Cornelia Richarth leitet das Gleichstellungsbüro in Leverkusen. Sie kam zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen auf die Zonta-Bank
FrauentagLeverkusener Gleichstellungsbeauftragte beklagt fehlende Plätze in Frauenhäusern

Cornelia Richrath ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Leverkusen.
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Cornelia Richarth leitet das Gleichstellungsbüro in Leverkusen. Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 8. März hat sie auf der Zonta-Bank in der Opladener Bahnstadt Platz genommen und mit Susanne Wedewer-Pampus gesprochen. Auf der Bank haben schon einige Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner gesessen und mit Vertreterinnen des Leverkusener Zonta-Clubs über Gleichberechtigung geredet.
Ihr Büro hieß einmal „Frauenbüro“, jetzt „Gleichstellungsbüro“. Das habe damit zu tun, dass man neben dem Auftrag der Frauenförderung, der gesetzlich vorgeschrieben sei, auch andere Bevölkerungsgruppen erreichen wolle. Wer Anliegen in Sachen Chancengleichheit hat, aber keine Frau ist, wäre wohl nicht im „Frauenbüro“ gelandet, sagt Richrath: „Im letzten Jahr haben uns 46 Beratungssuchende mit ihren unterschiedlichen Anliegen aufgesucht.“
Auch für Themen, die die LGBTIQ*-Gemeinschaft betreffen: „Im letzten Jahr waren wir beim ersten Fachtag, der das Thema aus pädagogischer Sicht im Fokus hatte, eingebunden“, erzählt Richrath. Und in der Verwaltung habe es inzwischen auch ein erstes queeres Treffen gegeben. Auch wenn es die Gleichstellungsstelle bei der Stadt schon seit 40 Jahren gibt, ist in dieser Hinsicht laut Cornelia Richrath die Arbeit aber noch längst nicht getan: „Nach meiner Einschätzung haben wir noch lange nicht den Punkt erreicht, an dem Frauen und Männer in unserem Land gleichberechtigt sind.“
Potenziale liegen bei Frauen in Care-Arbeit
Als Beispiel nennt sie, dass der Frauenanteil im neuen Bundestag lediglich bei 32,4 Prozent liege, noch weniger als im auslaufenden Bundestag. Die Gleichberechtigung stehe dem „beängstigenden, weltweiten Rechtsruck diametral entgegen“. Und auch der Fachkräftemangel habe mit der fehlender Gleichberechtigung zu tun. Denn sobald eine Frau Mutter werde, arbeite sie häufig in Teilzeit und übernehme unbezahlte Care-Arbeit. „Dabei schlummern genau dort die dringend benötigten personellen Potenziale.“
Und hinzu komme: Dadurch, dass Frauen häufiger weniger verdienten als Männer (Gender-Paygap), könne sich jede zweite Frau nicht mit eigenem Einkommen absichern, erst recht nicht, wenn sie ein Kind habe. „Meist geht eine wirtschaftliche Abhängigkeit von einem Partner damit einher“, sagt Richrath. Sie sorgt sich, dass der neue Bundestag wegen seines hohen Männeranteils (…) „grundsätzlich die strukturelle geschlechtsspezifische Ungleichbehandlung auf vielen weiteren Ebenen nicht konsequent“ angehen werde.
Erleichtert zeigt sich Cornelia Richrath aber durch die Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes. Dadurch haben Frauen einen kostenlosen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung. „Im Jahr 2023 wurden 360 Mädchen und Frauen durch ihren (Ex)-Partner getötet, sagt Cornelia Richrath. Also fast jeden Tag eine. Allerdings trete das Gesetz erst ab 2027 in Kraft. Richrath fürchtet, dass auf die Kommunen weiterhin finanzielle Belastungen zukommen, auch wenn der Bund sich an den Kosten beteiligt. Bis dahin fehlt es bundesweit an Plätzen in Frauenhäusern mit ausreichend Platz auch für Kinder. Dies ist leider auch in Leverkusen der Fall.“
Und für Frauen und Kinder mit prekärem Aufenthaltsstatus bestehe durch die künftige Regelung weiterhin keine gesicherte Finanzierung ihres Schutzplatzes, das betreffe auch Plätze für Tran- und nicht-binäre Personen.