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WeihnachtenIn Leverkusen und Leichlingen soll an Heiligabend niemand allein feiern müssen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau stellt einen Teller mit Weihnachtssüßigkeiten auf einen gedeckten Tisch.

Brigitte Assmuth hat unter anderem Lebkuchen und Plätzchen für die Heiligabendveranstaltung im Gemeindehaus der Bielertkirche vorbereitet.

Für viele Menschen ist Weihnachten Inbegriff der Geselligkeit. Wer keine Familie hat, muss dennoch nicht allein bleiben. Diese Angebote gibt es.

Langsam nimmt die weihnachtliche Dekoration im Haus der evangelischen Gemeinde Opladen Gestalt an. Papierweihnachtssterne in verschiedenen Farben zieren die Fenster, zwischen Kaffeetassen und Tellern haben Tannenzweige auf den gedeckten Tischen einen Platz gefunden. „Der Weihnachtsbaum fehlt noch, der wird später vorbei gebracht“, kündigt Ellen Wolter an. Sie organisiert seit über zehn Jahren die traditionelle Veranstaltung „Heiligabend nicht allein“. Menschen, die den Abend gerne in Gesellschaft verbringen möchten, können von 18 bis 21 Uhr an der Bielertstraße miteinander ins Gespräch kommen, gemeinsam singen oder spielen und Hühnersuppe essen.

Eine Gruppe von Frauen und Mädchen vor einem gedeckten Tisch.

Von links: Ellen Wolter, die neunjährige Hilda, Claudia Contzen, die 13-jährige Konfirmandin Isabelle, Brigitte Assmuth und Ursula Bursutzky bereiten alles vor, damit Menschen in Leverkusen Heiligabend nicht alleine verbringen müssen.

Ihres Wissens sei „Heiligabend nicht allein“ die einzige Möglichkeit für einsame Menschen, abends in Leverkusen das Weihnachtsfest zu begehen. Jeder sei willkommen, betont Wolter, die selbst fünf Jahre lang mit ihrer Familie an der Veranstaltung teilnahm. Allen (terminlichen) Wünschen aus dem Verwandtschaftskreis gerecht werden zu wollen, habe bei ihr den Fokus, worum es eigentlich gehe, zwischenzeitlich verrückt, so Wolter. „Ich hatte das Gefühl, ich muss da was ändern.“ Dabei gehe es bei der Veranstaltung nicht darum, eine „große Party“ zu feiern, „sondern tatsächlich bewusst den Geist von Weihnachten zu vermitteln“.

Leverkusen: Ein bewussteres Weihnachtsfest und weniger Stress

Gerade jetzt, wo Einsamkeit ein größeres gesellschaftliches Thema sei, habe sie den Eindruck, sie tue damit etwas Sinnvolles, bekräftigt auch Claudia Contzen, die Teil des ökumenischen Teams ist, das sich an dem Abend um die Gäste kümmert. Bis auf das gemeinsame Singen der Weihnachtsgeschichte und dem Verteilen von Geschenktüten, die die Volksbank stifte, gebe es keinen konkreten Plan für das Beisammensein. „Wir schauen einfach, was passiert“, erklärt Ursula Bursutzky, die bereits zum vierzehnten Mal dabei ist. In der Vergangenheit seien zum Beispiel schon Menschen mit Instrumenten zu Gast gewesen und hätten für die Anwesenden musiziert.

Eine Frau stellt eine Tüte mit Geschenken auf einen Tisch.

Was wäre Weihnachten ohne Geschenke? Claudia Contzen freut sich darüber, anderen Menschen eine Freude machen zu können.

Einsamkeit ist aber nicht der einzige Beweggrund für die Teilnahme: „Ich habe auch schon eine Familie erlebt, die vorbei gekommen ist, weil sie sich zu Hause eh nur streiten würde“, berichtet Wolter schmunzelnd. Wie viele Menschen kämen, sei im Vorhinein schwierig abzuschätzen. Ausgehend von den zurückliegenden Jahre, kalkuliere sie für 30 Gäste.

Respekt davor, Weihnachten alleine zu feiern

Auf solche Erfahrungswerte kann sich Gisela Schindler vom Diakonischen Werk noch nicht beziehen: Sie richtet dieses Jahr erstmalig ab 17 Uhr im Leichlinger Quartiersbüro an der Kirchstraße 6 bis 8 eine Weihnachtsfeier für Menschen aus, die neue Leute kennenlernen möchten oder Heiligabend „mal ganz anders“ verbringen wollen: Gemeinsam mit ihrer Schwester bereitet sie Tomatensuppe, Kartoffelsalat „mit den wohl bekannten Würsten“, vegetarische Frikadellen und einen Stollen vor.

Ansonsten könne der Abend so verbracht werden, wie die Gäste es am liebsten haben: „Reden, einfach zuhören, spielen, musizieren oder singen.“ Wer mag, könne zudem mit einer Pfarrerin sprechen und sich segnen lassen. Gemeinschaft zu organisieren und jeden willkommen zu heißen sei für sie „so ein bisschen die Funktion von Weihnachten“, erläutert Schindler. Einmal im Monat biete das Quartiersbüro einen Brunch an. Dort sei die Frage aufgekommen, ob denn auch an Heiligabend etwas stattfinde. „Viele Menschen haben Respekt vor diesem besonderen Abend, gerade wenn sie allein sind“, so Schindler. Deshalb wolle sie einen Ort zur Verfügung stellen, wo „etwas los“ sei.