Der Stadtteil braucht neue Impulse, auch baulich. Aber die lassen weiter auf sich warten.
StadtentwicklungWarum Leverkusen das schwierige Manfort immer noch nicht anpackt
Es war Sommer 2016, als Hermann-Josef Kentrup in der Wolfgang-Obladen-Halle eine grundsätzliche Feststellung traf: „Dass es in Manfort Probleme gibt, wissen wir seit 40 Jahren.“ Und so wie es aussieht, werden sogar fünf Jahrzehnte voll werden, bevor sich die Stadt mit dem bewährten – und in der Regel mit viel Landesgeld unterfütterten – Instrument eines Integrierten Handlungskonzepts des Stadtteils annehmen wird. Das geht aus einer aktuellen Mitteilung der Verwaltung an den Rat hervor: „Eine erste Antragstellung wird für das Städtebauförderprogramm 2026 avisiert“, heißt es mit Blick auf das Integrierte Handlungskonzept (InHK), das mit gehöriger Verzögerung nun ausgeschrieben wird.
Bezeichnenderweise äußerte sich Kentrup auf einer Veranstaltung, die eine Art Ersatz war dafür, dass sich die Stadtverwaltung – seinerzeit noch aus Geldmangel – nicht mit dem Stadtteil befassen konnte. „Gemeinsam leben in Manfort“ war eine Idee der Kirchen; im Juli 2016 konnten sie die Ergebnisse einer „aktivierenden Befragung“ öffentlich vorstellen. Die Veranstaltung entpuppte sich als Startschuss für diverse Initiativen im sozialen Bereich. Baulich passierte nicht viel; der Verlust der Johanniskirche, die im März 2021 entwidmet wurde, galt im Gegenteil als ein großer, auch wenn von dort aus die Quartiersmanagerin Tanja Deiters schon seit Sommer 2019 ihre Kreise zog.
Erst ging es schnell, dann gar nicht mehr
Ein paar Tage vor Entwidmung der evangelischen Kirche, nämlich am 22. März 2021, hatte Leverkusens Stadtrat die Verwaltung damit beauftragt, ein InHK für Manfort zu erarbeiten. Damit „wurde sofort begonnen“, heißt es im dieser Tage veröffentlichten Bericht aus dem Technischen Rathaus: Ein Konzept sei erstellt worden, eine Ausschreibung sollte im Dezember 2022 erfolgen. Dieser Zeitplan wurde dann Makulatur: Personelle Engpässe und die umfangreichen neuen Bestimmungen einer aktualisierten Vergabeverordnung nennt das Baudezernat als Gründe. Dann kam die neue Städtebauförderrichtlinie des Landes. Die datiert freilich vom Juni 2023, also reichlich zwei Jahre nach dem politischen Auftrag.
Jetzt, 25 Monate nach dem Ratsbeschluss, soll das Integrierte Handlungskonzept für Manfort auf dem Vergabemarktplatz ausgeschrieben werden, heißt es aus dem Rathaus – „nach intensiver Abstimmung im Fachbereich Stadtplanung und mit der Vergabestelle“. Aber damit ist konkret noch nichts gewonnen für den Problem-Stadtteil: „Da für die Erarbeitung eines Integrierten Handlungskonzeptes mindestens ein Bearbeitungszeitraum von einem Jahr anzusetzen ist, muss die Zeitplanung auch für die Förderantragstellung entsprechend angepasst werden“, so die Erläuterung des Baudezernats. Das wiederum dürfte bedeuten, dass aus dem Städtebauförderprogramm 2026 Geld nach Manfort fließen dürfte. Bestenfalls.
Dann allerdings könnte doch noch Zug in die Sache kommen. Die Stadt-Tochter, die derzeit an der City C, einem neuen Bahnhof in Wiesdorf und der Entwicklung eines kleinen Gewerbegebiets unweit der Rheinallee arbeitet sowie nebenbei die frühere Kaufhof-Immobilie belebt halten muss, ist auch für das InHK östlich von Wiesdorf zuständig. SWM heißt Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort. Hermann-Josef Kentrup erlebt das alles nicht mehr. Der Manforter Christdemokrat ist im Oktober 2020 gestorben, hat also noch nicht einmal den Rats-Auftrag an die Stadtverwaltung mitbekommen.