Ein kleiner Platz zum Fußballspielen ist kein Bolzplatz, konnte man im Rathaus lernen.
Fußball in LeverkusenVerbotener Wiesdorfer Bolzplatz bekommt einen Rahmen
Die Wiese auf dem Heinrich-von Kleist-Platz darf auf gar keinen Fall mehr „Bolzplatz“ genannt werden. Das hatten SPD und CDU in ihrem Antrag in der Bezirksvertretung I allerdings getan. Der lautete nämlich„Bolzplatz Heinrich-von Kleist-Platz erhalten“. Einen amtlichen Bolzplatz an dieser Stelle mitten im Wohngebiet einzurichten, wäre jedoch auf keinen Fall möglich. Eine kundige Mitarbeiterin aus der Stadtverwaltung sagte, dass ein solcher Bauantrag, den man für einen Bolzplatz brauche, keine Chance auf Genehmigung hätte.
Ein Bolzplatz mit richtigen Toren brauche nämlich zum Beispiel einen Ballfangzaun, damit die Fehlschüsse und Fehlpässe des Nachwuchses nicht auf der Straße enden und der käme in der Kolonie Eigenheim garantiert nicht infrage. Die Villen-Kolonie nahe am Willy-Brandt-Ring steht nämlich unter Denkmalschutz. Ein offizieller Bolzplatz so zentral im reinen Wohngebiet müsste dann außerdem auch mit Nutzungszeiten geregelt werden, wegen der Ruhezeiten.
Man vermied in der Sitzung also tunlichst das Wort Bolzplatz und ließ über einen veränderten Antrag abstimmen. Damit der Fußball-Spielplatz nicht ganz verloren ist, soll die Verwaltung nur eine Hecke rund um die große Rasenfläche pflanzen. Damit kann verhindert werden, dass Bälle ungebremst auf die Straße rollen.
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Zur Vorgeschichte: Gut meinende Nachbarn hatten den Fußball spielenden Kindern auf dem Platz zwei Alutore besorgt und aufgestellt. Die waren allerdings weder von der Stadt abgenommen, noch waren sie im Boden verankert. Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatte das gesehen und einen Verwaltungsakt daraus gemacht. Die Tore, so die Ansage eines Verwaltungsmitarbeiters an eine Frau aus der Nachbarschaft, müssten unverzüglich abgeräumt werden, ansonsten werde eine Firma beauftragt. Der oder die Spender der Tore waren zwar unbekannt, aber: Die Beseitigung der Tore werde man der Frau in Rechnung stellen.
Der Hintergrund: Die Tore waren nicht verankert und es hat anscheinend anderswo bereits mehrere Unfälle gegeben, bei denen Kinder von umkippenden Toren erschlagen worden sind. Falls so etwas passiert, wäre wiederum ein Verwaltungsmitarbeiter, der nichts unternommen haben würde, verantwortlich. Deshalb gab es offenbar diese unmissverständliche Ansage seitens der Verwaltung an die Nachbarschaft. Seither stehen die Tore nicht mehr auf der Rasenfläche.
Die Politiker in der Bezirksvertretung wurden zunehmend vorsichtig und fast kleinlaut, um nichts Falsches mehr zu sagen. „Wir wollen ja nur, dass die Kinder Fußball spielen können“, sagte Max Haake (SPD). „Aber – die Kinder können doch auch jetzt auf dem Platz Fußball spielen!“, entgegnete die Verwaltungsmitarbeiterin.
Darauf Rüdiger Scholz (CDU): „Das verstehe ich nicht, dann können die Bälle doch auch jetzt auf die Straße rollen?“ Der Landtagsabgeordnete hatte zuvor mit einer langen Rede ein Plädoyer für den Straßenfußball gehalten und noch einmal festgestellt, dass Bolzplätze, ob man sie so nennen darf oder nicht, offizielles Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen sind.
Der Beschluss zur Hecken-Einrahmung fiel einstimmig.