Zur Gedenkveranstaltung am Platz der Synagoge sind im Jahr des zunehmenden Antisemitismus mehr Teilnehmer als sonst gekommen.
„Können das nicht tolerieren“Redner in Leverkusen verurteilen am Gedenktag Antisemitismus
Bei der städtischen Gedenkstunde zur Mittagsstunde des 9. November am Platz der Synagoge ist es kein Problem, jüdische Symbole zu zeigen. Wären die vielen gleichgesinnten Menschen aber nicht zusammen, könnte eine Kippa, wie sie der Oberbürgermeister trug, oder das Zeigen einer Fahne mit dem Davidstern zu einem ernsthaften Problem werden. Seit dem Hamas-Überfall hat der Antisemitismus aus verschiedenen antiisraelischen Milieus noch einmal extrem zugenommen.
Dem Vorsitzenden der Leverkusener jüdischen Vereins „Davidstern“, Lev Ismikhanov, habe dieses Zusammenstehen gutgetan, sagte er nach der Stunde zum „Leverkusener Anzeiger“, und vermutlich geht es nicht nur ihm so. Auch das ist wohl ein Grund, weshalb zur Gedenkstunde mehr Menschen gekommen sind als in früheren Jahren. Ismikhanov sagte, dass es den Vereinsmitgliedern auch in Leverkusen nicht möglich sei, Zeichen jüdischen Lebens offen zu tragen; der Verein habe zudem für die nächste Zeit alle Feste und Veranstaltungen wegen der Sicherheitsbedenken abgesagt.
Auf den anschwellenden Antisemitismus in Teilen der Bevölkerung ging Oberbürgermeister Uwe Richrath in seiner Rede ein: „Dass diese Haltung (das Existenzrecht Israels, d.Red.) in Deutschland offenbar für viele, die hier leben, keine Selbstverständlichkeit ist, wird seit dem 7. Oktober mehr als deutlich. Dieser Antisemitismus geht durch weite Bevölkerungskreise … Wir können das nicht tolerieren.“ Applaus unterbrach danach die Rede.
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Er wolle sich gegen jede Form von Diskriminierung stark machen, sich für gegenseitigen Respekt einsetzen, ansonsten profitierten ausschließlich die, die Hass schüren, die Feinde der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Er erinnerte auch an das Pogrom am 9. und 10. November 1938, das einen Wendepunkt hin zum Massenmord bedeutet habe, auch im heutigen Leverkusen.
Gebet des Rabbiners für die Ermordeten
Rabbiner Michael Kogan sprach nach Richraths Rede ein Gedächtnisgebet für die während der Nazizeit Ermordeten, dessen schmerzvollen Inhalt auch die ahnten, die vom hebräischen Gebetstext nur die Namen der Vernichtungslager Auschwitz, Bergen Belsen und Treblinka verstanden haben.
Schülerinnen und Schüler eines Leistungskurses Geschichte vom Landrat-Lucas-Gymnasium trugen vor der gemeinsamen Kranzniederlegung die Erkenntnisse einer Unterrichtseinheit über antisemitische Rap-Texte vor, für die sie Beispiele der Rapper „Kollegah“ und „Fahrid Bang“ benannten. Für die meist jugendlichen Musikkonsumenten seien sie antisemitische Propaganda. Ebenso schädlich seien verharmlosende Aussagen zum Nationalsozialismus aus den Reihen der AfD.
Prozession zu Stolpersteinen in Opladener Altstadt
An der Kranzniederlegung am Gedenkstein für die Synagoge beteiligten sich Lev Ismikhanov, Leo Kukharev und Rabbiner Michail Kogan von der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Stadtdechant Heinz-Peter Teller, Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten, der Buddhist Koen TaiDo Duenk, Kofi Sam Nyantakyi (Integrationsrat), Detlev Blome (Neuapostolische Kirche), Uwe Richrath und Ismalj Memishi (islamische Gemeinschaft Leverkusen).
Der Weg in die Fußgängerzone zu den Opladener Stolpersteinen geriet zu einer großen Prozession, die den Platz fast eng werden ließ. Eine Gruppe Schülerinnen und Schüler von Montanus-Realschule beschäftigt sich in einem Projekt mit der Geschichte im Rahmen ihrer Vorbereitung für eine Fahrt nach Auschwitz. Sie erzählten etwas über die Menschen, für die der Künstler Gunter Demnig 2002 vor dem Schuhhaus Roeseler und der Kölner Straße 22 die Steine gelegt hatte.
Polizistinnen und Polizisten sind sowohl offizielle Teilnehmer und natürlich zum Schutz bei der Gedenkveranstaltung anwesend. Es gab keine Störung.