Bei der ersten IHK-Umfrage in diesem Jahr haben außergewöhnlich viele Unternehmen mitgemacht.
IHK-UmfrageUnternehmen in Leverkusen und Rhein-Berg weiter im Krisenmodus
Schon die Rückläufe allein sieht IHK-Vizepräsident Hendrik Pilatzki als bezeichnend an. Er sitzt mit seinen IHK-Kollegen Susanne Hartmann und Matthias Franken am Donnerstagnachmittag in der IHK-Geschäftsstelle Leverkusen An der Schusterinsel und stellt die jüngste Konjunkturumfrage vor. Etwa 30 Prozent der im gesamten IHK-Gebiet angefragten Unternehmen hätten in diesem Jahr an der Umfrage teilgenommen. Das sei exorbitant viel. Insgesamt waren es knapp 700, die angegeben haben, wie ihre derzeitige Lage, die Zukunftsaussichten, der Stand in Sachen Personal und Investitionsvorhaben ist. 69 Unternehmen aus Leverkusen haben sich zurückgemeldet, 87 aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis.
„Das zeigt schon: Die Unternehmen haben was zu sagen. Es braucht Veränderung“, sagt Pilatzki. Auch Matthias Franken betont, dass sich die Wirtschaft nach wie vor in einem „Dauerkrisenmodus“ befinde. Nach den Stimmungstiefs 2020 durch Corona und Anfang 2022 durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zeigt die Konjunkturumfrage im ersten Quartal 2024 die nächste Delle an. Unsicherheit durch politische Entscheidungen, gestiegene Kosten, Personalmangel – die „Risikofaktoren“ für Unternehmen sind vielfältig. Und laut Hartmann, Pilatzki und Franken sind sie vor allem mehr geworden.
Bürokratie macht Unternehmen zu schaffen
Bürokratie mache vielen Unternehmen auch zu schaffen, sagen die IHK-Vertreter. „Die Standortbedingungen haben sich verschlechtert“, sagt Franken. Das bringe viele Unternehmen dazu, im Ausland zu investieren. Pilatzki ergänzt: „Und es gibt kaum positive Signale, keinen Silberstreif am Horizont“, sagt er.
In Leverkusen bewerten 33 Prozent der Unternehmen, die zurückgemeldet haben, ihre Lage als besser geworden, 25 als schlechter. Sehr schlecht sieht es aber aus, was die Erwartungen angeht: Nur sechs Prozent der Leverkusener Unternehmen glauben, dass es bald besser wird, die meisten – 60 Prozent – rechnen mit gleichbleibender Geschäftslage und 34 Prozent glauben, es wird schlimmer. Das hat Auswirkungen auf die Investitionsabsichten der Unternehmen. 25 Prozent wollen verstärkt investieren, 28 Prozent wollen ihre Investitionen zurückschrauben. 18 Prozent wollen mehr Leute einstellen, 20 Prozent wollen weniger einstellen.
Dass es in Leverkusen noch verhältnismäßig passabel aussieht, liege daran, dass der größte Teil der Unternehmen, die sich zurückgemeldet hätten, aus dem Dienstleistungssektor kämen – nämlich 35 Prozent. Dem gehe es noch einigermaßen gut. Im Gegensatz zur in Leverkusen stark vertretenen energieintensiven Industrie. Dort sind die Erwartungen düster: 41 Prozent glauben, ihre Lage verschlechtere sich, nur zwölf Prozent rechnen mit einer Verbesserung.
Im Rheinisch-Bergischen Kreis gehören mehr als 40 Prozent der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, zur Industrie. Hier sieht es noch übler aus: Fünf Prozent glauben an eine Verbesserung ihrer Lage, nur 23 Prozent sehen sie als gut an. 30 Prozent befinden sich bereits in einer schlechten Lage und 42 Prozent glauben, dass es noch schlimmer wird. Ebenfalls einstellig bleibt es beim Anteil der Unternehmen, die verstärkt Leute einstellen wollen: neun Prozent. 38 Prozent planen sogar eher mit weniger Personal.