Die 46. Ausgabe des Wiesdorfer Christkindchen-Markts ist einer der größten Weihnachtsmärkte Leverkusens. Die Veranstalter stehen vor Herausforderungen.
38 Tage WeihnachtsmarktSo läuft die Glühweinsaison auf dem Christkindchen-Markt in Wiesdorf

Dichtes Treiben auf dem Christkindchen-Markt in der Fußgängerzone von Wiesdorf
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„Wiesdorf gleich ‚Miesdorf!‘“ Das mag erst einmal fies klingen, ist aber das Credo vieler Schausteller beim Gedanken an die Leverkusener City. Während die Infrastruktur – dazu zählen beispielsweise die Strom- und Wasserversorgung – im Wiesdorfer Zentrum für Markthändler und Betreiber von Vergnügungsgeschäften insbesondere bei kurzzeitigen Veranstaltungen oftmals zu Bauchschmerzen führt, sieht die Lage auf dem Weihnachtsmarkt schon ganz anders aus.
Denn bei einer Dauer von 38 Tagen lohnen sich der Aufbau von Hütten, Buden, Bars und Bühnen, die (kosten-)aufwendige Installation von Verteilkästen und das Verlegen meterlanger Kabel allemal. Das berichtete Axel Kaechele, Veranstalter des Christkindchen-Markts, bei einem Rundgang über das weihnachtlich geschmückte Gelände, das sich vom Rathaus bis zum alten Kaufhaus-Gebäude erstreckt. Seiner Einladung folgten am Mittwochabend Politiker und Vertreter der Wirtschaftsförderung Leverkusen, um sich ein Bild vom Weihnachtsgewusel zu machen.
Christkindchen-Markt: „Bunter Mix“ aus traditionellen und exotischen Speisen
Bei leichtem Nieselregen ging es von einer Bude zur anderen, inklusive Stopps beim Waffel-, Mandel- und Flammkuchenstand. Auch weniger traditionelle Anbieter zog es in diesem Jahr auf den Christkindchen Markt. Zu naschen gibt es etwa holländische Poffertjes, polnische Spezialitäten, türkische Gözleme – gefüllte Teigtaschen – und südindische Speisen. Diese seien ein absolutes Novum auf Deutschen Weihnachtsmärkten und bringen einen Hauch von Exotik nach Wiesdorf. „Der Mix auf der Foodmeile spiegelt auch die bunte Leverkusener Gesellschaft wider“, sagte Kaechele. Und schließlich muss nicht jeder Fan der absoluten Weihnachtsmarktklassiker sein.
Trotzdem durften neben einem kleinen Probierschluck des beliebten Whiskey-Punschs natürlich auch der Glühwein und sein alkoholfreies Pendant nicht fehlen. Hier die wichtigste Nachricht zuerst: Der Preis sei stabil, so Kaechele. Genau wie im vergangenen Jahr zahlen die Kunden 4 Euro für eine heiße Tasse des roten Dauerbrenners.
Wegen Inflation, Wetter und Zeitplan: „Der Push fehlt.“
Die Inflation mache sich aber trotzdem bemerkbar, der absolute Push fehle. Axel Kaechele rechnet daher nicht mehr damit, das Ziel von einer Million Weihnachtsmarktbesuchern zu erreichen. „Bis heute waren es 385.900 Gäste“, berichtete er am Mittwoch. Grund dafür sei auch die kurze Weihnachtszeit – der vierte Advent geht schließlich mit Heiligabend einher. Zudem spiele das Wetter den Marktbetreibern nicht unbedingt in die Karten. „Wir zählen jetzt den 13. Regentag“, so Kaechele. Jammern wolle er trotzdem nicht.

Die dichte Bebauung des Christkindchen-Markts mit Buden direkt vor den Geschäften kritisieren einige Einzelhändler.
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Zu sehen sei, wie Events die Besucher in die Stadt lenken und die Attraktivität auf den Einkaufsmeilen erhöhen. Trotzdem zeigen sich nicht alle Einzelhändler glücklich mit der diesjährigen Bebauung. Die Weihnachtshütten auf dem Wiesdorfer Platz stehen dicht vor den Geschäften der stationären Läden. Laut städtischer Auflage muss zwar alle 40 Meter eine Lücke zwischen den Häuserreihen bleiben. Viele Schaufenster sind trotzdem verdeckt. Das kommt nicht bei allen gut an. Kaechele sieht es locker: „Dafür sorgen wir hier für die Frequenz.“
Trotz vereiteltem Terroranschlag: Keine Sicherheitsbedenken in Wiesdorf
Neben kleineren Ärgernissen sorgte Ende November auch der geplante Terroranschlag auf den Opladener Weihnachtsmarkt für Aufruhr. Veranstalter und Händler hätten sich aber schnell von dem Schreck erholt. Eine Videoüberwachung, wie sie die CDU als Reaktion auf die vereitelten Pläne beantragte, die im Rat am Montag aber abgelehnt wurde, erachtet Kaechele nicht wirklich als zielführend. „Die bringt ja nur im Nachhinein was.“ Auch von Pollern halte er nicht viel. Die Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst hingegen findet er sinnvoll. Was unterschätzt wird, seien zudem die wachsamen Augen der Marktbeschicker.
Dass das Sicherheitskonzept funktioniert, zeigte sich Anfang Dezember. Statt „Bedrohungslage Terror“ hieß es da plötzlich „Brandgefahr“, als ein Feuer durch einen technischen Defekt an einer Lichterkette am Stand „Bienenmagie“ entfachte. „Wachdienst und Feuerwehr waren innerhalb weniger Minuten da und hatten die Situation schnell im Griff.“ Allerdings mussten das Häuschen und sämtliche Waren ausgetauscht werden.
Insgesamt zeigte sich Kaechele mit der 46. Ausgabe des Christkindchen-Markts aber zufrieden. Auch die neue Bühne, das Veranstaltungsprogramm und die Mitmach-Geschäfte für Kinder würden gerade an den Wochenenden gut laufen.
In Hinblick auf das nächste Jahr sieht er trotzdem weitere Herausforderungen auf die Weihnachtsmarktbetreiber zukommen: Nicht nur der Wettbewerb um die Besucher ziehe an, auch Marktbeschicker werden seltener. Weiterhin bleiben Überlegungen zur Energieeffizienz und der Streit um die Gema-Gebühren ein Thema.