AboAbonnieren

Schlammlawine trifft Neuenhaus„Ein Jahr Arbeit in einer Stunde weg“

Lesezeit 3 Minuten
LE_unwetter_(6)

Peter Weber (l.) und Johannes Peter Fabrizius begutachten die Schäden, die der Schlamm hinterließ.

Leverkusen – Für die Rotbuchen hat Johannes Peter Fabrizius noch Hoffnung, die Tannen hat er schon aufgegeben. Auf dem Grundstück in Neuenhaus, auf dem er gemeinsam mit seinem Nachbarn Peter Weber Hunderte Bäume angepflanzt hat, steht der Schlamm teilweise immer noch knapp zehn Zentimeter hoch, auch zwei Tage nach dem schweren Gewitter, das am Freitagabend über Leverkusen und das Rheinland hinwegzog.

Es hatte auch anderweitig in der Stadt Spuren hinterlassen. Zum Beispiel wurde die Unterführung am Willy-Brandt-Ring überschwemmt. Die Feuerwehr spricht von zwölf Einsätzen, insbesondere in Schlebusch und Steinbüchel. Dort sei es vereinzelt zu Überflutungen gekommen, berichtet die Feuerwehr. Meist musste sie Keller auspumpen oder Äste entfernen. Auch der Bereich der Straße „Krummer Weg“ war komplett überflutet, er musste zwischenzeitlich komplett gesperrt werden. Dennoch spricht die Feuerwehr davon, dass sich die Anzahl unwetterbedingter Notrufe „in Grenzen“ hielt.

Das könnte Sie auch interessieren:

In Neuenhaus kam allerdings viel Platzregen runter. Schon seit Jahren beobachtet Johannes Peter Fabrizius, dass sich Starkregenereignisse häufen – und mit ihnen der Schlamm. An einem angebrachten Wildschutzzaun kann er die Menge ablesen: Ragte er vor einigen Jahren noch 1,80 Meter aus dem Boden, seien es jetzt nur noch 80 Zentimeter, berichtet Fabrizius.

Risiko wird größer

Doch es seien noch zwei weitere Risikofaktoren hinzugekommen: Der Mais, der rundherum angebaut wird, ziehe Bodenerosion nach sich, erklärt der 71-Jährige. Und in diesem Jahr ist auch die umstrittene Gaspipeline, die von Voigtslach nach Paffrath führen soll, zu einem weiteren Faktor geworden. Die Rohre liegen bereits oberirdisch, hat Fabrizius beobachtet, es war auch ein Schutzwall aufgeschüttet worden – knapp 300 Meter von seinem Haus entfernt. „Doch es kam so viel Wasser, dass der Wall gebrochen ist.“ Um die Rohre zu verlegen, hätte das Unternehmen die Trasse auch glatt gemacht. „Da kann kein Wasser versickern“, vermutet er.

Die Schlammlawine hatte sich auch im Bereich der Odenthaler Straße und des Edelrather Wegs ergossen. Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Technischen Betriebe der Stadt Leverkusen mussten noch am Samstag die Fahrbahn säubern. Die Feuerwehr spricht von „mehreren Tonnen Schlamm auf der Fahrbahn“, die „ein erhebliches Risiko für den Straßenverkehr“ darstellten. Die Odenthaler Straße war zwischenzeitlich nur einspurig befahrbar und musste mehrmals komplett durch die Polizei gesperrt werden.

Johannes Peter Fabrizius, der auf dem Gelände mit seinem Nachbarn auf knapp 4500 Quadratmetern Bäume angepflanzt hat, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verbessern, hatte immer gehofft, dass dort eines Tages ein richtiger Urwald wachsen wird. „Es wird nur geredet, nicht gehandelt“, erklärt er seine Beweggründe, er wollte es anders machen. Nun muss er schauen, wie viele seiner Schützlinge noch zu retten sind. Ein Jahr Arbeit sei nach einer Stunde weg, bedauert er.

Tannen musste er nach einer früheren Schlammwelle schonmal begraben, „durch den Schlamm erhalten die Wurzeln nicht genügend Sauerstoff“, erklärt er. Die Masse fange schon an sich zu erhärten, und dann sei da nichts mehr zu machen, bedauert er.An die Firma, die die Gaspipeline verlegt, will er sich wenden und ausloten, ob nicht Schadenersatz möglich ist.