Die Stadt hat die offizielle Gedenkstunde dieses Jahr ausnahmsweise vordatiert.
86 Jahre danachLeverkusen gedenkt bei verschiedenen Veranstaltungen der Reichspogromnacht
Auch in diesem Jahr lädt die Stadt wieder zu einer Gedenkstunde an die Reichspogromnacht ein. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gipfelte der zuvor über Jahre geschürte Antisemitismus in einem Pogrom. Die Nationalsozialisten und ihre Gefolgsleute setzten im gesamten Deutschen Reich Synagogen in Brand, zerstörten jüdische Geschäfte und ermordeten über 1000 Jüdinnen und Juden. Nach den Novemberpogromen begann die systematische Vertreibung der jüdischen Bevölkerung.
Obgleich der 9. November der offizielle Gedenktag ist, findet die Erinnerungsveranstaltung in Leverkusen dieses Jahr bereits am Freitag, 8. November, statt. Damit auch die Schulen teilnehmen können, sei der Termin vorgezogen worden, heißt es von Seiten der Stadt. Man wolle eine möglichst breite gesellschaftliche Beteiligung erreichen. Um 12 Uhr beginnt die Gedenkstunde am Platz der Synagoge.
Leverkusener Schulen beteiligen sich an Gedenkstunde
Nach verschiedenen, unter anderem von Schülerinnen und Schülern des Landrat-Lucas-Gymnasiums vorbereiteten, Redebeiträgen und einer gemeinsamen Kranzniederlegung können sich die Teilnehmer einem Gedenkzug durch die Opladener Fußgängerzone bis zur Jugendkirche Aloysiuskapelle anschließen. Dabei werden Schülerinnen und Schüler der Montanus-Realschule an den Stolpersteinen weitere Impulse beitragen. Die musikalische Untermalung übernimmt das Klezmer-Ensemble der Musikschule.
Während der Gedenkstunde ist die Lessingstraße nur von der Gerhart-Hauptmann-Straße aus bis zum Platz der Synagoge für den Verkehr zugänglich. Außerdem ist der sich von der Düsseldorfer Straße bis zur einmündenden Kämpchenstraße erstreckende Abschnitt der Altstadtstraße vollständig gesperrt.
VR-Projekt erlebt in Leverkusen NRW-Premiere
Bereits am Dienstag, 5. November, richtet das Geschwister-Scholl-Berufskolleg gemeinsam mit der „Jewish Claims Conference“ das neue Virtual Reality-Projekt „Inside Kristallnacht“ aus, bei dem die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit haben, die Pogrome am 9. November 1938 in München anhand der Schilderungen der Holocaust-Überlebenden Charlotte Knobloch nachzuvollziehen. Die 92-Jährige erlebte den Gewaltexzess als kleines Kind hautnah mit.
Am darauffolgenden Mittwoch findet unter dem Titel „Die Shoah fand nie ein Ende“ um 19 Uhr in der evangelischen Kirche auf der Kolberger Straße ein Gedenkabend statt, den Schülerinnen und Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums sowie der Marienschule zusammen mit dem Zeitzeugen der sogenannten „Second Generation“, Avi Applestein, gestalten. Letzterer erzählt an diesem Abend vom Schicksal seiner Eltern, die beide den Horror des Konzentrationslagers überlebt haben. Für den musikalischen Rahmen sorgt das Klezmer-Ensemble „Crazy Freilach“ mit traditioneller jüdischer Musik.
Leverkusener Stadtführung widmet sich Widerstandskämpfern
Auch am Samstag, 9. November, selbst widmen sich Veranstaltungen in Leverkusen dem Gedenken an die Reichspogromnacht: So haben Angela Breitrück und Bernhard Geuß einen Stadtspaziergang durch Alkenrath ausgearbeitet, der an die Opfer des Nationalsozialismus und die Widerstandskämpfer im Dritten Reich erinnert. Nach Einigen, beispielsweise dem von Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Nikolaus Groß, sind im Stadtteil Alkenrath Straßen benannt. Die dreistündige Führung beginnt um 12 Uhr am Graf-Galen-Platz. Interessierte können sich online, per E-Mail oder telefonisch unter 0173 / 54 70 158 anmelden.
Außerdem lädt auch die Bürgerstiftung Leverkusen um 19 Uhr in die an der Kolberger Straße gelegenen evangelischen Kirche von Quettingen zu einer Gedenkfeier mit der Überschrift „Mama was a fighter“ ein, bei der drei aus Israel und den Vereinigten Staaten von Amerika angereiste Geschwister der Familie Sidrer über das Schicksal ihrer Eltern, die den Holocaust überlebten, mit Schülerinnen und Schülern des Landrat-Lucas-Gymnasiums und der Marienschule sprechen werden. Den musikalischen Rahmen gestalten der Leverkusener Bachchor, das Klezmer-Ensemble „Crazy Freilach“ und die israelische Vokalistin Jeanne Rabin.