlungen zum Verzehr dieses Gemüse aufgehoben werden. Das Lanuv werde im Gebiet weiterhin Proben nehmen und sie untersuchen.


PCB zählen zum „Dreckigen Dutzend“

Polychlorierte Biphenyle (PCB) gelten als krebserregend. Ein Produkt der Erdölchemie, wurden PCB seit 1929, also seit knapp einem Jahrhundert, als Kühl- und Isoliermittel, als Hydraulik- und Wärmeübertragungsflüssigkeit in vielen Branchen eingesetzt. Zugleich diente PCB auch als Weichmacher und Brandverzögerer für Lacke, Farben, Klebstoffe, Dichtungsmassen, Kunststoffe und Verpackungsmittel.

Einziger PCB-Hersteller in Deutschland war die Bayer AG. Der Konzern stellte seine Produktion 1983 komplett ein, hatte sie aber bereits 1972 stark eingeschränkt. Bis 1983 hatte die Bayer AG 159.000 Tonnen PCB produziert, deutlich mehr als zehn Prozent der Weltgesamtproduktionsmenge von 1,3 Millionen Tonnen. PCB sind extrem langlebig und resistent gegen physikalischen und biologischen Abbau. Sie zählen heute zum „Dreckigen Dutzend“ an chemischen Verbindungen, die 2001 im Rahmen des Stockholmer Übereinkommens weltweit verboten wurden. (ps)