Der Abschluss des Projekttages in Opladen war eine Podiumsdiskussion.
ProjektJugendliche des Berufskollegs Opladen beschäftigen sich mit Protesten und Aufständen
Welche Grundrechte garantieren deutschen Bürgern zentrale Freiheitsrechte und wann und wie sind diese entstanden? Wie können wir uns autoritären Tendenzen entgegenstellen, bevor sie ihre fatalen Früchte tragen? Wann sind welche Forme von Widerstand legitim?
Diese Fragen und viele mehr behandelten die Schüler und Schülerinnen des Berufskollegs Opladen im Zuge des Projekttages „Proteste & Aufstände – der Kampf gegen autoritäre Herrschaft und Diktaturen“. In insgesamt drei Blöcken beschäftigten sie sich zunächst mit dem Grundgesetz, der deutschen Geschichte sowie mit aktuellen Diskussionen, anschließend mit einer persönlichen Reflexion. Der letzte Teil war eine Podiumsdiskussion mit vier Experten: Tim Eisenlohr ist gesellschaftspolitisch aktiv, Dr. Günter Hinken ist Leiter der Volkshochschule Leverkusen, Alex Wernke ist sehr aktiv in der Klimabewegung und Ehsan Ayatollahi setzt sich als Iraner politisch für sein Herkunftsland, aber auch den Westen ein.
Leverkusen: Schüler erst schüchtern
Zunächst trauten sich die anwesenden Schüler und Schülerinnen nicht, Themen anzusprechen, die ihnen auf dem Herzen lagen. Doch mit dem ersten mutigen Schüler war das Eis gebrochen. Immer mehr Jugendliche meldeten sich. Sie äußerten ihre Bedenken bezüglich Polizeigewalt in anderen Ländern, aber auch in Deutschland. Auch das Tragen von Kopftüchern und wie verschiedene Nationen damit umgehen, war ein Thema, das den Jugendlichen auf den Nägeln brannten.
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Alex Wernke konnte von persönlichen Erfahrungen mit der Polizei erzählen: „Auch Polizisten haben unterschiedliche Charaktere und deswegen verlaufen Proteste immer anders.“ Der Klimaaktivist, der sich auch an Protesten in Lützerath oder dem Hambacher Forst beteiligt hat, hatte selbst schon Auseinandersetzungen mit der Polizei. Er sehe jedoch auch, dass die Polizei bei friedlichen Protesten versuche, nicht einzugreifen und die Demonstranten teilweise durch einen gewaltfreien Umgang in deren Vorhaben zu unterstützen – eine einheitliche Linie gebe es dabei jedoch nicht.
Auch Ayatollahi berichtete von einigen Fällen von Jugendlichen, die aufgrund von Polizeigewalt starben. Der Iraner war per Videokonferenz zugeschaltet und teilte über seinen Bildschirm erschreckende Bilder. Während er versuchte, die Geschichten der Verstorbenen zu erzählen, kamen ihm die Tränen, er konnte nicht mehr weiterreden.
Schnell kam die Frage auf, ob man Menschen im Ausland helfen können, wenn man hier in Deutschland auch mit Protesten anfangen würde. Eine klare Antwort gab es darauf zwar nicht, aber dennoch wurden unterschiedliche Wege und Chancen aufgezeigt und thematisiert.
„Diese Veranstaltung hat einen großen Mehrwert für alle und es ist großartig, dass sich so viele der Schüler für die Themen interessieren“, freute sich Regina Schleheck, Deutsch- und Politiklehrerin an der Schule, die das Projekt an der Schule organisiert hatte. Es sei spürbar, wie viel die Jugendlichen über die Möglichkeiten, Mittel aber auch Gefahren von Protesten und Aufständen gelernt hätten.
Der Projekttag wird von dem Verein „die Multivision“ angeboten und durch die Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert. Schulen können sich für ein solches Angebot bewerben und müssen lediglich die Kosten von 250 Euro tragen.