Erstmals wurden am Sonntag auch die Deutschen Meisterschaften im Straßenlauf über zehn Kilometer ausgetragen.
42. AuflageSo viele wie noch nie beim Lauf ums Leverkusener Bayerkreuz
Jörn Elberding ist am Sonntag geradezu euphorisch: „3500 Laufbegeisterte haben sich angemeldet“, erklärt der TSV-Geschäftsführer. „Rekord!“ Darunter 540 Schülerinnen und Schüler, die sich dieses Jahr wieder – nachdem sich dies in den Vorjahren nicht mehr ergeben hatte – in der klassischen Schulstaffel aus drei Strecken, je eineinviertel Kilometer, messen. „Gerade im Bereich Schule, wo Kinder daddeln und sich immer weniger bewegen, sind so viele Meldungen für mich besonders erfreulich“, sagt der Organisator des Traditionslaufs „Rund ums Bayerkreuz“.
Wöchentliche disziplinierte Trainingsroutinen, die richtige Kohlenhydrataufnahme und Hydration: Dann ist der Tag des Startschusses gekommen. „Die Lauf-Elite der Republik ist in Leverkusen“, ordnet Elberding stolz ein. Bei dem vom TSV organisierten Straßenlauf herrscht eine heimelige Atmosphäre. Auch wenn es ein Wettkampf ist, fühlt es sich auf den Straßen rund um den Carl-Duisberg-Park ein bisschen an wie auf einem Festival. Wo sich alte Freunde wiedertreffen – ob beim gemeinsamen Dehnen und Warmlaufen, dem Aufbau des Vereinspavillons oder dem kurzen Taktik-Gespräch beim Warten vor den mobilen Toilettenkabinen.
Es ist ein lebendiges Treiben, für das mit einem „Auf die Plätze“ die Zeit stehenzubleiben scheint. Man sieht den dicht an der Startlinie gedrängten Leistungssportlern den Wunsch an, heute ihre Bestzeit abrufen zu können. „Fertig“ hallt es durch die Lautsprecher, Totenstille macht sich breit sowie absolute Körperspannung und ein messerscharf in die Ferne gerichteter Blick bei den Athleten. Auf „Los“ preschen sie nach vorn, ein Windzug folgt ihnen, und das Publikum am Rand der Strecke beginnt mit dem lautstarken Anfeuern. Noch nie habe es einen so großen Zulauf an Zuschauern gegeben, sagen die Veranstalter.
Deutsche Meisterschaft im Straßenlauf in Leverkusen
Durch Jubelrufe hindurch prescht Richard Ringer vom LC Rehlingen bei den Deutschen Meisterschaften der Herren als Erster ins Ziel, der 35-Jährige meistert die Strecke in 28 Minuten und 33 Sekunden. Nach 32 Minuten und sechs Sekunden folgt ihm Katharina Steinruck von Eintracht Frankfurt. Damit ist sie die schnellste Frau auf zehn Kilometern.
Eine Deutsche Meisterschaft auszurichten, das ist ein ziemlicher organisatorischer Aufwand, erklärt Katharina Eilers. „Wir stampfen den Lauf ja immer aus dem Nichts auf die grüne Wiese“, erklärt die Mitarbeiterin der TSV-Geschäftsleitung. „Von den Stromleitungen an müssen wir hier alles selber aufbauen.“ Für die Meisterschaft seien auch mehr Kampfrichter Vorgabe. Die Strecken führen jetzt über einen Teil der B8 und wurden von Detlev Ackermann für World Athletics neu vermessen, damit diese vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) und international von der Association of International Marathons and Distance Races (AIMS) zertifiziert werden.
Ackermann gibt Einblick ins Messprotokoll: „Mit einem geeichten Fahrrad und zertifizierten Referenzstrecken haben wir akribisch die Messung durchgeführt.“ Er erklärt: „Jetzt ist die Strecke auch nochmal schneller, weil die Kurven nicht mehr so eng sind.“ Während des Laufes stellen zwei Freunde fest: „Das ist wirklich eine geniale Strecke.“
Die schnellste Schulstaffel kommt aus Leverkusen
„Rund um das Bayerkreuz“ ist aber auch in diesem Jahr nicht nur für Meisterinnen und Meister, sondern für alle Lauffreunde gibt es eine passende Laufklasse: Neben Zehnkilometer-Läufen mit höheren Zielzeiten von 50 und 80 Minuten gibt es auch eine Fünfkilometer-Variante, den Zweieinhalbkilometer-Vereinslauf, einen Schnupperlauf für Einsteiger und den traditionellen Sechspfoten-Lauf.
Den Fünfkilometer-Vereinslauf gewinnt für den LAZ Rhein-Sieg Timofey Klyuev in acht Minuten und 17 Sekunden. Die schnellste Mixed-Schulstaffel kommt von der KGS Don Bosco, mit einer Zeit von 18 Minuten und 42 Sekunden. Ein Sonderpreis für die meisten Teilnahmen geht an „Monheim Runs“. Und auch darüber hinaus werden auf der Bühne den ganzen Tag über kleine und große Spitzenleistungen, mit Urkunden, neuen Laufschuhen und anderem Sportbedarf geehrt.
Linnea Wendts Bruder läuft die zehn Kilometer. Also hat die 14-Jährige entschieden, auch mitzulaufen – und zwar mit Familienhund Zephyr beim Sechspfotenlauf. Für den Vierbeiner und sein Frauchen ist es das erste Rennen. „Ich laufe sowieso gerne“, erzählt Linnea, „da habe ich Zephyr zuletzt zum Training immer mal wieder auf drei Kilometern mitgekommen.“ Über die gesamte Kaiser-Wilhelm-Allee hallt bei der Startaufstellung der knapp 100 Hunde, das Bellen der sich gegenseitig dazu anstachelnden Kläffer.
Linnea verrät, kurz bevor es losgeht: „Das Stehen und Warten auf den Start ist das Schlimmste, weil Zephyr sich nicht mit anderen Hunden versteht, wenn sie ihn bedrängen.“ Dann ist es so weit, einen klassischen Startschuss gibt es den Tieren zur Liebe nicht, dafür ein ziemliches Durcheinander aus Hundeleinen zum Start. Nach acht Minuten und 55 Sekunden kann Linnea ihr Glück kaum fassen: Souverän macht das Mädchen als Erste – dem hechelnden Hund hinterher – einen großen Schritt über die Ziellinie. Sie gewinnt damit nicht nur den Sechspfotenlauf, sondern auch die Jugendwertung – ein Doppelsieg.