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InnenstadtViele wollen bei der City C in Leverkusen mitreden

Lesezeit 4 Minuten
Eine Skizze der City C nach dem Umbau.

So könnte die City C eines Tages aussehen. Aber der Architektenwettbewerb kommt erst noch – nach der Bürgerbeteiligung.

Im Internet haben nach einer Woche schon rund 400 Leute mitgemacht. Am Montag konnten Bürger sich live beteiligen.

Es ist sicherlich das wichtigste Stadt-Umbauprojekt Leverkusens. Nach Jahren des Stillstands nimmt die Entwicklung einer neuen City C in Wiesdorf Gestalt an. Ein grobes Konzept steht, aber noch ist viel Raum für Ideen. Die werden von der Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort in diesen Wochen abgefragt. Auf der SWM-Seite im Netz läuft die Bürgerbeteiligung seit rund einer Woche, am Montag suchten die Leute der städtischen Tochtergesellschaft das direkte Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern.

Dafür musste man nicht tief in die Ödnis der weitgehend leerstehenden Ladenpassage an der Friedrich-Ebert-Straße eindringen: Die frühere Filiale des Reisbüros Hebbel diente als Anlaufpunkt. Dorthin war am Montagnachmittag auch Rainer Häusler gekommen und schrieb ein paar Zettel voll, die an die Stellwände gepinnt wurden. Wer wollte, konnte sich zu den Themen Gastronomie, Einkaufen, soziale Aspekte äußern. Oder zu Plätzen und Grünflächen, zum Wohnen, zu Aspekten der Mobilität.

Das frühere Reisebüro Hebbel am Eingang der City C.

Das frühere Reisebüro Hebbel ist jetzt Anlaufpunkt für Interessierte am Umbau der City C.

Dabei zeigte sich, dass Handel und Gewerbe durchaus ein Thema sind: Ein Lebensmittel-Supermarkt wird gewünscht, außerdem ein Restaurant, das auch tagsüber geöffnet ist – und „höherwertige“ Läden. Mancher sieht Leverkusen durchaus als prinzipiell konkurrenzfähig zu Köln. Nur eben nicht mit der vorherrschenden Geschäftsstruktur, etwa in der Rathaus-Galerie. Deren Leiterin Nicole Giese ließ sich am Montag auch bei der Bürgerbeteiligung sehen.

Auf den Wunschzettel schafften es am Montag auch „mehr Grün“ und ein „markanter Anlaufpunkt“, der die Großimmobilie von ihrem etwas gesichtslosen Umfeld abheben soll. Was zu vermeiden sei: „dunkle Zonen“. Ebenfalls nicht gewünscht sind E-Roller. Aber beim Thema Mobilität zeigten sich ausweislich der angepinnten Zettel auch grundsätzliche Unterschiede: Jemand wollte auf jeden Fall eine Station des Wupsi-Leihradsystems, ein anderer „ausreichend Parkplätze“. Deren Ertüchtigung in der Tiefgarage muss die SWM sehr bald angehen.

Stifte, Notizzettel und Kärtchen mit einem QR-Code auf einem Tisch.

Notizzettel und weiteres Werkzeug für die Bürgerbeteiligung

Das dürfte in etwa gleichzeitig mit dem Architekten-Wettbewerb geschehen. Der wird natürlich erst ausgeschrieben, nachdem die Bürger ausreichend Zeit hatten, ihre Ideen einzubringen. „Bis zum 10. Oktober ist der Fragebogen im Netz“, kündigte SWM-Sprecherin Katrin Rehse an. Auf dem werden die wichtigen Punkte abgefragt.

Sabine Krieg freut das sehr. Die Düssseldorfer Professorin begleitet das Projekt City C und weiß als Expertin für Handel und Städtebau, wie anders heute die Anforderungen sind. Die City C ist für Krieg ein typisches Kind ihrer Zeit, „und das Konzept hatte ja auch seine Berechtigung“, betonte sie. Heute aber stoße der Handel auch in größeren Innenstädten an seine Grenzen, das Internet hinterlasse tiefe Spuren. Eine Zahl hatte Krieg auch: Zwei Drittel des Online-Umsatzes stamme aus Städten mit weniger als 50.000 Einwohnern. Was die Professorin noch glücklicher machen würde bei der Entwicklung der neuen City C: „dass sich noch viel mehr junge Leute beteiligen“.

Die Professorin Sabine Krieg steht vor einer Leinwand.

Die Düsseldorfer Professorin Sabine Krieg gab eine Einführung in Stadtumbau.

Der ehemalige Stadtkämmerer Häusler gehört nicht zu dieser Gruppe. Aber er hat seine ganz eigene Geschichte mit der City C. Kaum außer Dienst, machte er sich im Auftrag des Oberbürgermeisters mit Gert Geiger, dem früheren Chef der Gebäudewirtschaft im Rathaus, an ein Umgestaltungskonzept für die riesige Problem-Immobilie. Am Ende stand ein Plan, der dem heutigen durchaus ähnelt:

Handel kam darin nur noch als Supermarkt vor, der Akzent lag auf hochwertigen Wohnungen und einem Hotel. Das Problem: Für die Umsetzung des Häusler-Geiger-Plans fand sich seinerzeit kein Investor. Viele Eigentümer, eine teils marode Infrastruktur und Lästigkeiten wie eine Tiefgarage im städtischen Besitz machten das vor 55 Jahren unter großem Jubel eröffnete Konglomerat aus Läden, Wohnungen und einem Büroturm unattraktiv für Leute, die mit Immobilien möglichst hohe Renditen erwirtschaften wollen.

Häuslers und Geigers Erfahrungen ebneten letztlich der SWM den Weg. In der Stadtverwaltung und unter den Politikern reifte die Erkenntnis, dass die Stadt eine neue City C schon selbst ins Werk setzen muss, wenn auch über das Vehikel einer Tochtergesellschaft. Deren Geschäftsführung teilen sich der Projektentwickler Björn Krischick und wiederum der amtierende Kämmerer Michael Molitor. Sie werden viele Millionen Euro bewegen müssen. Wofür das Geld ausgegeben wird, soll auch Sache der Leverkusenerinnen und Leverkusener sein.