AboAbonnieren

ProzessÜble Keilerei in einer Leverkusener Werkstatt

Lesezeit 3 Minuten
Schild am Kölner Land- und Amtsgericht.

Vor dem Kölner Landgericht wird der Prozess gegen einen Leverkusener Werkstattbesitzer erneut verhandelt.

Ein Audi kommt nicht durch den Tüv. Am Ende sind vier Männer erheblich verletzt.

Was ist da eigentlich schief gelaufen? Ein Auto ist nicht durch den Tüv gekommen, am Ende waren mehrere Männer erheblich verletzt, zwei sprechen am Dienstag gar von einem „Mordversuch“.

Kein leichter Job für Dorothea Pfitzner. Die Vorsitzende der 6. kleinen Strafkammer ist schon die zweite Strafrichterin, die sich mit der Prügelei vor einer Werkstatt in Manfort befassen muss. Die war schon im April 2020, das Verfahren vor dem Amtsgericht in Opladen war zwischendurch mal auf Eis gelegt und dann doch wieder aufgenommen worden. Vor genau sieben Monaten erging schließlich ein Urteil: Der Mann, dem die Werkstatt seinerzeit gehörte, wurde zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt, wegen gefährlicher Körperverletzung.

Der Angeklagte will einen Freispruch

Doch damit ist der 55 Jahre alte Mann serbischer Herkunft nicht einverstanden, er will einen Freispruch. Jetzt muss das Geschehen im Rahmen einer Berufungsverhandlung vor dem Kölner Landgericht nochmals untersucht werden. Was nicht einfach ist: Die beiden Männer, die seinerzeit dafür sorgen wollten, dass der Wagen herausgegeben wird, möchten nicht noch einmal aussagen. Nur die Halterin des Audi A3 schildert die Begebenheit – und widerspricht der Aussage des angeklagten Werkstattchefs fundamental.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Der sagt, er habe den Audi tags zuvor dem Tüv vorgeführt, allerdings erfolglos. Das habe er der Halterin mitgeteilt – Streit habe es gegeben, weil er natürlich die Tüv-Gebühr haben wollte, und zwar bar. Zunächst habe sich sein Mechaniker darüber mit der Audi-Besitzerin auseinander gesetzt. Irgendwann seien zwei Männer aufgetaucht, mit denen er, sein Bruder, der Mechaniker und schließlich auch noch ein Kunde zu tun bekamen. Und wie: Es habe mit einer Schubserei begonnen, dann habe der Jüngere gesagt: „Ich hol’ jetzt ein Messer.“ Danach habe er sich an dem Lieferwagen zu schaffen gemacht, mit dem er gekommen war.

Mann und Schwiegervater tauchen auf

Die beiden Männer, das waren der Mann und der Schwiegervater der Autobesitzerin. Alles Landsleute des Werkstattchefs, allerdings Muslime, im Gegensatz zu ihm. „Ich bin kein Rassist“ – aber wenn solche Leute drohen, ein Messer zu holen, müsse man das ernst nehmen, so der Angeklagte. Das erklärt, dass er in die Halle stürmte und sich mit einer Eisenstange bewaffnete. Sein Bruder habe sich einen Holzstiel gegriffen, mit dem man in der Werkstatt Motorhauben aufhält, wenn die Dämpfer lahm geworden sind.

Dann ging es offenbar so richtig ab. Die Eisenstange traf den Mann der Autobesitzerin, der verlor einen Zahn und blutete stark. Auch der Besenstiel entfaltete Wirkung. Die Keilerei ging weiter, bis die Polizei der Sache ein Ende machte.

Von wem ging der Streit aus?

Fragt man die Autobesitzerin, ging die Aggression vom Mechaniker aus. Deshalb habe sie ihren Mann zu Hilfe gerufen. Dass der Schwiegervater gleich mitkam, sei Zufall gewesen: Beide hätten an dem Tag auf derselben Baustelle in Düsseldorf gearbeitet.

Als die Keilerei losging, sei sie in den Transporter ihres Mannes geflüchtet, habe die Polizei gerufen. Sie sei völlig überrascht gewesen, dass die Sache dermaßen ausartet. „Wenn ich gewusst hätte, dass die Sache so eskaliert, hätte ich die 120 Euro einfach in bar bezahlt.“ Auch wenn man mit der Manforter Werkstatt sonst mit Rechnungen gearbeitet habe.

Der Bruder des Angeklagten stützt die Version des 55-Jährigen. Die Aggression sei von den Verwandten der Kundin ausgegangen, man habe sich nur gewehrt. Können weitere Zeugen Licht in die Sache bringen? Dorothea Pfitzner will es wenigstens versuchen. Nächste Woche.