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Prozess um Tat an der DönhoffstraßeStaatsanwalt hält Kioskraub in Leverkusen für aufgeklärt

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2019: Raub in einem Kiosk Dönhoffstraße.

2019: Raub in einem Kiosk Dönhoffstraße.

Ein damals 20 Jahre alter Mann soll mit einem Komplizen einen Raubüberfall begangen haben. Die Indizien sprechen gegen ihn.

Was hat die damalige Freundin des Beschuldigten gemeint mit den „undurchsichtigen Sachen“, in die er verwickelt sei? Und was sollte es bedeuten, dass er „ein, zwei Monate kein Geld ausgeben“ werde, „damit man mich nicht fängt“?

Am dritten Tag des Prozesses um den Raubüberfall kurz nach Weihnachten 2019 auf den Kiosk an der Dönhoffstraße hat unter anderem eine Sprach-Sachverständige das Wort. Denn das Telefonat, in dem diese Bemerkungen fallen, wurde einige Tage nach der Tat in Montenegrinisch und Kroatisch geführt, den beiden Muttersprachen des Angeklagten Dejan C. (Name geändert) und seiner damaligen Freundin.

Rund 20 Minuten lang beklagt sich die junge Frau bei ihrem Freund unter anderem darüber, dass er sie nicht mitgenommen hat zu einer Shopping-Tour in die Niederlande. Stattdessen hatte seine Schwester sie begleitet. Es hört sich so an, als sei Dejan C. plötzlich zu viel Geld gekommen. Sneaker der Marke Gucci soll er mitgebracht haben, auch von einer teuren Halskette ist die Rede. Die Freundin ist offenbar beleidigt, dass sie von dem plötzlichen Geldsegen nicht profitiert hatte.

Leverkusen: Beute von fast 22.000 Euro

Aber war dies das Geld, das Dejan C. und ein Komplize am 27. Dezember um 11.40 Uhr schräg gegenüber der Christuskirche erbeutet hatten? Fast 22.000 Euro, weil in dem Kiosk täglich Geldtransfers über die Dienste Ria und Money Gram abgewickelt, die beträchtlichen Summen aber nicht täglich abgeholt werden?

Claus Eßer, Verteidiger des heute 25 Jahre alten Mannes mit Wurzeln in Montenegro, säht Zweifel: Er erinnert die 17. Große Strafkammer unter Harald Helmes an die Zeugenaussage vom Montag: Da hatte die Frau erklärt, sie halte den Autohandel ihres damaligen Gefährten für illegal. Wenn man Autos an- und verkaufe, ohne einen schriftlichen Vertrag zu machen, sei das doch „strafbar“. Ist es aber nicht.

Gefährlicher für den Angeklagten sind da schon die Gutachten des Landeskriminalamts. In Düsseldorf wurden der Hoodie und die Sturmhaube untersucht, die offenbar bei dem bewaffneten Raubüberfall getragen wurden. Den schwarzen Hoodie hatte einer der Täter in eine Mülltonne gestopft, die Sturmhaube wurde unter einer Klappe in der Mittelkonsole des silbernen Opel Vectra vergessen, den die Täter unweit des Tatorts, nämlich an der Moskauer Straße stehenließen, nachdem sie dort gegen einen Poller gefahren waren. An beiden Kleidungsstücken wurde DNA des Angeklagten gefunden.

Hier wurde gelogen, dass sich die Balken biegen.
Der Staatsanwalt

Das sind auch die Beweise, die den Staatsanwalt dazu bewegen, Dejan C. als Räuber zu beurteilen und für ihn dreieinhalb Jahre Haft zu fordern. Seine Behauptung, mit dem Raubüberfall nichts zu tun zu haben, sei komplett unglaubwürdig.

„Hier wurde gelogen, dass sich die Balken biegen“, sagt er in seinem Plädoyer. Zu dem Hoodie im Kofferraum des Vectra, den der Angeklagte einen Tag nach dem Kauf einem zufällig des Wegs kommenden, nicht auffindbaren Mann namens „Marco“ gleich weitergegeben haben will, habe sich Dejan C. erst im Prozess geäußert, nicht aber bei der Polizei. Kein Wunder, so der Staatsanwalt: Das Ergebnis der DNA-Analyse habe er noch nicht gekannt, als er der Kripo die ansonsten selbe Geschichte erzählte.

Die Sturmhaube mit seiner DNA, die im Auto vergessen wurde, hatte der heute 25 Jahre alte Mann so erklärt: Die könnte von der Kart-Bahn in Ossendorf stammen, die er seinerzeit öfter besucht haben will. Seiner damaligen Freundin war davon allerdings nichts bekannt, zeigte sich im Prozess. Diese Sturmhaube könnte irgendwie in den Opel gekommen sein, hatte Dejan C. gesagt. „Absurd“, findet der Staatsanwalt.

Verteidiger Claus Eßer findet die Erklärungen gar nicht so lebensfremd wie der Anklagevertreter. Wozu neigen die beiden Berufsrichter und die Schöffen? Das Urteil soll am Donnerstag fallen.