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UnfallgefahrWarum die Stadt Leverkusen diesen Bolzplatz für gefährlich hält

Lesezeit 3 Minuten
Nachbarn haben einen Bolzplatz in der „Kolonie Eigenheim“ auf dem Rasen des Heinrich-von-Kleist-Platzes eingerichtet.

Nachbarn haben einen Bolzplatz in der „Kolonie Eigenheim“ auf dem Rasen des Heinrich-von-Kleist-Platzes eingerichtet.

Einfach selbst ein paar Tore aufstellen, damit der Nachwuchs vorm Haus kicken kann, kann schiefgehen.

Was passieren kann, wenn Nachbarn selbst aktiv werden, haben Anwohner am Heinrich-von-Kleist-Platz in Wiesdorf erfahren. Die große Rasenfläche auf dem Platz war für den Fußball-liebenden Nachwuchs schon länger eine schöne Spielfläche. Auf dem Rasen wurde schon früher gekickt. Um die Spielfreude zu befördern, hatten Eltern dort eigenmächtig den vorhandenen Bolzplatz aufgewertet, indem sie dort zwei solide Tore aus Aluminium hinstellten. Die sollen jetzt schnellstens entfernt werden, fordert die Stadtverwaltung: Die Gefahren für die Kinder, die auf dem Platz in der Kolonie „Eigenheim“ Fußball zu spielen, sei zu hoch.

Dass die Verwaltung überhaupt Wind von den zwei Toren bekam, kam durch eine Nachfrage der Nachbarin Bettina Mohr zustande. Die hatte einen Antrag gestellt, dass auf dem Heinrich-von-Kleist-Platz zwei Parkbänke aufgestellt werden könnten. Bei einem Ortstermin deswegen fielen einem Verwaltungsmitarbeiter offenbar die illegalen Tore auf.

Die Tore könnten umfallen

Bettina Mohr sagt, sie habe daraufhin einen Anruf eines Verwaltungsmitarbeiters bekommen, dass die Tore sofort zu entfernen seien. Die Bedenken des Amts gegen die Nutzung der Rasenfläche als Bolzplatz habe der mit der Sicherheit der Kinder begründet: Erstens könnten die Tore umfallen. Zweitens würden Bälle vom Platz ungehindert auf die Straße rollen. Diese Gefahrensituation kennt jeder Fahrschüler, denn die Szene eines auf die Straße rollenden Balls ist ein Klassiker: Seit Jahrzehnten ist sie ein fester Bestandteil auf Führerschein-Prüfungsbögen. Bettina Mohr sagt, dass die Tornetze die Bälle doch gerade zurückhielten; ohne die Tore würden viel öfter Bälle auf die Straße rollen.

Die Verwaltung habe Druck gemacht, sagt Bettina Mohr; wenn sie die Tore nicht selbst entfernen würde, würde man jemanden damit beauftragen, dann bekäme sie eine Rechnung. Mohr: „Dabei gehören die mir gar nicht!“

Stadtsprecherin Heike Fritsch gibt an, dass sie wegen der Verkehrssicherungspflicht dazu verpflichtet zu sein. Die Tore müssen bis kommenden Mittwoch vom Platz genommen werden. Um die Sache noch zu retten, haben sich jetzt die SPD und die CDU im Bezirk zusammengetan und fordern den Erhalt des Bolzplatzes. Bolzplätze, schreiben die beiden Parteien, gehörten schließlich zum immateriellen Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Leverkusen sei die erste Stadt gewesen, die einen Bolzplatz an der Rheindorfer Boberstraße mit einem kleinen Festakt mit einer entsprechenden Plakette „Immaterielles Kulturerbe“ versehen habe.

Leverkusen sollte als Stadt des wohl künftigen Deutschen Fußballmeisters jede derartige Initiative von Bürgerinnen und Bürgern unterstützen.
Antragstext

In der Begründung zum Antrag heißt es: „Seit Jahren hat die Verwaltung es nicht geschafft, zusätzliche Flächen für Bolzplätze in unserer Stadt bereitzustellen. Deshalb sollte Leverkusen als Stadt des wohl künftigen Deutschen Fußballmeisters jede Initiative von Bürgerinnen und Bürgern unterstützen, die der Verwaltung diese Aufgabe abnehmen und für die Jugendlichen neue Freizeitmöglichkeiten schaffen. Diese bürgerschaftlichen Initiativen müssen die Unterstützung der Verwaltung finden und dürfen nicht noch torpediert werden.“

Die Antragsteller von CDU und SPD glauben, dass die Pflanzung einer Hecke rund um den Bolzplatz einen ausreichenden Schutz vor rollenden Bällen bietet. Ein historisches Foto vom Platz, der in alten Zeiten mit einer Baumreihe umkränzt gewesen sein soll, haben sie auch gefunden, um möglicher Bedenken des Amts gegen eine Heckenpflanzung zuvorzukommen. Die Kolonie „Eigenheim“ steht unter Denkmalschutz.

Noch stehen die Tore. Die zwei Parkbänke für den Platz seien von der Stadt inzwischen abgelehnt worden, sagt Bettina Mohr.