Unser Autor Ralf Krieger kommentiert das letzte Treffen des Begleitkreises für die Sondermüllverbrennungsanlage.
KommentarSicherheit der Leverkusener Sondermüllverbrennung bleibt eine Aufgabe
Hätte man im Juni 2021, einen Monat vor der Explosion, Currenta-Verantwortliche gefragt, wie sicher die Prozesse und Abläufe in der Sondermüllverbrennungsanlage in Bürrig seien, welche Antwort wäre da wohl gekommen? Es ist richtig, wenn der Chefgutachter Christian Jochum jetzt in seinem Fazit in der letzten Sitzung im Begleitkreis sagt, dass niemand versprechen könne, dass nie wieder etwas in der Anlage passieren könne. Alleine der „Faktor Mensch“ bringt ein Sicherheitsrisiko mit.
Das große Vertrauen, das man in der Stadt früher dem Anlagenbetreiber Bayer entgegenbrachte, war mit dem Knall im Juni ’21 um 9.37 Uhr verschwunden. Currenta gehört dem australischen Finanzinvestor Macquarie Infrastructure and Real Assets und soll Gewinne abwerfen, von Australien ist Leverkusen weit weg.
Zweifellos scheinen die Abläufe heute besser zu sein als früher. Das ändert aber nichts daran, dass nur wenige hundert Meter vom Wohngebiet mit potenziell höchst gefährlichen und kontaminierten Substanzen gearbeitet wird. Sich jetzt zurückzulehnen, nach dem Motto „Jetzt wird erstmal wieder Geld in Bürrig verdient“, kann kein Weg sein. Das Wissen darum, dass eine ähnliche Anlage heute niemals an diesem Ort genehmigt würde, bedeutet, dass es eine Verpflichtung gibt, an der Sicherheit immerfort zu arbeiten.
Das rechnet sich auch für Currenta und die Australier. Denn käme es innerhalb der nächsten Jahre zu einem weiteren Unfall vom Ausmaß desjenigen am 21. Juni 2021, bei dem sieben Menschen zu Tode gekommen sind, wäre der heiße, gewinnträchtige und inzwischen von größeren Teilen der Bevölkerung abgelehnte Müllofen von Bürrig vermutlich nicht mehr zu halten.