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NRW-StatistikSo viele Unterrichtsstunden fallen an Leverkusens Schulen aus

Lesezeit 4 Minuten
Schulministerin Dorothee Feller hat eine umfassende Statistik in Auftrag gegeben, hier spricht sie mit Schülern der Theodor-Heuss-Realschule.

Schulministerin Dorothee Feller hat eine umfassende Statistik in Auftrag gegeben, hier spricht sie mit Schülern der Theodor-Heuss-Realschule.

Viele Leverkusener Schulen liegen beim Unterrichtsausfall über dem NRW-Schnitt.

Rund 8000 Lehrerstellen sind in NRW unbesetzt. Das wirkt sich natürlich auf den Unterricht aus. Wie stark – das lässt sich aus den erstmals für jede einzelne Schule in Nordrhein-Westfalen erhobenen Daten des Schulministeriums entnehmen, die nun veröffentlicht wurden. Jede öffentliche Schule ist hier aufgeführt, für die allermeisten sind die Unterrichtsstatistiken einsehbar.

Betrachtet auf ganz Nordrhein-Westfalen und alle Schulformen liegt der ersatzlose Unterrichtsausfall bei 4,8 Prozent – das entspricht etwa jeder 20. Unterrichtsstunde. Außerdem wurden zusätzlich dazu zehn Prozent des Unterrichts in Vertretung erteilt. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) betont, dass es ihr um Transparenz gehe und nicht darum, ein Ranking der Schulen zu schaffen.

Für Leverkusen liegen Daten aller weiterführenden Schulen bis auf die erzbischöfliche Marienschule Opladen, die Hugo-Kükelhaus-Förderschule und die Berufsschulen vor. Sie werden im Folgenden ausgewertet – betrachtet wurde jeweils die Sekundarstufe I, da diese an allen Schulen angeboten wird. Eine Auswertung der Grundschulen folgt in einem weiteren Artikel.

Gesamt- und Sekundarschulen

Die geringste Quote an planmäßigem Unterricht aller weiterführenden Schulen in Leverkusen hat die Sekundarschule an der Neukronenberger Straße. Nur 60 Prozent aller Unterrichtsstunden fanden im Schuljahr 2023/24 nach Stundenplan statt. Rund jede fünfte Stunde fand im Vertretungsunterricht statt. Acht Prozent fielen ersatzlos aus – das ist etwa jede zwölfte Stunde.

Die beiden Gesamtschulen gleichen sich sehr im Anteil an planmäßig erteilten Stunden um die 73 Prozent. Auffällig ist, dass beide im Vergleich aller Schulformen einen sehr hohen Anteil von rund zehn Prozent an „Unterricht in besonderer Form“ anbieten, darunter fallen etwa Projektunterricht oder Klassenfahrten. Den geringeren ersatzlosen Unterrichtsausfall kann die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule Rheindorf mit nur 3,9 Prozent vorweisen. Die Gesamtschule Schlebusch greift, wenn auch auf einem insgesamt niedrigen Niveau, am häufigsten auf Distanzunterricht zurück: 1,7 Prozent aller Stunden wurden so abgehalten.

Hauptschulen

Die Theodor-Wuppermann-Hauptschule hat den höchsten Anteil aller Schulen an „Unterricht in besonderer Form“, was sich möglicherweise im besonderen Förderbedarf erklärt. 13,2 Prozent der Stunden werden in Projektunterricht oder Exkursionen abgehalten. Mit 8,8 Prozent hat die Schule auch die höchste Quote an ersatzlosem Unterrichtsausfall – fast jede elfte Schulstunde ist davon betroffen. Mit 7,7 Prozent liegt diese Quote an der katholischen Hauptschule im Hederichsfeld etwas niedriger, aber immer noch deutlich über dem Schnitt von 5,9 der für Hauptschulen in ganz NRW ausgerechnet wurde.

Realschulen

Die drei Leverkusener Realschulen dagegen sehen beim ersatzlosen Unterrichtsausfall besser aus als der Landesschnitt, der für diese Schulform bei 6,5 Prozent liegt. Den Wert erreicht die Realschule am Stadtpark, die Montanus-Realschule (5,9 Prozent) und die Theodor-Heuss-Realschule (5,6 Prozent) liegen noch darunter. Während sich die anderen beiden Schulen in der Statistik stark gleichen, sticht die Montanus-Realschule mit einem sehr hohen Anteil von 88 Prozent an planmäßigem Unterricht hervor. Allerdings bietet die Schule mit nur zwei Prozent aller Stunden dafür sehr wenig Unterricht in besonderer Form an.

Gymnasien

Die vier städtischen Gymnasien unterscheiden sich nur in Nuancen und bewegen sich im NRW-Durchschnitt. Die meisten Vertretungsstunden (16 Prozent) und den höchsten Unterrichtsausfall (7,6 Prozent) hat das Landrat-Lucas-Gymnasium. Nur das Werner-Heisenberg liegt mit nur fünf Prozent ersatzlosem Ausfall unter dem Landesschnitt von 5,9 Prozent. Hier wird mit 1,6 Prozent auch noch relativ häufig auf Distanzunterricht zurückgegriffen, am Lise-Meitner-Gymnasium findet dieser praktisch gar nicht statt (0,4 Prozent). Die knapp höchste Quote an regulärem Unterricht hat das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium (78,5 Prozent).

Förderschulen

Die Pestalozzischule mit dem Förderschwerpunkt „Emotionale und soziale Entwicklung“ liegt voll im Landesschnitt: 78 Prozent Unterricht nach Stundenplan, 3,7 Prozent ersatzloser Ausfall. Ebenso viel Ausfall hat die Förderschule an der Wupper, mit 19 Prozent Vertretungsstunden – also fast jede fünfte Stunde – hier aber einen deutlich höheren Anteil. Für die Hugo-Kükelhaus-Schule liegen keine Daten vor.

Schulministerin Feller betont, dass sich aus der Statistik nicht auf die Qualität des Unterrichts schließen lasse. Diese werde ebenso wenig erhoben, wie die Durchführung und Qualität von Vertretungsunterricht. Aber alleine die teilweise sehr hohe Anzahl an Vertretungsstunden wirft ein deutliches Licht auf die Auswirkungen des Lehrermangels, die noch durch einen hohen Krankenstand verstärkt wird. Mehr als die Hälfte aller ungeplanten Abweichungen vom Unterricht ließ sich auf die Erkrankung einer Lehrkraft zurückführen. Ein Teufelskreis: Je mehr Lehrer sich krankmelden, desto größer wird die Arbeitsbelastung für die noch verbliebenen Lehrkräfte – und damit das Risiko, ebenfalls zu erkranken.