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Kundgebung vor dem RathausWas Leverkusens Klima schadet

Lesezeit 2 Minuten
Die Klima-Aktivisten Alice Werner und Benedikt Rees vor dem Rathaus

Aktivisten um Alice Werner und Benedikt Rees (rechts) wiesen vor dem Rathaus auf die Folgen verfehlter Verkehrspolitik hin.

Autobahn-Ausbau und Industrieproduktion werden angeprangert.

Das Hochwasser im östlichen Europa und an der Elbe hat die Nachrichten dieser Tage dominiert. Dagegen seien die katastrophalen Überflutungen in Afrika kaum zur Kenntnis genommen worden. „Dabei sind dort mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen“, sagte Niko Froitzheim. Der Bonner Professor gehörte am Freitagnachmittag zu den Rednern auf der Klima-Demo in der City.

Froitzheim hat Geologie gelehrt, aber seit Jahren kümmert er sich um den Klimawandel, zieht mit seiner Vortragsreihe „Aspekte der Erderwärmung“ durch die Lande. Seit 2010 erwärme sich die Erde doppelt so schnell wie in den Jahren zwischen 1970 und 2010, berichtete er auf dem sonnenüberfluteten Platz vor dem Rathaus. Da passe es so gar nicht, dass „unser CO₂-Budget in diesem Januar aufgebraucht war“. Seitdem ist, was Deutschland angeht, das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, nicht mehr zu erreichen. Unser Land habe die Latte gerissen, obwohl sich die Regierung auf der Pariser Klimakonferenz zu etwas anderem verpflichtet hatte.

Autobahn-Ausbau ist absurd

Was kann man noch tun? Eine von Froitzheims Antworten: keine neuen Fernstraßen mehr bauen. „Das ist ein Selbstläufer, und es kostet uns nichts.“

In Leverkusen, das weiß jeder, geschieht das Gegenteil. Für die A 1 und die A 3 gibt es gigantomanische Ausbaupläne. Die stehen im Bundesverkehrswegeplan, und gegen den müsse gekämpft werden, so der Aufruf von Alice Werner, die auch diese Demonstration organisiert hatte. Der Plan sei „ein riesengroßes Straßenbau-Wunschkonzert“ und werde seit Jahrzehnte fortgeschrieben. Das müsse aufhören, eine Petition könnte dazu beitragen.

Kritik an Bayer

Wo demonstriert wird, ist auch die „Coordination gegen Bayer-Gefahren" gern dabei. Sprecher Marius Stelzmann wies vor dem Rathaus darauf hin, dass der Konzern voriges Jahr mehr als drei Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente in die Luft gefeuert hat. „Der Methan-Ausstoß, den die Internationale Energieagentur für fast ein Drittel des globalen Temperatur-Anstiegs verantwortlich macht, ist seit 2019 sogar gestiegen.“

Einen großen Anteil an Bayers Treibhausgas-Ausstoß habe die Glyphosat-Herstellung. Um das Vorprodukt Phosphor aus dem Sediment-Gestein Phosphorit zu gewinnen, müsse der Ofen am US-Standort Soda Springs auf eine Betriebstemperatur von 1500 Grad kommen. Das gehe nur unter Einsatz von sehr viel Energie.

Kritisiert wurde vom Sprecher der „Coordination“, dass Bayer seinen Plan auf Eis gelegt hat, in Bergkamen gemeinsam mit Eon und Iqony ein Wasserstoff-Cluster aufzubauen. Das lasse sich derzeit nicht „wirtschaftlich darstellen“.