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HochhausWohnungsgesellschaft Leverkusen kauft Rheindorfer Problemimmobilie

Lesezeit 3 Minuten
Das Haus mit der schlesischen Wurst, Königsberger Platz Nr. 8, ist jetzt im Besitz der WGL.

Das Haus mit der schlesischen Wurst, Königsberger Platz Nr. 8, ist jetzt im Besitz der WGL.

Der WGL-Geschäftsführer teilt mit, was die Gesellschaft mit dem Haus vorhat.

Rheindorf ist ein großes Problem los: Die Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL) konnte die Problemimmobilie am Königsberger Platz 8 kaufen. Damit ist der Weg für eine Sanierung des heruntergekommenen Hochhauses frei. Heruntergekommen, anders kann man den Zustand der Immobilie nicht nennen, denn es gehörte einem in Luxemburg ansässigen Immobilienfonds, der es nicht nachhaltig bewirtschaftete.

Das heißt, Miete wurde zwar kassiert, Geld für Reparaturen machte der Eigentümer in der Regel aber nicht locker. Das berichtet ein Mieter, der dort seit den 1970er-Jahren wohnt, der draußen eine Zigarette raucht. Er sagt, er sei froh, dass sein Mietshaus jetzt der Wohnungsgesellschaft Leverkusen gehört, man habe zuletzt gar nicht mehr gewusst, wen man ansprechen musste, wenn mal wieder etwas Wichtiges kaputtgegangen sei. Dauernd habe zuletzt der Vermieter gewechselt.

Müll liegt vor dem Hochhaus.

Ziemlich schlimm sieht es in der Umgebung aus.

Künftig wird also die Telefonnummer des WGL-Hausmeisters im Hausflur hängen. Auf den kommt eine Menge Arbeit zu, das ist sicher, aber auch auf den WGL-Geschäftsführer Gerald Hochkamer. Er ist sich vollkommen bewusst, dass die von ihm geleitete städtische Gesellschaft die vielleicht schlimmste Schrottimmobilie Leverkusens gekauft hat. Die WGL kommt damit ihrem Auftrag nach, nicht nur für den Profit zu arbeiten, sondern etwas im Sinne der Stadtgesellschaft zu tun.

„Ich freue mich, dass das geklappt hat“, sagt Hochkamer. Den Kauf zustande zu bringen, war ein hartes Stück Arbeit, Kaufversuche hat es mehrere gegeben, schon Hochkamers Vorgänger und Lokalpolitiker hat das Thema immer wieder beschäftigt, weil die Zustände im Haus untragbar waren. Den Kontakt zum Inhaber habe ein Politiker herstellen können, sagt Hochkamer, der ansonsten wenig Informationen herausgeben will: Der Kaufpreis bleibt vorerst geheim, auch wie der Vorbesitzer heißt, der das Haus verkommen ließ, ein Luxemburger Immobilienfonds. Ein Mieter sagt, der heiße „Reip“.

Was mit den Pavillons passiert, ist noch nicht klar. Das Haus soll saniert werden.

Was mit den Pavillons passiert, ist noch nicht klar. Das Haus soll saniert werden.

Das neue WGL-Haus habe 73 Wohnungen, sagt Hochkamer. Alte Rheindorfer kennen es als das rote Hochhaus, denn unter der Eternit-Fassade ist es ein Ziegelbau. Man wolle es auf keinen Fall abreißen, sondern für eine siebenstellige Summe sanieren. Dafür seien umfangreiche Planungen notwendig, deshalb könne es mit dem Bauen frühestens 2025 losgehen. Abgesehen von Sicherungsarbeiten. Man sei noch nicht mit allen Grundüberlegungen durch. Was mit den Pavillons auf dem Königsberger Platz vor dem Haus geschehen soll, sei noch nicht klar, sagt Hochkamer, aber insgesamt, findet er, habe das ganze Projekt eine gewisse Strahlkraft: „Es wird auf jeden Fall schön.“

Die Verträge seien unterschrieben, bezahlt sei auch schon, das habe schnell gehen müssen, der Fonds habe das Haus anscheinend zum 1. Januar 2024 aus den Büchern haben wollen. Ein Kauf dieser Größenordnung ist kompliziert, solche Transaktionen werden auf Geldwäscheverdacht hin geprüft.

Zum Kauf gehört auch der Penny-Markt auf der Rückseite. Die WGL besitze jetzt fast alle Immobilien am Königsberger Platz. Die Gegend hinter dem Penny wirkt besonders heruntergekommen. Ein Rattenloch ist dort neben dem anderen. Ausgetretene regelrechte Wildwechsel zwischen den Löchern und dem Müllplatz lassen ahnen, wie viel Nager-Verkehr dort nachts stattfindet. Auf dem Boden liegt Sperrmüll herum; nicht jede Verwahrlosung hier ist dem Luxemburger Fonds anzulasten.

Das Haus wurde 1973 von der Bayer Wohnungen GmbH (Baywoge) gebaut. Zum 1. Januar 2000 übernahm die THS Treuhand fast alle Immobilien von Bayer. Viele dieser Immobilien wurden dann dem Spiel des freien Markts überlassen, auch das Hochhaus Königsberger Platz 8, mit den bekannten Folgen.