Was die Krankenhausreform für die Leverkusener Kliniken bedeuten könnte.
KrankenhausreformKlinikum Leverkusen könnte Aufträge verlieren – Aufatmen in Opladen
Die angelaufene Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen könnte Auswirkungen auf die beiden Leverkusener Kliniken haben. Die Grundidee der Pläne, deren weitere Schritte der NRW-Gesundheitsminister kürzlich vorgestellt hat, sieht vor, dass nicht mehr jedes Krankenhaus alle Leistungen anbieten soll.
Jetzt ist das sogenannte Anhörungsverfahren gestartet. Das NRW-Gesundheitsministerium hat veröffentlicht, welches Krankenhaus ab dem 1. Januar 2025 seiner Meinung nach welche Leistungsgruppen abdecken soll. Die Krankenhäuser hatten dafür vorher Anträge auf Erteilung der Leistungsgruppen erstellt, wie Thomas Karls, Geschäftsführer des St.-Remigius-Krankenhauses in Opladen, erklärt. Das Ministerium hat Schreiben an Krankenhäuser, Krankenkassen, Kommunen sowie die Mitglieder des Landesausschusses für Krankenhausplanung verfasst und darin über seine Planungen informiert.
„Nach den ersten Prüfungen ist das MAGS (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales) unseren Anträgen in sehr weiten Teilen gefolgt, zum Beispiel in der Endoprothetik (Künstlicher Ersatz eines Gelenks durch eine Prothese) und der Wechselendoprothetik, die wir als zertifiziertes Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung beantragt hatten“, teilt Karls für das Remigius-Krankenhaus auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ mit. Ebenso seien die Anträge für Wirbelsäuleneingriffe, Geriatrie, Pneumologie und Intensivmedizin bestätigt worden. Das wertet der Geschäftsführer als „großen Erfolg“.
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Eine erste Absage hat das Krankenhaus für die Palliativmedizin bekommen, die es neu beantragt hatte. „Das hat aber auf die personellen Strukturen der Abteilungen keinen Einfluss. Wir haben die Leistungsgruppe beantragt, weil wir sie als medizinisch sinnvolle Ergänzung unseres Leistungsspektrums sehen.“ Man werde nun versuchen, darzulegen, wieso das Ministerium in dem Fall falsch gelegen habe.
Thomas Karls fasst zusammen: „Wir sind in einer sehr guten Position, weil das Ministerium uns schon jetzt in wesentlichen Leistungsgruppen als unverzichtbaren Standort beschreibt, der nach unserer ersten Einschätzung auch wirtschaftlich tragfähig ist.“
Im Klinikum Leverkusen hat man mehrere Absagen bekommen: „Leider hat das Klinikum Leverkusen in einem ersten Anhörungsverfahren die Endoprothetik für Hüfte und Knie inklusive Revisionsendoprothetik sowie die Thoraxchirurgie und die Ösophaguschirurgie nicht mehr zugesprochen bekommen“ teilt das Klinikum Leverkusen mit. Bis zum 11. August kann sich die Klinik dazu beim Ministerium äußern.
Leverkusen: Klinikum sieht Verschlechterung der Versorgung
Und das hat sie auch vor, wie Dr. André Schumann, kaufmännischer Geschäftsführer, sagt: „Die nun laufende Anhörungsphase werden wir nutzen, um fundiert gegen die Reduzierung in diesen Bereichen zu argumentieren.“ Denn ohne diese Leistungsgruppe, ist Schumann überzeugt, würde sich die Versorgungsqualität in Leverkusen und der Region verschlechtern.
Er nennt ein Beispiel: Ein mehrfach schwer erkrankter Patient, der sich einer Hüft-Operation unterziehe, brauche 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche eine intensivmedizinische Versorgung, aber: „Das können heute schon kleinere Grund- und Regelversorger nicht mehr adäquat leisten“, sagt Schumann.
Dr. Anja Mitrenga-Theusinger, Medizinische Geschäftsführerin des Klinikums, kommentiert die Ergebnisse für das Klinikum: „Wir werden das Ministerium mit zukunftsorientierten und ausgewogenen Medizinkonzepten davon überzeugen, uns die obengenannten Leistungsgruppen zuzusprechen.“ Die Thoraxchirurgie in ihrem Haus sei neben der Leistungsgruppe Spezielle Pneumologie essenziell für das onkologische Zentrum in Leverkusen.
Und dieser interdisziplinäre Ansatz zwischen internistischer und chirurgischer Abteilung, den man dort am Klinikum pflege, sei enorm wichtig für eine hochwertige medizinische Versorgung. Mitrenga-Theusinger folgert: „Und damit wird man schließlich der Spezialisierung und Zentralisierung gerecht, die das Land NRW mit der Krankenhausplanung bezweckt.“
Die anderen Leistungsgruppen habe man wie erwartet zugesprochen bekommen. Also die Urologie, die Gynäkologie und Geburtshilfe inklusive Neonatologie und die Kardiologie. Das seien die Leuchttürme des Klinikums in der überregionalen Versorgung, sagt André Schumann. Aber um diese Versorgung auch im Sinne des Krankenhausplans ausbauen zu können, brauche es eine auskömmliche Finanzierung, strukturell und finanziell. Dafür habe das Klinikum bereits einen Förderantrag gestellt. Auch Thomas Karls fordert eine auskömmliche Investitionsförderung vom Land.
Grundsätzlich, so teilen Schumann und Mitrenga-Theusinger mit, sei es lange überfällig, dass die Strukturen in der Krankenhauslandschaft angepasst würden. „Wir befürworten das Vorhaben, Spitzenmedizin bei Maximalversorgern wie dem Klinikum Leverkusen zu zentralisieren.“ Entschieden ist der Verlust der Leistungsgruppen am Klinikum noch nicht. Man rechne mit einer Anpassung der Entscheidung. Die Feststellungsbescheide, und damit den finalen Stand, stellt das Ministerium im Dezember aus.