90 Mitarbeiter müssen umziehenThyssen-Krupp gibt Werk in Manfort auf

Das Thyssen-Krupp-Werk in Manfort
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- Ein Traditionsstandort wird dichtgemacht: Thyssen-Krupp schließt seine Stahlkonfektionierung an der Stixchesstraße.
- Schon vor einem Jahrzehnt hatte der Konzern das Kapitel Manfort eigentlich für beendet erklärt. Nach drei Jahren wurde das frühere Karl-Jüngel-Werk aber wieder eröffnet.
- Wie geht es nun mit den Mitarbeitern weiter?
Leverkusen – Thyssen-Krupp gibt seinen Standort an der Stixchesstraße auf. Bis zum nächsten Herbst sollen möglichst alle rund 90 Mitarbeiter nach Willich wechseln. Dort betreibt der Konzern ein Werk, in dem gemeinsam mit dem am Krefelder Hafen die nordrhein-westfälische Stahl- und Blechverarbeitung zentralisiert ist.
In Willich wird Edelstahl verarbeitet. Und „im Gegensatz zum rund 70 Jahre alten Leverkusener Standort bietet Willich eine moderne Gebäude- und Produktionsinfrastruktur, die zudem alle Anforderungen an zeitgemäße Arbeitsbedingungen und die Arbeitssicherheit gewährleistet“, kommentierte ein Sprecher die Entscheidung.

Der Traditionsstandort Manfort ist für Thyssen-Krupp kein Thema mehr.
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Sein traditionsreiches Werk in Leverkusen hatte Thyssen-Krupp erst 2010 neu aufgestellt. Von Manfort aus werden Industriekunden beliefert, zum Beispiel Hersteller von Profilen, Solartechnik oder Konstrukteure von Geräten und Apparaten. Das Werk an der Stixchesstraße wird derzeit von Philip Stackebrandt geleitet und ist spezialisiert auf Schmalband. Noch vor einem Jahr hatte der Konzern dort in ein neues, spezielles Schweißgerät investiert.
Fahrtkostenzuschuss für die Belegschaft
Der Verlagerung an den Niederrhein waren intensive Verhandlungen zwischen der Unternehmensspitze und dem Betriebsrat vorausgegangen. Dabei ging es auch um die Frage, wie der lange Weg zur Arbeit ausgeglichen werden kann: Willich ist gut 60 Kilometer weit weg, im Berufsverkehr muss man mit einer Stunde Fahrtzeit rechnen. Nach Angaben der IG Metall wurden Fahrtkosten-Zuschüsse vereinbart – so soll wenigstens die finanzielle Belastung der Mitarbeiter gemildert werden. Klar ist außerdem: „Es gibt keine betriebsbedingte Kündigung.“ Das sagte am Donnerstag Wolfgang Rasten von der IG Metall.

Stahl in Streifen: Vor einem Jahr hat Thyssen-Krupp noch in sein Werk an der Stixchesstraße investiert.
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Der Betriebsrat habe außerdem eine Härtefall-Klausel vor Mitarbeiter vereinbart, die kleine Kinder oder pflegebedürftige Angehörige haben. Sie können mit einer Abfindung ausscheiden. Nach Angaben des Unternehmens beginnen die Einzelgespräche nach dem Jahreswechsel.
Schon einmal aufgegeben
Das Manforter Werk hatte zuletzt ein wechselvolles Schicksal: Vor zwölf Jahren hatte Krupp den Standort schon einmal aufgegeben. Drei Jahre lang tat sich nichts in dem Betrieb, mit dem Karl Jüngel in den Sechzigern aus dem rechtsrheinischen Köln nach Leverkusen gezogen war. 2007 wurde entschieden, den Standort mit damals 140 Beschäftigten und einer jährlichen Kapazität von 250 000 Tonnen zu schließen und die Stahlverarbeitung am Krefelder Hafen zusammenzufassen. Dort errichtete Thyssen-Krupp für rund 60 Millionen Euro ein neues Werk mit Rhein-und Gleisanschluss.
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2010 fiel dann in der Essener Konzernzentrale der Beschluss, das Manforter Gelände unmittelbar an der A 3 doch wieder zu nutzen. Ende 2012 arbeiteten 66 Leute dort; sie verarbeiteten rund 90 000 Tonnen Stahl. Und es gab auch Expansionspläne: Die Kapazität am Standort Manfort wollte Thyssen-Krupp auf 200 000 Tonnen ausbauen.