Das St.-Remigius-Krankenhaus in Opladen darf wohl auch nach der Krankenhausreform Hüften operieren. Wir waren bei einer Operation dabei.
200 Eingriffe im JahrDas Remigius Krankenhaus in Opladen ist ein Spezialist für Hüft-OPs
Helga Helsper ist putzmunter. Drei Tage nach ihrer Hüft-OP kann die 80-Jährige schon wieder mit den Krücken laufen. Sie werde sogar schon die ersten Treppenstufen versuchen, sagt sie. Und dann hofft sie, dass sie bald schon wieder mit ihrem Chihuahua spazieren gehen kann. Denn das habe ihr, wie viele andere Bewegungen, zuletzt schwere Schmerzen bereitet.
Deshalb hatte sich Helsper für ein neues Hüftgelenk entschieden. Sie leidet unter Arthrose. Das bedeutet, die Knorpelschicht zwischen Hüftkopf und Hüftpfanne ist abgenutzt. Das erzeugt Reibung und Schmerzen. Abhilfe schafft ein Implantat. Der Hüftkopf wird dabei zur Hälfte herausgenommen und ersetzt durch ein Implantat, das aussieht, wie die Hälfte eines Golfballs. Dort hinein wird ein Kugelgelenk gesetzt, an dem ein Schafft befestigt ist. Dieses neue, künstliche Gelenk sorgt dann dafür, dass Helga Helsper wieder schmerzfrei laufen kann.
Die 80-Jährige kennt das Prozedere rund um die Operation und die anschließende Reha schon. Schließlich hat sie schon beide Knie und auch ihre rechte Hüfte im Remigius-Krankenhaus in Opladen operieren lassen. Bei Dr. Ralf Decking, dem Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit dem Schwerpunkt Allgemeine Orthopädie und Endoprothetik.
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Das Remigius hat in der ersten Runde im Rahmen der NRW-Krankenhausreform die Hüft- und Knie-OPs behalten. Der Hintergrund in Kürze: Ziel der Reform ist es, dass nicht mehr alle Kliniken alle Leistungen anbieten sollen. Stattdessen sollen sich vor allem kleinere Kliniken spezialisieren. Das Remigius-Krankenhaus ist seit zwölf Jahren ein zertifiziertes Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung. Damit war man damals eines der ersten bundesweit, teilt Krankenhaussprecherin Cerstin Tschirner mit.
Mehr als 200 Hüft- und 200 Knieprothesen setzen die Chirurgen im Remigius jedes Jahr. Dazu kommen Wechseloperationen, bei denen Prothesen ausgetauscht werden. Drei Chefärzte führen die Orthopädie und die Unfallchirurgie, jeder hat sich auf einen Bereich spezialisiert.
Ralf Decking hat sich für die Operation bei Helga Helsper für ein minimalinvasives Verfahren entschieden. Das heißt, die Muskulatur wird nicht aufgeschnitten, sondern auseinandergedrückt. Das müsse man aber von Patient zu Patient entscheiden, sagt Decking. Unter anderem hänge das von der körperlichen Konstitution ab. „In der Regel kommen die Patienten bei solchen Operationen wieder schneller aus dem Bett“, sagt Decking. Aber: Man brauche auch Erfahrung für ein solches Verfahren.
Bevor Decking den ersten Schnitt macht, bereitet sich das Team auf die Operation vor. Unter beständigem Piepsen der Maschinen, an die Helsper angeschlossen ist, wäscht sich das Team und zieht sich entsprechend um. Ein Operateur, zwei Assistenten, eine Instrumenteurin, ein Saaldienst, ein Anästhesist und eine Anästhesiepflegekraft gehören zum OP-Team. Die Instrumenteurin desinfiziert weiträumig den Oberschenkel und die Hüfte von Helsper mit orangefarbener Flüssigkeit. Ein Pfeil ist auf ihrem Oberschenkel aufgemalt, um die Stelle zu kennzeichnen, an der gleich operiert wird.
Immer wieder sichert sich das Team während der OP gegenseitig ab, vergleicht die Daten der Patientin mit den Daten auf dem Armband, liest sich laut die Namen der zu verabreichenden Medikamente und der Prothesen-Teile vor, damit auch alles richtig läuft. Dann kommt der erste Schnitt.
„Und da ist schon die Hüftgelenkskapsel sichtbar“, sagt Decking und verlangt nach den Instrumenten: Säge, Meißel, Hammer, sogar einen Korkenzieher. So eine Operation hat definitiv nicht nur eine medizinische, sondern auch eine handwerkliche Komponente. Kurze Zeit später ist der Hüftkopf entfernt. Decking zeigt, was Helsper solche Schmerzen bereit hat. „Sehen Sie, der Hüftkopf sollte eigentlich glatt sein, ist aber abgerieben und rau. Und das tut weh.“
Danach müssen Decking und sein Team das Knochenbett vorbereiten. Dafür verwenden sie eine Fräse. Dann verklemmt Decking ein Pressfit-Pfannen-Implantat im Knochen. Dann kommt der Schafft. Den will Decking bei Helga Helsper mit Knochenzement verfestigen. „Es geht auch zementfrei“, sagt Decking. Aber das sei der sicherste Weg. Etwa 25 bis 30 Jahre werde das mit dem Kobalt-Chrom-Schafft halten, sagt der Arzt. Vermutlich wird die Patientin die Prothese also mit ins Grab nehmen. Etwa zwölf Minuten bracht der Zement, um hart zu werden. Dann wird der rosa Keramikkopf, sozusagen das Kugelgelenk, aufgesetzt.
Nach einer knappen Stunde ist alles vorbei. Etwa 50 Minuten brauche er normalerweise, sagt Decking. Bei Helga Helsper musste er zwischendurch zweimal röntgen, um zu sehen, ob auch alles richtig sitzt.
Für die Patientin steht jetzt die Reha an. Aber auch das kennt Helsper schon von ihren vorigen drei Operationen bei Dr. Decking im Remigius. „Ein Taxi holt mich jeden Morgen ab und bringt mich wieder nach Hause“, sagt sie. Nach sechs Wochen, so hofft ihr Arzt, kann sie dann auch wieder ganz normal laufen. Mit Hund, und zwei neuen Knien und Hüften.