Im Wiener Gala Konzert präsentierte die Johann-Strauss-Operette-Wien Oper- und Operettenstücke im Forum Leverkusen.
Oper und OperetteWiener Gala-Konzert begeistert Leverkusener – Saal aber nur halb gefüllt
Am Dreikönigstag verwandelte sich das Forum für einige Stunden in die „Leverkusener Philharmonie“. Klassikbegeisterte, elegant gekleidete Besucherinnen und Besucher, genehmigten sich im Foyer einen Sekt, ehe sie sich auf den Weg zum Konzertsaal machten. Hier präsentierte die Johann-Strauss-Operette Wien anlässlich ihres 75. Bestehens eine Auswahl von Opernklassikern.
Vor einem Dreivierteljahrhundert hatte Erich Schmidtke die Johann-Strauss-Operette-Wien gegründet. Prominente Größen der Musik- und Filmbranche, wie Beniamino Gigli, O. W. Fischer, Maria Schell, Zarah Leander, Marika Rökk, Lale Anderson und Attila Hörbiger waren in den vergangenen 75 Jahren Teil des Ensembles und der Erfolgsgeschichte.
Traditionell tourt die Johann-Strauss-Operette-Wien jedes Jahr durch Deutschland und stellt ihr Programm vor. Nun konnte die Tournee erstmals nach der vierjährigen Corona-Pause wieder stattfinden. Eigentlich war für dieses Jahr „Die lustige Witwe“ geplant, diese musste aber erst mal dem Jubiläumsprogramm weichen, als die Konzertdirektion Schmidtke das 75-jährige Bestehen bemerkte. So ist die Operette nun auf 2024/25 verschoben.
Leverkusen: Eröffnung mit Carmen-Ouvertüre
Das Programm für die Jubiläumsausgabe der Tournee hatte Evelyne Schmidtke-Lennert gemeinsam mit dem musikalischen Leiter und Dirigenten Vasilis Tsiatsianis zusammengestellt. Die Produzentin übernahm 1995 das Lebenswerk ihres Ehemannes Erich Schmidtke und leitet das Unternehmen seitdem. „Das Gala-Konzert ist eine Art Best-of. Es ist ein Programm für Opern- und Operetten-Fans und nicht für die breite Masse, man braucht ein gewisses Gespür für diese Musik. Aber wir haben natürlich auch Stücke aus bekannten Operetten dabei, wie zum Beispiel aus der Fledermaus“, so Schmidtke-Lennert.
Vasilis Tsiatsianis und sein Orchester, bestehend aus 30 Musikerinnen und Musikern, eröffneten das Konzert mit der Orchester Ouvertüre aus Georges Bizets Oper „Carmen“. Es schlossen sich Mezzosopranistin Yulia Savrasova, die Sopranistinnen Anna Baxter und Neivi Martinez, die Tenöre Valon Imeri und Steffen Schantz sowie Bariton Josef Krenmair an. Sie gaben unter anderem die Arie „Quando m‘en vo‘“ aus Puccinis italienischer Oper „La Boheme“, das „Wiener Fiakerlied“ von Gustav Pick oder auch „Ja, das Schreiben und das Lesen“ aus Strauss‘ Zigeunerbaron zum Besten. Besonders letzteres scheint es den Besucherinnen und Besuchern angetan zu haben, die Krenmairs Gesang mit tosendem Applaus sowie „Bravo“-Rufen belohnten.
Wiener Opern Gala in Leverkusen: Besucher schämen sich
Veranstalter Tim Reich begleitet die Tournee in Nordrhein-Westfalen. Die Musiker traten bisher bereits in Recklinghausen, Euskirchen und Alsdorf auf. Als Nächstes geht es nach Mönchengladbach. Das Publikum sei dabei laut Reich immer gleich zusammengesetzt, das Wiener Thema habe eben seine Fans. „Es ist ein sehr treues Publikum, man sieht viele Gesichter jedes Jahr auf unserer Tour wieder“, berichtet Reich. Die Resonanz auf das diesjährige Programm sei aus seiner Sicht positiv gewesen und so zitiert er einen Besucher: „Das war so ein erfüllender Abend, wir werden heute Nacht noch davon traümen – nein, wir werden heute Nacht noch davon singen.“ Das sei natürlich die schönste Rückmeldung, so Tim Reich.
Das Publikum in Leverkusen ist ebenfalls von der Musik begeistert. „Die Melodien gefallen mir sehr gut“, kommentiert eine Besucherin das Konzert, ein Ehepaar findet: „Alles gefällt uns, es ist einfach perfekt“. Einigen sagt das Zusammenspiel von vielen verschiedenen Opern und Operetten zu, anderen fehlt dadurch wiederum etwas der rote Faden.
Viele Besucherinnen und Besucher sprechen jedoch die relativ leere Konzerthalle an. Der Saal ist nicht mal zur Hälfte besetzt, um die 300 Gäste sind gekommen. „Für die Veranstaltung ist es schade, dass so wenig besetzt ist“, sagen drei Schwestern aus Leverkusen-Schlebusch. Eine andere Besucherin drückt ihren Frust noch etwas stärker aus: „Man schämt sich fast, dass so wenige Leute das Konzert besuchen, weil die Künstler so super sind.“